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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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würde ich Sie mögen?«
    »Ach, komm schon«, erwiderte der Kunde dann lachend. »Du brauchst dich doch bloß auszuziehen und dich hinzulegen. Da ist doch nichts dabei.«
    Mistkerle. Die hatten ja keine Ahnung, wie es sich anfühlte, wenn mir der Gestank von einem Mann nach dem anderen in die Nase stieg – ein Inder mit dem Geruch von Curry an sich, ein Türke, dem das Kebabfett in der Kleidung hing, ein Engländer, der nach Bier stank. Ich konnte meine Gefühle einfach nicht mehr verbergen, und schließlich war ich fünf Tage ohne einen einzigen Freier. Lara hatte mir Geld für Essen gegeben, aber ich wusste nicht, wie ich jemals all die Wut unterdrücken sollte, die da aus mir herausströmte.
    An diesem Abend war ich damit dran, Tee und Kaffee für die Kunden zu kochen, und ich schaute hoch, als die Tür aufging. Zwei Männer kamen herein, und allein schon ihr Anblick ärgerte mich. Ich hatte Schuhe mit besonders hohen Absätzen an, und wenn die zwei etwas trinken wollten, musste ich den ganzen Weg rauf in die Küche stöckeln.
    Der eine ging direkt in die Sauna und nahm sich kein Mädchen. Er arbeitete wohl in einem Restaurant oder Kebab-Imbiss und wollte einfach nur entspannen. Aber sein Freund – der groß und schlank war und ein Tuch um den Kopf trug – tat nicht mal das. Wieso kamen diese Männer her und starrten uns an wie Tiere im Zoo?
    Lara fragte ihn, ob er etwas trinken wolle, als sie ihn hereinführte.
    »Kaffee. Mit Milch.«
    Mit lautem Knall schlug ich mein Buch zu. »Wie viele Stückchen Zucker?«, seufzte ich.
    »Wenn es Umstände bereitet, dann lassen Sie es nur«, sagte der Mann.
    Lara starrte mich an.
    »Nein«, sagte ich lustlos. »Ist schon okay.«
    »Zwei Stück bitte.«
    Ich sah mir den Mann an. Er war ganz offensichtlich Türke. »Kaffee kommt in einer Minute«, sagte ich zu ihm in seiner Sprache und ging.
    Ein paar Minuten später kam ich mit dem Kaffee zurück und nahm mir wieder mein Buch vor.
    »Woher können Sie denn Türkisch?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Nein, ich versuche ja nur, Konversation zu machen.«
    »Ich habe da gearbeitet.«
    »Und woher kommen Sie ursprünglich?«
    »Aus Russland.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Marilyn.« Seit ich von Ardy fort war, hatte ich mir die Haare schneiden und blond färben lassen und trug roten Lippenstift.
    »Haben Sie eine gute Massage zu bieten?«, fragte der Mann leise.
    »Keine Ahnung. Manchen gefällt es.«
    »Na ja, geben Sie mir dann eine?«
    »Das kostet dreißig Pfund und dauert zwanzig Minuten.«
    »Okay.«
    Wir gingen in einen Raum, und der Mann setzte sich auf einen Stuhl.
    »Wie viele Kunden haben Sie denn heute schon gehabt?«, fragte er.
    »Nicht einen einzigen«, log ich.
    »Und wie viel geben Sie von Ihrem Verdienst am Empfang ab?«
    »Zwanzig Pfund«, log ich.
    »Dann bekommen Sie für sich bloß zehn Pfund, wenn Sie sich mit mir beschäftigen?«
    »Ja.«
    »Und Sex, wie viel kostet der?«
    »Fünfundvierzig Pfund.«
    »Und der Empfang kriegt davon wie viel?«
    »Fünfunddreißig.«
    Tatsächlich gaben wir am Empfang nur vom jeweils ersten Kunden des Tages fünfunddreißig von fünfundvierzig Pfund ab, von jedem weiteren Kunden dann fünfzehn Pfund. Aber das brauchte dieser Mann nicht zu wissen – ich würde ihm hoffentlich leid tun. Er hielt mir fünfundvierzig Pfund hin. Er wollte Sex. Ich ging raus und gab Lara, was ich dem Haus schuldete, ehe ich wieder in den Raum zurückging.
    »Da«, sagte der Mann, als ich die Tür zumachte. »Das ist für dich.«
    Er hielt mir weitere vierzig Pfund hin.
    Gut.
    »Danke.« Ich ging auf ihn zu und knöpfte ihm die Hose auf.
    »Kann ich erst duschen?«, fragte er.
    »Ja klar«, antwortete ich, und er stellte sich unter die heiße Dusche, während ich mich auszog, mir ein Handtuch umwickelte und mich aufs Bett setzte. Ich starrte ins Leere. Wie lange würde das dauern? Mein Buch gefiel mir wirklich gut.
    »Komm her.«
    Ich sah zur Dusche hinüber. »Was?«
    »Komm her«, wiederholte er. »Ich will dir den Rücken waschen.«
    »Nein«, sagte ich lustlos. »Ich dusche nicht mit Kunden. Da werden nur meine Haare nass, und das Make-up verläuft.«
    »Ich passe schon auf. Ich will, dass du zu mir kommst.«
    Ich seufzte und stand auf. Wenn ich das hier schnell hinter mich bringen wollte, sollte ich lieber tun, was er verlangte. Wenn der Mann richtig heiß war, würde er schneller fertig sein.
    Er schaute mich an, als ich unter die Dusche kam, sagte aber nichts. Ich drehte ihm den Rücken zu.

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