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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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vierundzwanzig Stunden schnell genug?», scherzt John und zwinkert mir zum Abschied zu.
    «Ich nehme Sie beim Wort!», ruft Suse ihm lachend hinterher.
    Freundschaftlich knuffe ich sie in die Seite. «Ich kann es kaum erwarten, das Haus auszuräumen!»

[zur Inhaltsübersicht]
    5
    G estehe!», fordert Suse, als wir in die Küche schlendern. «Dieser umwerfend attraktive Mann ist dein neuer Lover und
nicht
dein Makler.» Sie lässt ihre knallrote Wildledertasche fallen und mustert mich neugierig. Anscheinend erwartet sie sensationelle Neuigkeiten. «Erzähl mir sofort, wann und wo du ihn kennengelernt hast. Etwa bei einer Online-Partnerbörse?»
    Seit meiner Scheidung drängt sie mich einmal wöchentlich, mich wieder zu verlieben oder mir wenigstens mal eine kleine Affäre zu gönnen. Doch ich habe mit dem Thema Männer längst abgeschlossen. Frauen in meinem Alter finden nur in Ausnahmefällen nochmal eine neue Liebe. Ich gehöre ganz sicher nicht zu diesen Ausnahmen. Suse dagegen ist der festen Überzeugung, man sei nie zu alt für Liebe, Triebe und alles, was dazugehört. Selbst wenn dabei nur Sex rausspringen würde, sei doch zumindest der Verjüngungseffekt unbezahlbar.
Natürliches Botox
, nennt sie das. Zusätzlich könne man auch noch auf höchst lustvolle Weise ein paar Pfunde verlieren. Und das seien genug Gründe, sich der Liebe mit allem
Drum
und
Dran
hinzugeben.
    «Möchtest du was trinken?», frage ich zur Ablenkung und öffne den Kühlschrank, um nachzusehen, was ich ihr anbieten kann. «Apfelschorle vielleicht?»
    «Na gut, Apfelschorle», nimmt sie mein Angebot mit einer ungeduldigen Handbewegung an. «Ich geh schon mal raus auf die Terrasse und fröne meinem Laster.»
    Seit ich Suse kenne, ist sie Kettenraucherin. Volker ist natürlich strikt gegen das Rauchen, da es bekanntlich die Zähne vergilben lässt. Deshalb hat er sie auch im tiefsten Winter immer zum Rauchen auf die Terrasse abgeschoben.
    Nachdem ich zwei Gläser mit Saft und Sprudel gefüllt habe, folge ich ihr. Ganz nebenbei, beim Gläserabstellen, bekenne ich dann: «John und ich waren in der Schule ein Paar.»
    «Ha!» Triumphierend klatscht Suse in die Hände. «Wusste ich’s doch. Ich hab sofort gespürt, dass da was zwischen euch ist. Meine Güte, Rosy, das muss ja die ganz große Leidenschaft gewesen sein, wenn man nach so langer Zeit noch was knistern hört.» Ihre Wangen glühen vor Begeisterung, während sie aus ihrer Tasche eine Schachtel Zigaretten hervorkramt. «Und weiter? Warum dann dieses alberne Makler-Getue? Wegen deines Vaters und dieser seltsamen Frau, mit der ich ihn habe wegfahren sehen?»
    «Die
seltsame
Frau war Lotte, meine Exschwiegermutter», erkläre ich und berichte Suse von meinem unerwarteten Schlafgast.
    Mit weitaufgerissenen Augen hört sie mir zu und vergisst darüber sogar ihre Zigarette anzuzünden. «Das ist Volkers Mutter!? Da wäre ich nie im Leben draufgekommen. Die sieht eher aus wie die Darstellerin eines ABBA -Musicals.»
    Ich muss unwillkürlich grinsen. Suse hat Humor, mit ihr wird es nie langweilig. Deshalb freue ich mich auch so sehr auf unseren gemeinsamen Urlaub.
    «Gar nicht mal so verkehrt, dein Vergleich», bestätige ich. «Ich kann sogar noch eins obendrauf setzen: Der
Musicalstar
wird Uroma.»
    Suse zündet ihre Zigarette an, reagiert aber nicht auf die Mitteilung. Anscheinend hat sie nicht zugehört.
    «Hast du es mitbekommen? Ich werde Großmutter!»
    «Glückwunsch!» Suse scheint unbeeindruckt, als habe sie seit langem damit gerechnet, bemerkt dann aber meine wenig begeisterte Miene. «Oder freust du dich nicht?»
    Nachdenklich beobachte ich eine Amsel, die im Gras emsig nach Futter sucht. Vermutlich hat sie Junge im Nest. «Ja, doch … schon irgendwie», antworte ich dann zögernd.
    «Ja, und?», hakt Suse nach.
    «Ich bin doch noch nicht mal fünfzig», jammere ich. «Ich kann mich mit der Vorstellung, Oma zu werden, einfach noch nicht anfreunden.»
    Suse wedelt mit ihrer Zigarette in der Luft rum. «Ach, das kommt sicher noch. Wenn der Schreihals erst mal da ist, wirst du wie alle Großmütter dieser Welt in die Babysprache verfallen, mit verklärtem Gesichtsausdruck Fotos rumzeigen und jeden, ob er es hören möchte oder nicht, mit den ach so niedlichen Fortschritten deines ersten Enkelkinds nerven.»
    «Hmm, vielleicht», gestehe ich. Babys sind ja wirklich süß.
    Suse pustet eine dicke Rauchwolke in die Luft, der sie dann verträumt nachschaut. «Also zurück zu deinem

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