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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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Im ersten Impuls wollte ich drauf bestehen, dass sie sich irrte, die Tasche war wirklich sehr schön. Doch dann kam es mir plötzlich ziemlich albern vor, mich mit einer wildfremden Frau wegen eines Modeaccessoires zu streiten. «Schon gut», sagte ich und reichte ihr das gute Stück. «Anscheinend hängt Ihr Leben davon ab.» Sie starrte mich einen Moment lang ungläubig an, schüttelte dann den Kopf und gab mir das Streitobjekt zurück. «Sie haben recht. Bitte entschuldigen Sie. Es ist Ihre.» Schlussendlich wollte keine von uns das edle Teil mehr erwerben. Stattdessen lud Suse mich zu einem Kaffee ein, und das war der Beginn unserer Freundschaft.
    «Ich hoffe, du wirst meine erste Kundin sein.» Suses rauchige Stimme holt mich zurück auf die Terrasse.
    «Nur wenn du auch rote Handtaschen führst», scherze ich.
    «Und was für welche! Ich bekomme sogar die Kate-Moss-Collection. Todschick, sag ich dir. Die schönsten Taschen reserviere ich selbstverständlich für dich. Erst wenn du deine Wahl getroffen hast, dürfen sich andere Kunden darum prügeln», verspricht sie feierlich.
    «Sehr anständig von dir. Und wann ist die Eröffnung nun genau?»
    Suse lehnt sich entspannt zurück und schlägt ihre schlanken Beine übereinander. «Am Freitag, den 13 . Mai!»
    «Puh», schnaufe ich erstaunt. «Also in zwei Wochen. Du hast ja ein rasantes Tempo drauf.»
    «Ach, Rosy, seit meiner Scheidung freue ich mich auf einen Neuanfang. Du weißt, wie lange ich mir vorgeworfen habe, schuld an meiner verpfuschten Ehe zu sein, und welche Mühe ich hatte, das Desaster zu verarbeiten. Wie sehr ich bereut habe, meinen gutbezahlten Job als Einkäuferin eines Modekonzerns für einen Mann aufgegeben zu haben. Ich habe nur noch
sein
Leben geführt – um am Ende völlig frustriert vor den Trümmern
meines
Lebens zu stehen.»
    «Du hast sogar einen Kickboxkurs besucht, um deine aufgestauten Aggressionen loszuwerden», erinnere ich mich.
    Suse nickt aufatmend. «Es war ziemlich befreiend, mal auf jemanden einzudreschen. Aber nun endlich eine neue Perspektive gefunden zu haben, ist so wundervoll motivierend. Solltest du auch versuchen, Rosy.» Ihre Augen glitzern, als sei sie frisch verliebt. «Nach unserem Urlaub wirst du auch neu durchstarten, da bin ich sicher.»
    Mir fällt Johns Angebot ein. Doch das verschweige ich vorerst lieber. «Von einem Job, egal in welcher Branche, kann ich im Moment nur träumen. Du kennst ja meine Familie, die macht mir doch meistens einen Strich durch die Rechnung.»
    «Die sollen dich mal schön in Ruhe lassen. Du kümmerst dich jetzt mal um dich, deine Bedürfnisse und auch ein bisschen um mich.» Sie sieht mich ernst an. «Ich will nämlich mit dem Rauchen aufhören. Und dabei musst du mich unterstützen! Bis zur Eröffnung meines Ladens will ich es unbedingt geschafft haben. Denn ich möchte auf keinen Fall die Kunden vertreiben, wenn ich rauchend vor dem Laden stehe.»
    Diesen Tag werde ich im Kalender rot anstreichen! Suse will endlich rauchfrei werden?!
    «Jedenfalls sind wir beide überreif für eine Wellness-Kur», seufze ich. «Ich hol uns schnell die Kataloge.»
    «Ach, es wird himmlisch sein, sich einfach nur verwöhnen zu lassen und die gute Seeluft zu genießen», malt Suse weiter am perfekten Urlaubsbild und fährt sich mit beiden Händen durchs glänzende Haar.
    «Und für dich tatsächlich die perfekte Gelegenheit, mit dem Rauchen aufzuhören», erkläre ich und stehe auf.
    «Dann sind wir uns also einig?», fragt sie und packt Zigaretten und Feuerzeug in ihre Tasche. «Ich buche dieses traumhafte Fünf-Sterne-Hotel direkt am Meer. Wir aalen uns im Whirlpool, schwitzen in der Dampfsauna, und danach lassen wir von der Kosmetikerin unsere Falten wegmassieren.» Sie verdreht schwärmerisch die Augen. «Ich war schon mal da. Das Personal ist erste Sahne – nicht nur fachlich gesehen.»
    «Äh … Fünf-Sterne-Hotel? Davon wusste ich ja noch gar nichts», antworte ich irritiert und lasse mich wieder auf die Bank fallen. «Kann ich mir das überhaupt leisten?»
    «Warum denn nicht? Falls du im Moment nicht flüssig bist, kann ich die Kosten übernehmen. Du zahlst sie mir nach dem Hausverkauf zurück, dann bist du doch reich. Ich buche dann von Donnerstag, also morgen, bis Montag. Dienstag muss ich zurück sein, denn da will der Maler im Laden anfangen.»
    «Aber wie soll John einen Käufer finden, während ich verreist bin?», frage ich besorgt. «Ich würde lieber erst nach dem Hausverkauf

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