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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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rausmussten. Sie hieß Anna-Maria und war eine siebzehnjährige Rumänin. Sie war groß und schlank, hatte kurzes aschblondes Haar, ein längliches Gesicht, eine große Nase und einen breiten Mund.
    Die Stunden zerflossen ineinander, als Vera, Anna-Maria und ich dasaßen und warteten, fernsahen und rauchten. Von Zeit zu Zeit waren auch andere Mädchen in der Wohnung, aber ich redete kaum mit jemandem. Stattdessen zog ich mich ganz in mich zurück, wie ich das in der Vergangenheit gelernt hatte. Nur nachts, wenn die anderen schliefen, schaute ich mir die kleinen Fotoalben an, und dann schnürte mir die Traurigkeit die Kehle zu. Da erlaubte ich mir dann zu weinen.
    »Meine süßen Kleinen«, flüsterte ich wieder und wieder, während ich die Fotos meiner Kinder betrachtete. »Wann werde ich euch wohl wiedersehen?«
     
    Am dritten Morgen kam ein Mann und sah sich Anna-Maria und mich an. Er trug einen Anzug und wirkte wie etwa fünfunddreißig.
    »Wie alt ist sie?«, fragte er Sweta und schwenkte die Hand in meine Richtung.
    »Zwanzig«, log Sweta.
    »Hm. Danach sieht sie aber gar nicht aus, sie wirkt älter.«
    »Das macht nur das Licht hier drinnen«, beharrte Sweta. »Sie ist wunderschön. Sehen Sie sich Ihre Brüste an – die besten von allen Mädchen hier. Ich verlange nicht viel für sie – sagen wir tausend Dollar?«
    Sie fingen an zu handeln, und es schien, als weigere sich Sweta, mit dem Preis runterzugehen. Schließlich hatte sie siebenhundert Dollar für mich bezahlt, und irgendwie musste sie ja einen Gewinn herausschlagen. Immerhin war sie ein Profi.
    »Aber ich will die da«, sagte der Mann plötzlich und deutete auf Vera.
    Ich wusste, die konnte er nicht haben. Sie war schon verkauft. Die schöne Vera, sie wirkte so jung, so ängstlich, wie ein kleines Kätzchen, das den ganzen Tag still dasaß, und ichhätte sie so gern vor allem hier beschützt. Sie war auch eines von diesen naiven Mädchen, die glaubten, sie würden die Fahrt in ein besseres Leben antreten.
    Später kam ich ins Schlafzimmer zurück, setzte mich und rauchte, als Sweta die Tür öffnete.
    »Los, packt euer Zeug«, sagte sie. »Du und Anna-Maria, ihr müsst euch fertig machen. Ihr geht.«
    Ich war verkauft worden.

KAPITEL 15
    D as gelbliche Licht der Autoscheinwerfer sauste durch die Bäume, als Anna-Maria und ich uns versteckten. Etwa eine Stunde hatten wir im stockdunklen Wald gewartet, hatten die Frösche quaken und die Mücken um uns herum summen gehört. Der Wagen hielt, und zwei Männer stiegen aus. Sie kamen herüber und blendeten uns mit einer Taschenlampe. Ohne ein Wort zu sagen, zogen sie uns zum Auto, warfen uns auf den Rücksitz und bedeckten uns mit einem Stück Zeltplane. Der Motor wurde gestartet, und wir fuhren los.
    Wut kochte in mir hoch. Vorhin waren wir über die Autobahn gefahren, und der Mann, der uns Sweta abgekauft hatte, hatte angehalten, war ausgestiegen und in der Dunkelheit verschwunden, um einen Anruf zu machen. Anna-Maria und ich waren allein gewesen. Das war die Gelegenheit, die ich seit meiner Ankunft bei Sweta herbeigesehnt hatte.
    Doch als die Scheinwerfer von der Straße blitzartig unser Auto erhellt hatten, hatte etwas mich davon abgehalten, die Wagentür zu öffnen. Ich war so verängstigt und verwirrt gewesen, als ich auf den Türgriff gestarrt hatte – ängstlich, weil dort draußen womöglich etwas noch Schlimmeres auf mich wartete, so dass ich wie gelähmt gewesen war. Ich war untätig geblieben.
    Nun aber lag ich unter der Zeltplane, und in mir stritten Ärger und Scham. Was für eine Mutter war ich? Wieso hatte ich solche Angst? Warum war ich nicht weggelaufen, als ich die Möglichkeit dazu hatte? Es war genau wie immer – ichließ zu, dass Leute mir wehtaten, und hielt sie nicht davon ab.
    Bald wurde der Wagen langsamer, hielt an, und die Türen gingen auf. Es war vollkommen dunkel, als wir ausstiegen, aber ich glaubte, dass wir in einer Art Scheune waren. Ein weiterer Mann mit einer Pistole an der Seite stand vor uns und gab uns mit Zeichen zu verstehen, dass wir in ein kleines Nebengebäude gehen sollten. Dort wurden wir in einen Raum geführt, in dem ein Einzelbett, ein Tisch und ein Schrank standen, und dann wurde die Tür abgeschlossen. Ohne ein Wort zu sagen, legte sich Anna-Maria gleich ins Bett und schlief ein. Ich freute mich für sie, dass sie Schlaf fand, aber ich konnte mich nicht entspannen. Nach all diesen Tagen des Wartens hatte ich plötzlich Angst, weil meine Reise nun

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