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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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ich hätte alles getan,um den Moment hinauszuzögern, in dem ich mich neben Ardy ins Bett legte und er Sex wollte. Ich sagte immer nein, und manchmal gab er nach, aber oft auch nicht. Er ekelte mich an; ich hasste ihn, und das wusste er. Es war wie ein merkwürdiger Tanz zwischen uns, wenn ich so tat, als wolle ich meine negativen Gefühle verbergen, und er so tat, als bemerke er sie nicht.
    Ich hatte keine andere Wahl. Wenn ich Ardy machen ließ, was er wollte, schlug er mich wenigstens nicht. Er gab mir ein paar Klapse, aber dass er mich richtig schlug, wollte ich nicht. Davon hatte ich für ein Leben genug gehabt. Ardy war wie alle Männer. Er meinte, Sex sei einfach nur Sex, und kümmerte sich nicht um das, was ich fühlte. Wie für meine Freier war ich auch für ihn bloß ein Gegenstand. Ihm war nur das Geld wichtig, und bald trug er eine neue Lederjacke, Jeans von Dolce und Gabbana, eine dicke Goldkette und besaß eine Brieftasche von Valentino. Mehr und mehr sah er aus wie ein reicher Mann.
    »Das ist gut«, sagte er immer, wenn er alles nahm, was ich in der Nacht verdient hatte.
    Von dem Geld, das ich ihm brachte, sah ich kein bisschen. Tagsüber ging Ardy zum Essen aus und sperrte mich im Zimmer ein; dann brachte er mir einen Hamburger oder Pizza mit. Dieses Essen konnte ich nicht ausstehen. Aber manchmal wollte er, dass ich mit ihm ausging, und das konnte ich genauso wenig ausstehen. Ich wollte nicht ausgehen und glückliche Menschen sehen. Aber meistens ließ mich Ardy in Ruhe.
    Die Wochen vergingen, und ich schaltete meinen Verstand mehr und mehr aus. Wenn ich im Bett lag, fernsah oder ins Leere starrte und dabei eine Zigarette nach der anderen rauchte, konnte ich weder an meine Zukunft noch an meine Vergangenheit denken.
    Ich lernte schnell: wie man die richtigen Worte fand, um einen Freier zu besänftigen, wie man mit dem Mund ein Kondom aufzog, um sicherzugehen, dass die Kerle schnell fertigwurden. Ich gab mir auch allergrößte Mühe, mein Italienisch zu verbessern, und die Freier lachten über mich, wenn ich mir in ein Heft Wörter notierte, die ich nicht kannte, um sie später dann zu lernen. Aber das war mir egal. Es war die einzige Möglichkeit für mich, die Sprache zu lernen, und je mehr Mühe ich mir damit gab, umso besser konnte ich das tun, was viele Männer wollten: einfach reden.
    Manchmal hatten sie einen schlimmen Arbeitstag gehabt oder Geld verloren oder einem Partner vertraut, der sie betrogen hatte – was es auch war, es sprudelte alles einfach so aus ihnen raus, wenn sie bei mir saßen. Deshalb war es wichtig, so viel wie möglich von ihrer Sprache zu lernen. Einige der Männer waren älter und sanft; sie fragten um Erlaubnis, ehe sie mich anfassten, sie waren gute Freier – wenn es so etwas denn überhaupt gibt. Aber für jeden von dieser Sorte gab es zehn andere, die mich fickten wie ein Tier und mich dann auf die Straße warfen. Einmal bedrohte mich ein Mann mit einer Pistole, ehe er mich am Ende der Welt rauswarf, während ein anderer versuchte, mich mit seinem Auto zu überfahren. Mein Leben war inzwischen fast völlig wertlos, und die Männer, die mich benutzten, wussten das.
     
    Ich starrte auf den Messstreifen, den ich in der Hand hielt, als sich ein dünner blauer Strich darauf zeigte. Im ersten Moment hatte ich Angst, aber ich wusste, was ich zu tun hatte. Wieder einmal war da nur Leere in mir.
    »Der Test ist positiv«, sagte ich zu Ardy, als ich aus dem Badezimmer kam.
    »Aber was sollen wir denn jetzt tun?«, fragte er wie der kleine Junge, der er ja auch war. »Du hast keine Papiere, also kannst du nicht ins Krankenhaus.«
    Mir war egal, was er machte. Ich wollte einfach nur sein Baby aus mir raushaben. Ich wusste, dass es seins war, dennmit den Freiern benutzte ich immer ein Kondom, aber er wollte das nicht. Er war ein Tier, und dasselbe galt für sein Kind.
    Ardy brachte mich zu einem Arzt, der keine Fragen nach meiner Identität oder meiner Herkunft stellte. Die Abtreibung zu arrangieren würde eine Weile dauern, und die Kosten dafür würden den Schuldenberg wachsen lassen, den ich ohnehin schon hatte, also musste ich wieder an die Arbeit, während ich auf meinen Termin wartete. Ein paar Freiern fiel auf, dass mein Bauch und meine Brüste üppiger geworden waren, der Rest meines Körpers dagegen nicht, aber andere dachten sich wahrscheinlich gar nichts dabei, wenn ich würgen musste, während sie in mich eindrangen. Ich weigerte mich, die Schwangerschaft zur

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