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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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wieder passierte. Am nächsten Tag war er stinksauer, als sein Cousin sich weigerte, uns zu fahren.
    »Er denkt, du bist dämlich, du wirst uns kein Geld einbringen«!, schrie er. »Siehst du, was du angerichtet hast? Wie soll ich jetzt das Hotel bezahlen?«
    Und am dritten Tag brüllte er wieder herum, als ich meine Periode zu früh bekam. Dann fing er an, mir zu drohen.
    »Du solltest an deine Kinder denken. Willst du denn nicht genug Geld verdienen, damit du zu ihnen zurückkannst? Machst du dir nichts mehr aus deinen Kindern? Vielleicht muss ich sie mir ja vornehmen, um dir eine Lektion zu erteilen ...«
    Natürlich würde mich Ardy nicht so leicht gehen lassen, ich käme nicht ewig glimpflich davon. Ein paar Abende später brachte er mich zu einer Straßenkreuzung in der Nähe des Busbahnhofs von Venezia Mestre. Gegen zehn Uhr abends kam ich dort an, stand neben einer Ampel, und es dauerte nicht lange, da hielt ein Auto neben mir.
    »Quanto?«, fragte der Mann, als er aus dem Fenster schaute. »Wie viel?«
    » Cinquanta milla «, antwortete ich, und er winkte mich ins Auto. Ich fühlte nur noch Panik, als ich die Autotür aufmachte und ein beißender metallischer Geruch die Luft um mich herum erfüllte. Der Mann war fast kahl, hatte blaue Augen, eine weiße Haut und rosige Wangen. Er wirkte geistig zurückgeblieben, dumm, wie ein Schwein, und er sagte nichts, als er mit mir zu einem unbebauten Grundstück fuhr, ehe er auf meine Kleidung zeigte und dann an seiner zerrte. Ich wusste, was er wollte. Langsam zog ich meine Jacke, Hose und Unterwäsche aus.
    Wortlos starrte der Mann mich an, bevor er selber Hand an sich legte. Am liebsten hätte ich weggesehen, so was hatte ich noch nie einen Mann tun sehen; man hatte mir immer gesagt, es sei etwas Schlechtes. Doch seine Finger gruben sich in meine Wangen, als er mein Gesicht zu sich heranzog. Ich hielt den Atem an, als er auf meinen Körper starrte, und das ganze Auto war erfüllt von seinen Geräuschen – halb Keuchen, halb Stöhnen. Er sagte etwas, das ich nicht verstand, während er meine Beine auseinanderdrückte. Ich machte die Beine breit für ihn.
    Denk an nichts, sagte mir mein Verstand. Fühle nichts. Du bist jetzt bloß ein Gegenstand, mit dem er machen kann, was er will. Denk nicht an deine Kinder. Die dürfen nie in deinen Gedanken bei dir sein, wenn du in dieser Welt bist. Sie dürfen damit nie in Berührung, nie in ihre Nähe kommen. Du bist hier, um sie zu schützen.
    »Boccino. Quanto?«, fragte der Mann plötzlich. »Blasen. Wie viel?«
    Ich nannte ihm den Preis, und er gab mir das Geld, bevor ich ihm ein Kondom überzog und er meinen Kopf grob runterdrückte und hochzog. Ich bekam keine Luft, wollte michübergeben, aber ich konzentrierte mich darauf, an gar nichts zu denken.
    Als ich fertig war und mich wieder angezogen hatte, wurde mir bewusst, dass ich beinahe froh darüber war, dass Ardy irgendwo in der Nähe wartete. Das war ein seltsames Gefühl, als ich im Auto dieses Fremden saß, nur von der Nacht umgeben, und mein Herz mich trog. Sosehr ich Ardy auch hasste, wenigstens war er da draußen. Ich war nicht völlig allein.
     
    Etwa fünf Männer hatte ich in den acht bis neun Stunden, die ich jede Nacht arbeitete. Es gab keine Umarmungen, keine Küsse, und niemals rührte ich einen ohne Kondom an und stieg auch nicht in einen Wagen, in dem mehr als ein Mann saß. Ich machte mich mehr und mehr gefühllos, war jetzt nur noch ein Gegenstand, den die Männer benutzten, wie es ihnen beliebte – ob sie mir nun die Finger hineinzwängten, mich an den Haaren zogen, mich kniffen, an meiner Unterwäsche zerrten, mich bissen. So viele waren wütend, und ich lernte, die Zeichen zu deuten. Jeder war anders, und ich musste wissen, wie ich den Mann besänftigen konnte, sonst tat er mir womöglich weh. Aber wenn ich die Arbeit für die jeweilige Nacht beendet hatte, war mein ganzer Körper ein einziger Schmerz, und ich wollte nur noch zurück ins Hotel und mir den Sexgestank runterwaschen.
    »Bist du sicher, dass das alles ist?«, fragte mich Ardy immer, wenn er das Geld zählte, das ich ihm gegeben hatte.
    »Ja, ich bin sicher«, antwortete ich, während ich mich komplett auszog.
    Ich musste mich vor ihm ausziehen, und obwohl er es nicht offen zeigte, wusste ich, dass er meine Kleider durchsuchte, wenn ich im Bad war. Manchmal füllte ich die Wanne mit Wasser, das so heiß war, dass ich mich fast verbrannte, und da lag ich dann stundenlang und rauchte –

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