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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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genommen. Ich war ja so dumm gewesen! Ich war bloß eine Prostituierte, und er wollte weiter nichts als Sex. Wie konnte mich einer auf dieselbe Art wollen, wie er eine normale Frau wollte?
    Es war Anfang Dezember, etwa eine Woche, nachdem ich als Untermieterin bei Lara eingezogen war, als der Mann schließlich wieder auftauchte. Ich war beinahe wütend, als er ins Wohnzimmer kam.
    Er ist bloß ein Freier, sagte ich mir im Stillen, als er mich anlächelte. Er hat dich vergessen.
    »Gehst du mit?«, fragte er.
    Ich sah ihn nicht an, als ich aufstand.
    »Ich sollte dir sagen, wie ich heiße«, sagte der Mann, als wir den Raum betraten.
    »Alles, was du willst«, sagte ich und zog mich aus.
    »Ich heiße Murat. Und du?«
    »Oxana.«
    »Nicht Marilyn?«
    »Nein.«
    Er fing auch an, sich auszuziehen. »Ich war weg.«
    »Ach ja?«
    »Bei der Hochzeit meines Bruders in der Türkei. Deshalb war ich nicht wieder hier.«
    »Oh.«
    »Vor einer Weile war ich mal da und wollte zu dir, aber du warst nicht hier.«
    »Nein. Sollen wir anfangen?«
    Ich wollte mir keine Gefühle erlauben, ich musste sie in die hinterste Ecke stecken, sie einsperren und vergessen.
    Wir hatten Sex. Es war schnell, klinisch, wie bei all den anderen. Aber als Murat aufstand, sah er mich zärtlich an. »Gehst du mal mit mir essen?«, fragte er.
    Ich starrte ihn an. Wieso tat er das? Na ja, jedenfalls würde ich mich nicht wieder zum Narren halten lassen. »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil du ein Kunde bist.« Ich drehte mich um, verließ den Raum und setzte mich wieder ins Wohnzimmer, um weiterzulesen. Ich schaute nicht auf, als Murat ging; ich wollte nicht, dass er in meinen Augen las.
    Später ging ich in die Küche, um mir einen Wodka einzugießen. Ich war verwirrt und hatte ein ganz seltsames Gefühl. Der Alkohol würde mich innerlich betäuben, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Aber ein Glas folgte aufs andere, bis ich mich tapfer und überdreht fühlte. Ich nahm den Hörer auf und wählte seine Nummer.
    »Ich bin es, Oxana. Ich will dich sehen«, sagte ich, als er sich meldete.
    Ich würde ihn einfach nur benutzen und dann verlassen. Ich konnte tun, was ich wollte, jetzt, da ich einige Wodkas intus hatte.
    »Na schön.«
    Murat sagte mir, wo er wohnte, und ich fuhr mit einem Taxi zu einer Tankstelle in der Nähe seiner Wohnung, ehe ich ihn noch einmal anrief, um ihm zu sagen, er solle mich abholen. Ich wartete und spürte den Mantel auf der nackten Haut. Ich trug nur Unterwäsche und Strümpfe. Ich wollte, dass er mich berührte, wie er das schon einmal getan hatte; er sollte dafür sorgen, dass ich mich wieder wie ein Mensch fühlte, er sollte machen, dass ich mich vergaß.
    Er kam mich abholen, und kaum sah ich ihm in die Augen, war mir klar, dass er mich heilen würde, und sei es auch nur für kurze Zeit. Wir fuhren in seine Wohnung und liebten uns wie beim ersten Mal: mit einer Sinnlichkeit, die ich außer mit ihm noch nie zuvor erlebt hatte. Nur er konnte meinen Körper, der so lange tot gewesen war, wieder zum Leben erwecken und unter der Berührung eines Mannes erschauern lassen. Endlich begriff ich, was Sex sein konnte. Ich hatte den Sex immer als etwas betrachtet, das man erdulden musste, etwas, das Frauen erlitten und Männer sich nahmen. Jetzt wusste ich, Sex konnte ein wundersames gegenseitiges Vergnügen sein.
    »Du bist schön«, sagte Murat später, als wir im Bett lagen. »Ich will dich wiedersehen.«
    »Natürlich wirst du mich wiedersehen«, sagte ich. In dem Augenblick kam ich mir vor, als hätte ich einen vergrabenen Schatz entdeckt. »Ich will dich auch wiedersehen.«
     
    Noch bevor es Morgen wurde, ging ich, und da hatte sich meine Stimmung schon in Depression verwandelt. Der ungestümeMut, den der Alkohol mir verliehen hatte, war verschwunden. Ich verfluchte mich. Ich war schwach gewesen. Wieso war ich überhaupt gekommen? Wie konnte ich nur so dumm sein und mein Herz dem Gedanken öffnen, dass ein Mann überhaupt fähig wäre, mich aufrichtig zu lieben? Dieser Mann würde mich verletzen, so wie alle anderen vor ihm auch.
    Lara lächelte, als sie mich in die Sauna kommen sah. »Wie warʼs?«
    »Okay.« Ich zuckte mit den Schultern.
    »Dann gehst du also noch mal zu ihm?«
    Ich spürte, wie sich mein Herz verhärtete. Ich fühlte die alte Wut knapp unter der Oberfläche brodeln, bereit, jeden Moment auszubrechen. Im Grunde hatte sich nichts geändert. »Nein. Der ist wie alle anderen, da bin ich mir sicher.«
    Ich

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