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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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der Straße aufgelesen und mich zu sich nach Hause mitgenommen. Es war Dezember, und mir war eiskalt, aber jetzt stieg mir der warme Geruch von Gewürzen und Wein in die Nase.
    »Sei vorsichtig. Es ist heiß.«
    Der Alte war bereit gewesen, sechshunderttausend Lire für eine ganze Nacht mit mir zu zahlen, und obwohl Ardy damit nicht so glücklich war, wusste er doch, dass es sehr viel Geld war. Wut stieg in mir hoch, als mir der Wein den Magen wärmte. Der alte Mann hatte keine Ahnung, dass ich einen Zuhälter hatte – schließlich hatte er das Geschäftliche ja mit mir erledigt –, also wusste er auch nicht, dass Ardy draußen war und uns belauerte. Ich wusste gar nicht, wieso: Ich warvollkommen gefügig, ich stritt nie mit ihm, belog ihn nie und bunkerte auch nichts von dem Geld. Er musste doch annehmen, dass ich ein Schaf war, das ihm ewig folgen würde, und schon lange wartete er nicht mehr, wenn ich arbeitete, und beobachtete mich auch nicht mehr.
    Vielleicht ahnte er, dass dieser Kunde anders war.
    Der alte Mann hatte mir gesagt, er heiße Roberto. Er war groß und schlank, hatte schlechte Zähne, und sein Atem roch nach Wein, aber seine Wohnung war warm, und er machte mir etwas zu essen. Das war viel besser, als auf der Straße zu stehen. Wenn ich nur lange genug die Augen zumachte, konnte ich beinahe glauben, dass ich in Sicherheit war.
    »Ich gehe mal kurz nach dem Ofen sehen«, sagte er und stand auf. Mein Italienisch wurde immer besser, so hatte ich keine Probleme, ihn zu verstehen.
    Es fühlte sich merkwürdig an, bei jemandem zu Hause zu sein, und noch merkwürdiger war, dass der Alte mich wie eine gute Freundin behandelte. Aber ich sagte nichts, als ich die Nudeln mit Käse aß, die er gemacht hatte, bevor er mir eine Tasse Kaffee brachte. Später führte er mich in seinem Haus herum – es gab drei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche und einen Keller voll mit Weinflaschen.
    Schließlich machte er die Tür zu einem weiteren Zimmer auf, einem Arbeitszimmer mit einem Feldbett darin.
    »Komm mit, und leg dich bitte mit mir hin«, sagte er sanft.
    Ich begriff, dass er mich nicht in dem Zimmer wollte, das er früher einmal mit seiner Frau geteilt hatte, die, so hatte er mir erzählt, vor vielen Jahren gestorben sei. Und sobald wir uns hingelegt hatten, begriff ich außerdem, dass wir keinen Sex haben würden. Er wollte mir bloß nah sein und mich berühren, als ich ihm ein Kompliment darüber machte, wie sanft seine Haut sei. Er brauchte einfach nur den Trost, den eine Nacht mit mir ihm geben konnte.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, musste ich erst mal überlegen, wo ich überhaupt war, und dann fiel es mir wieder ein. Roberto schlief noch, und ich zog mich schnell an und machte mich zum Gehen fertig. An der Tür drehte ich mich zu ihm um. Er war freundlich, sein Haus war gemütlich, er hatte mir so etwas wie Frieden gegeben. Ich wusste, er würde mich nicht verletzen. Er war bloß einsam und wollte sich noch einmal so fühlen, als hätte er jemanden auf der Welt. Das verstand ich gut.
    Ich schlich noch einmal zurück und legte die Nummer von dem Handy, das Ardy mir gegeben hatte, neben Roberto. Ich hoffte, er würde mich anrufen. Mit dem Handy konnte ich nicht nach Hause telefonieren, aber es wäre nett, wenn ich nur einmal rangehen könnte und ein anderer als Ardy wäre am anderen Ende.
    »Und?«, maulte Ardy verstimmt, als ich in den Wagen stieg, den er sich geliehen hatte. Er war wütend wegen der kalten, ungemütlichen Nacht, die er verbracht hatte. »Wie war es?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Die Wahrheit würde ich ihm nicht erzählen, dann wäre er nur um so skeptischer. »Das Übliche. Er wollte Sex.«
    »Wo ist das Geld?«
    Ardys Verärgerung schien sich in Luft aufzulösen, als er die Geldscheine in der Hand hielt. »Fantastisch«, sagte er. »Der alte Esel ist also doch für was gut.«
    Ich freute mich, als Roberto mich wieder anrief, und verabredete mich für eine weitere Nacht mit ihm. Diesmal machte sich Ardy nicht die Mühe, draußen zu warten.
    Es war ganz leicht; ich aß Robertos Essen, redete mit ihm und verbrachte dann die Nacht in einem Bett mit ihm. Bald schlug Roberto vor, dass ich ein ganzes Wochenende bei ihm bleiben sollte, von Freitagabend bis Montagmorgen, und obwohl es Ardy nicht gefiel, dass ich so lange wegbleiben würde,konnte er doch dem Geld, das dieses Arrangement ihm einbringen würde, nicht widerstehen.
    »Was habt ihr gemacht? Wo seid ihr hingegangen?«,

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