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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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Hast du der Polizei ihre Beschreibung gegeben?«
    »Ja. Die suchen nach ihnen.«
    Ich schwieg. Ich war weit weg und fühlte mich so hilflos. Meine Kinder waren ganz allein, und es gab nichts, das ich für sie tun konnte. Ich war ihre Mutter, ich sollte sie beschützen.
    »Du musst mir auch das Geld schicken, das du mir noch schuldest«, fuhr Tamara fort. »Es ist jetzt zwei Monate her, dass du mich bezahlt hast, also musst du etwa neunhundert Dollar schicken.«
    »Natürlich«, antwortete ich. »Ich rufe dich dann morgen an.«
    Aber an Geld konnte ich jetzt nicht denken, als ich auflegte. Hatte Ardy getan, was er mir geschworen hatte? Oder vielleicht Serdar oder Sweta? Wo waren Sascha und Luda? Wer hatte sie entführt? Waren sie noch am Leben?
    Mir kam es so vor, als ob mein Körper an dem Tag dichtmachte. Stundenlang saß ich da, als sich der Himmel erst grau und dann schwarz färbte, und überlegte, ob dies nun meine endgültige Strafe war. Waren meine Kinder verschwunden, weil ich hatte frei sein wollen? Waren sie in meine grauenvolle Welt hineingezogen worden? Hatte ich sie für immer verloren? Ich hätte niemals weglaufen dürfen. Ich hätte die Dinge einfach hinnehmen sollen. Ich hätte ihre Mutter sein sollen.
    »Oxana?«, sagte eine Stimme.
    Ich sah auf und erkannte ein Gesicht im Dunkeln.
    »Ich habe dich dauernd angerufen«, sagte Murat.
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Kinder. Verschwunden. Weggelaufen. Neunhundert Dollar.«
    Er starrte mich an. »Was redest du da?«
    Ich machte den Mund auf, aber sprechen konnte ich nicht. Ich starrte auf den Boden.
    »Komm mit«, sagte Murat, und ich fühlte, wie er meine Hand nahm. »Du musst dich beruhigen.«
    Er führte mich ins Bad und drehte das Wasser an der Wanne auf. »Jetzt zieh dich aus, und steig in die Wanne.«
    Ohne nachzudenken, tat ich, was er gesagt hatte, und zog mich aus. Das warme Wasser umschloss mich, und ich spürte, wie sich meine Muskeln entspannten. Jetzt konnte ich Murat meine Geschichte erzählen.
    »Bitte hilf mir«, flehte ich, als ich fertig erzählt hatte. »Wenn ich Tamara das Geld nicht schicke, müssen die Kinder ins Gefängnis, sobald man sie findet. Und ich weiß, wie es da zugeht, ich weiß, was sie mit meinem Mann gemacht haben. Da dürfen meine Kinder nicht hin. Kannst du mir das Geld leihen? Ich zahle dir jeden Cent zurück.«
    »Aber wenn du das Geld hast, kommen die Kinder dann bestimmt zurück?«
    »Das weiß ich nicht, doch ich darf einfach nicht das Risiko eingehen, dass man sie wegen Diebstahls anzeigt.«
    Murat sah mich an. »So viel Geld habe ich nicht, Oxana. Ich habe nur etwa hundert Pfund auf der Bank, und die kann ich dir nicht geben, ich muss ja schließlich Miete zahlen.«
    »Kannst du mir wenigstens etwas geben, das ich Tamara schicken kann?«
    »Ich habe es doch nicht.«
    »Bitte«, flüsterte ich.
    »Tut mir leid«, antwortete er.
    »Kannst du dir nicht was leihen? Einen Freund darum bitten? Deinen Boss?«
    »Nein.«
    Ich stöhnte leise und drehte den Kopf weg.
     
    Am Tag darauf gab mir Murat weitere zehn Pfund, damit ich Tamara wieder anrufen konnte.
    »Man hat sie gefunden«, sagte sie aufgeregt. »Letzte Nacht. Sie waren am Flugplatz und haben Leute gebeten, ihnen Tickets nach London zu kaufen. Geld hatten sie nicht beisich. Es ist alles weg. Mein Freund sagt, wenn du nicht zahlst, geht er zur Polizei.«
    »Aber wie geht es ihnen?«
    »Prima. Sie sind auf der Polizeiwache. Ich war dort, aber sie wollten sie mir nicht wieder mitgeben, weil ich nicht der gesetzliche Vormund bin.«
    »Was soll das heißen?« Die Freude und die Erleichterung, die ich empfunden hatte, verwandelten sich in Entsetzen.
    »Was ich sage – die Polizisten wollten mir die Kinder nicht wieder mitgeben. Sie werden in ein Waisenhaus gebracht.«
    »Mein Gott.«
    »Tut mir leid, aber da können wir nichts machen. Ich habe ja keine Unterlagen, die beweisen, dass ich mich um sie kümmere, und die Polizei will sie nicht mal zu Ira lassen, obwohl sie ihre Tante ist.«
    Ich fühlte mich ganz schwach, und mir wurde übel. Meine Kinder in einem Waisenhaus?
    »Du musst mir so schnell wie möglich Geld schicken, weißt du«, hörte ich Tamara sagen. »Der Mann braucht Geld, deswegen habe ich mir was geliehen, aber so was werden die bei der Polizei bestimmt nicht gern hören.«
    Panik stieg in mir auf. Ich musste dieses Geld beschaffen. Meine Kinder würden noch größeren Ärger bekommen, wenn die Polizei davon erfuhr. Wenn

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