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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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ich Tamara alles zurückzahlte, fände sie vielleicht einen Weg zu verhindern, dass man Sascha und Luda ins Waisenhaus brachte. »Na schön, ich schicke das Geld. Aber ich brauche ein paar Tage. Ich rufe dich an, sobald ich kann.«
    Noch am selben Abend bat ich Murat wieder, mir zu helfen. »Ich tue alles. Ich werde arbeiten. Ich zahle es dir zurück. Ganz bestimmt, Ehrenwort.«
    »Aber ich habe das Geld nicht.« Traurig sah er mich an, und ich wusste, dass er die Wahrheit sagte.
    Vier Tage lang weinte ich, trank und schrie, und die ganze Zeit hoffte ich, Murat würde seine Meinung ändern und mir wenigstens ein bisschen was von seinem Geld geben. Aber er sagte immer wieder nur, dass er mir nicht helfen könne.
    Am fünften Tag stellte ich mich vor den Spiegel und betrachtete mich. Meine Augen waren geschwollen und gerötet, die Haut grau, und die Haare hingen strähnig an mir herunter. Ich streckte die Hand aus und berührte das Gesicht im Spiegel. Nur wenige Monate hatte ich es geschafft, mich im Spiegel anzusehen.
    »Du hast keine andere Wahl«, sagte ich zu meinem Spiegelbild. Kälte kroch in mir hoch, und ich zitterte. »Du musst zurück in die Sauna. Das ist die einzige Möglichkeit für dich, das Geld aufzutreiben, das du brauchst, um sie zu retten.« Tränen traten mir in die Augen. »Tut mir leid. Tut mir ja so leid.«
     
    »Also das hast du beschlossen, ja?«, rief Murat, als ich es ihm erzählte. »Wieder mit dem Ficken anzufangen?«
    »Aber ich habe doch keine andere Wahl«, schluchzte ich. »Du kannst mir nicht helfen, und Lara hat auch nicht so viel Geld. Sonst habe ich ja keinen. Meine Kinder brauchen mich. Ich muss das tun.«
    Wütend sah Murat mich an. »Du weißt wohl, wenn du gehst, ist dir meine Tür verschlossen«, sagte er leise. »Ich nehme dich nicht zurück.«
    Ich starrte ihn an, und es brach mir das Herz, als ich stark blieb. »Ich weiß. Aber meine Kinder stehen bei mir an erster Stelle. Ganz egal, wie sehr ich dich liebe. Ich muss es für sie tun. Sie brauchen mich.«
    Einige Stunden darauf verließ ich die Wohnung und ging wieder zu Lara zurück. Ich wusste, was ich zu tun hatte.

KAPITEL 37
    D as Gesicht des Mannes verschwamm vor mir. Ich konnte den Blick nicht fokussieren, als ich zu ihm hochsah. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich hob das Glas an den Mund und schluckte.
    »Bist du frei?«, fragte er.
    Ich war nicht in dem Raum, sondern war irgendwo weit, weit weg. Aber ich erhob mich langsam und schwankte ein bisschen. Ich spürte eine Hand auf meinem Arm.
    »Bist du frei?«, fragte der Mann noch einmal.
    »Ja«, antwortete ich. »Komm mit, Schätzchen. Wir werden uns amüsieren.«
    Ich verließ das Wohnzimmer und ging auf einen der Massageräume zu. Plötzlich brannte mir saure Übelkeit in der Kehle. Ich schluckte, als ich die Tür aufmachte.
    Denk an die Kinder, sagte eine Stimme in mir.
     
    Es war mein zweiter Tag in der Sauna. Der Boss hatte unseren Streit vor so langer Zeit vergessen und war froh, mir wieder Arbeit zu geben. Ich hatte mich gerade für den Abend zurechtgemacht und trug eine weiße Schwesternuniform, schwarze hochhackige Schuhe, blonde Extensions, zum Pony frisiert, und eine dicke Schicht Make-up, um mein wahres Gesicht zu verbergen. Es war ungefähr neun Uhr abends, und ich saß mit den Mädchen im Wohnzimmer; an dem Abend waren wir zu sechst.
    »Sieht so aus, als würden wir ganz schön zu tun kriegen«, sagte eins der Mädchen, und wir schauten auf den Monitorder Überwachungskamera und sahen eine größere Gruppe Männer ankommen.
    Einen Moment später machte Lara die Tür auf. »Polizei«, flüsterte sie.
    Wie eine Welle strömte die Angst durch uns. Einige Mädchen hatten genau wie ich keine Papiere. Aber ich war nicht allzu besorgt – schließlich kümmerte sich ja eine Anwältin um meinen Fall, auch wenn ich lange schon nichts mehr von ihr gehört hatte.
    Eine ganze Gruppe von Männern kam herein, einige waren in Uniform, andere in Zivil. Am liebsten hätte ich laut gelacht, denn einen von ihnen kannte ich: Er war Stammkunde hier. Ich hatte immer zu große Angst bei Männern von den Behörden gehabt, wenn die mal herkamen. Einmal war ich mit einem in einen Massageraum gegangen, und da hatte er den vollen Service verlangt, aber ich hatte behauptet, ich wüsste nicht, was er meinte – wir wären nur eine Sauna mit Massagepraxis. Doch ein paar von den anderen Mädchen machten das durchaus.
    »Wir müssen mit Ihnen reden«, sagte einer der Männer.

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