Sie kam, sah und liebte
schwer auf ihr Gewissen. Das Schicksal schlug zurück, und sie versprach Gott, nie wieder zu lügen, wenn er die Blumenlieferungen stoppte.
Am Abend verfolgte sie im Fernseher das Spiel der Chinooks gegen die Coyotes. Durch das Gittergeflecht seiner Maske sahen Lucs blaue Augen sie an, hart und kalt wie das Eis, auf dem er sich bewegte. Wenn er nicht gerade fluchte, dass die Luft vor seinem Tor nach Schwefel stank, pressten sich seine Lippen zu einem grimmigen Strich zusammen.
Er sah auf, und die Kamera fing den Zorn in seinen Augen ein. Er war nicht in Form. Sein Privatleben wirkte sich auf sein Spiel aus, und wenn Jane noch geheime Hoffnungen genährt hätte, die Beziehung retten zu können, so wären diese jetzt gestorben.
Es war wirklich aus.
Luc handelte dem Team drei Strafstöße ein, da er auf jeden, der dumm genug war, sich seinem Tor zu nähern, seinen geballten Zorn losließ.
»Was ist los mit dir, Martineau?«, fragte ihn ein Stürmer der Coyotes nach dem ersten Strafstoß. »Hast du deine Tage?«
»Du kannst mich mal am Arsch lecken«, antwortete er, hakte mit dem Schläger nach den Kufen des Mannes und brachte ihn zu Fall.
»Du bist ein Arschloch, Martineau«, sagte der Typ auf dem Eis liegend und sah zu ihm hoch. Der Schiedsrichter pfiff, und Bruce Fish wurde an Lucs Stelle auf die Strafbank verwiesen.
Luc griff nach seiner Wasserflasche und spritzte sich Wasser übers Gesicht. Mark Bressler trat zu ihm ans Tor.
»Hast du Probleme, deine Wut in den Griff zu kriegen?«, fragte der Mannschaftskapitän.
»Was denkst du denn, verdammt noch mal?« Wasser tropfte von seinem Gesicht und aus seiner Maske. Jane saß nicht in der Presseloge. Sie hielt sich nicht mal im selben Bundesstaat auf wie er, und trotzdem ging sie ihm nicht aus dem Kopf.
»Das denke ich, verdammt noch mal!« Bressler versetzte ihm mit seinem schweren Handschuh einen Schlag gegen die Schulter. »Versuch, uns nicht noch mehr Strafstöße einzubringen, dann können wir das Spiel vielleicht doch noch gewinnen. «
Er hatte Recht. Luc musste sich unbedingt besser auf das Spiel konzentrieren, statt unablässig daran zu denken, wer in der Presseloge saß und wer nicht. »Keine unnötigen Strafstöße mehr«, versprach er. Doch in der nächsten Spielzeit schlug er einen Gegner gegen das Schienbein, und der Typ holte heraus, was er konnte.
»Das hat nicht mal wehgetan, du Weichei«, sagte Luc mit einem Blick auf den Kerl, der am Boden lag, sein Schienbein umklammerte und sich in Schmerzen wand. »Steh auf, dann zeig ich dir, was wirklich wehtut.«
Wieder gellten die Pfiffe, und Bressler kam kopfschüttelnd übers Eis hinzu.
Nach dem Spiel herrschte im Umkleideraum gedämpftere Stimmung als üblich. Gegen Ende der dritten Spielzeit hatten sie noch zwei Tore erzielt, aber das reichte nicht. Sie hatten drei zu fünf verloren. Sportreporter aus Phoenix durchquerten den Raum auf der Suche nach etwas Zitierfähigem, doch die Spieler waren nicht sonderlich redselig.
Janes Vater hatte einen Herzanfall gehabt, und die Spieler spürten Janes Abwesenheit schmerzlich. Luc glaubte nicht an die Geschichte mit dem Herzanfall; er wunderte sich, dass sie den Schwanz eingezogen hatte und abgehauen war. Das passte nicht zu der Jane, die er kannte. Andererseits kannte er sie so gut wie gar nicht. Die wahre Jane hatte ihn belogen, ihn ausgenutzt und zum Narren gemacht. Sie wusste Dinge über ihn, von denen er nicht gern in der Zeitung lesen wollte. Sie wusste, dass er seine Knie mit Eis behandelte, weil durchaus nicht alles hundertprozentig war.
Er war ein Esel. Wie zum Teufel hatte er es zulassen können, dass eine kleine Reporterin mit lockigem Haar und einem losen Mundwerk in sein Leben eindrang? Anfangs hatte er sie nicht einmal leiden können. Warum hatte er sich bloß auf sie eingelassen?! Sie hatte sein Leben auf den Kopf gestellt, und jetzt war es an ihm, einen Weg zu finden, wie er sie wieder aus dem Sinn bekam. Wie er wieder zu Verstand kam. Er würde es schaffen. Er hatte sich schon früher seiner Haut wehren müssen, und er hatte gegen schlimmere Dämonen gekämpft als gegen Jane Alcott. Seiner Meinung nach benötigte er nichts als eiserne Entschlossenheit und ein bisschen Zeit. Darby hatte die Mannschaft informiert, dass sie erst in der folgenden Woche ihre Arbeit wieder aufnehmen würde.
Eine Woche blieb ihm. Nachdem sie nun körperlich nicht mehr in seinem Leben vorhanden war, dürfte es im Grunde auch nicht mehr lange dauern, bis er
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