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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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draußen bist, dann läufst du los.
    Ich ging zurück ins Schlafzimmer, und da sah ich die Mädchen auf dem Bett liegen. Ich nahm mir eine Decke und legte mich auf den Boden, doch Schlaf fand ich in dieser Nacht keinen.
    Wie hatte es passieren können, dass ich an dem einen Tag noch frei, aber am nächsten eine Gefangene war? Wie hatte man mich kaufen können? Ich war doch kein Gegenstand, ich war ein menschliches Wesen. Man konnte mich doch nicht handeln wie einen Sack Getreide oder mich gegen meinen Willen gefangen halten, oder?
    Ich durchlebte einen Albtraum. Bald würde ich daraus erwachen oder eine Möglichkeit finden, aus dieser schrecklichen Wohnung herauszukommen.
     
    Am nächsten Tag war es dasselbe – wir waren in dem Zimmer eingesperrt und durften nur gelegentlich in die Küche oder ins Bad. Doch jetzt waren auch Männer in der Wohnung, die alles beobachteten. Es gab keine Küchentür, so dass sie uns in der Küche sahen, nur die Badezimmertür konnten wir für ein paar Minuten schließen, ehe sie anfingen, dagegenzuhämmern.
    Wie am Tag zuvor war ich sehr schweigsam, aber die Mädchen sprachen mich immer wieder an. Mit ein paar Worten und Gesten oder indem sie auf Gegenstände zeigten, teilten sie sich mit, und ich erfuhr bald ihre Namen und ihr Alter. Christine, die Blonde, war sechzehn und erzählte, sie habe als Stripperin in einem Nachtklub gearbeitet. Die mit den langen dunklen Haaren hieß Sabrina, und auch sie war sechzehn. Später fand ich heraus, dass sie eine Diebin war und Ärgermit der Polizei bekommen hatte. Die hübsche Barbiepuppe schließlich sagte mir, sie heiße Vera und sei gerade fünfzehn.
    »Ich Oxana. Fünfundzwanzig«, sagte ich und hielt die Finger in die Luft. Die Mädchen rissen die Augen auf. Ich war ja so alt!
    Die Zeit verging langsam. Eine Sekunde kam mir wie eine Stunde vor und eine Stunde wie ein Tag, während wir herumsaßen und warteten. Andauernd musste ich an zu Hause denken. Was Sascha wohl gerade machte? Half er Tamara beim Abwasch, wie er das mit mir immer so gern getan hatte? Bald würde er sich Sorgen machen, wenn ich nicht anrief. Alle dachten, ich sei wieder in der Türkei, und für gewöhnlich rief ich mindestens einmal in der Woche an.
    Am späten Nachmittag des zweiten Tages öffnete Sweta die Tür und winkte mir zu; ich sollte ihr in den Flur folgen. Zwei Männer warteten auf uns.
    »Zieh dein Top aus«, sagte Sweta.
    Reglos stand ich da.
    »Zieh dein Top aus«, wiederholte sie, und ihr Tonfall war härter geworden. »Sie wollen deinen Körper begutachten. Sie müssen sich überzeugen, ob du auch nett aussiehst – keine Muttermale, keine Schwangerschaftsstreifen, so was. Zeig es ihnen.«
    Ich starrte sie an. Ich bekam kaum Luft. Jetzt war ich nur noch ein Gegenstand mit einem Preis. Mehr nicht. Langsam hob ich mein T-Shirt und zog meinen BH hoch, dabei schaute ich weg. Vor Scham war ich knallrot geworden, als diese Fremden mich anstarrten. Was mochten sie über mein Aussehen denken? Schöne Titten? Hängearsch? Fettpölsterchen irgendwo? Gut zu ficken?
    »Nein, so nicht«, fuhr mich Sweta an. »Zieh dich obenrum ganz aus.«
    Wütend musterte sie mich, als ich mich nicht rührte, aber sie wusste, sie hatte die Wahl – entweder zwang sie mich dazu und riskierte, dass die Männer womöglich das Interesse verloren, weil ich eine Unruhestifterin war, oder sie ließ mich diesmal damit durchkommen. Sweta drehte sich um und sprach leise mit den Männern in einer Sprache, die ich nicht verstand. Noch einmal musterten sie mich von oben bis unten. Es war klar zu erkennen, dass sie mich nicht mochten.
    »Stell dich da rüber«, sagte Sweta brüsk und deutete auf die Wand. Ich ging hin und lehnte mich dagegen. Als Nächste wurde Christine herausgerufen. Ich sah, wie sie vor ihnen stand. Offenbar verstand sie, was die Männer sagten, denn sie beantwortete deren Fragen, während sie Swetas Anweisungen gehorchte. Dasselbe geschah mit den anderen Mädchen. Lachend zogen sie sich aus und hoben die Brüste, ehe sie sich umdrehten und den Hintern vorstreckten. Sie schienen gar keine Angst zu haben, als wäre all das für sie bloß ein Spiel. Ekel stieg in mir hoch, als ich das sah. Ich fühlte mich so schmutzig. Das war der reinste Sklavenmarkt. Wieso machten diese Mädchen das? Wieso lachten sie dabei, als sei alles nur ein Witz?
    In diesem Moment verabscheute ich sie – verabscheute sie dafür, dass sie Sweta so fröhlich ansahen, verabscheute sie dafür, dass sie keine

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