Sie kam, sah und liebte
alten Knackern trieb, um einen Auftrag zu ergattern, verursachte Luc Übelkeit. Er wusste nicht, warum er überhaupt einen Gedanken daran verschwendete, und mit einem Schulterzucken verbannte er Jane und die Frage, mit wem sie geschlafen hatte oder auch nicht, aus seinem Bewusstsein.
Er erwartete einen Anruf von seinem Manager, Howie. Howie lebte in L. A. und schickte seine drei Kinder in ein Internat in Südkalifornien. Je länger Luc darüber nachdachte, desto fester wurde seine Überzeugung, dass ein Internat in Kalifornien die perfekte Lösung für Marie wäre. Marie hatte den größten Teil ihres Lebens in Kalifornien verbracht. Für sie wäre es wie eine Heimkehr. Dort würde sie glücklicher sein, und er hätte wieder ein Privatleben. Eine Lösung, die für alle Beteiligten gut war.
Gegen elf Uhr checkten die Chinooks im Hotel ein, verzehrten ein eiliges Mittagessen und waren um zwei zum planmäßigen Training auf dem Eis in der America West Arena. Das Team hatte zwei Wochen lang kein Spiel verloren, und Luc hatte in dieser Saison bereits fünf Nullspiele zu verzeichnen. Seit der frühere Mannschaftskapitän, John Kowalsky, ausgeschieden war, war das Team für niemanden mehr eine Bedrohung gewesen. In diesem Jahr war es anders. In diesem Jahr waren sie Spitze.
Um vier Uhr waren die Chinooks zurück im Hotel, Luc fuhr im Aufzug zu seinem Zimmer hinauf und meldete ein Telefongespräch mit einer Freundin an. Zwei Stunden später trat er abermals aus dem Aufzug, bereit, sein Leben zu leben, solange es ihm möglich war.
Er hatte Jenny Davis auf einem United-Flug nach Denver kennen gelernt. Sie hatte ihm ein Mineralwasser mit Limone, eine Tüte Nüsse und eine Cocktailserviette mit ihrem Namen und ihrer Telefonnummer serviert. Das lag jetzt drei Jahre zurück, und sie trafen sich immer, wenn er in Phoenix war oder sie sich zufällig in Seattle aufhielt. Diese Regelung war für beide Seiten zufrieden stellend. Er befriedigte sie. Sie befriedigte ihn.
An diesem Abend traf er Jenny im Hotelfoyer, und sie fuhren zusammen zu Durant’s, wo Luc sein Spiel-Vorabends-Gericht verzehrte, Lammkoteletts, Caesar-Salat und Wildreis.
Nach dem Essen fuhr er mit Jenny nach Hause nach Scottsdale, wo sie ihm seinen Nachtisch servierte. Noch vor dem Zapfenstreich lieferte sie ihn wieder im Hotel ab. Er liebte sein Leben, wenn er mit dem Team unterwegs war. Als er ins Hotel kam, war er ruhig und entspannt, bereit, sich am folgenden Abend den Coyotes zu stellen.
Er unterhielt sich noch ein wenig mit seinen Kameraden in der Hotelbar und ging dann in sein Zimmer. Sein rechtes Knie machte ihm ein wenig zu schaffen, und so griff er nach dem leeren Eiskübel auf dem Fernseher und ging den Flur entlang in Richtung Eismaschine. Beinahe hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht, als er Jane Alcott vor dem Automaten stehen und ihn mit Münzen füttern sah. Ihr Haar war oben auf dem Kopf zusammengenommen und fiel von dort in einem Lockengewirr herab. Sie drückte die Auswahltaste, und eine Tüte Erdnuss-M&Ms fiel in den Ausgabeschacht.
Sie beugte sich vor, und dabei fiel ihm ihr hübscher, runder, mit Kühen bedeckter Po auf. Tatsächlich, sie trug einen über und über mit Kühen bedruckten Flanellpyjama. Es war ein Einteiler und erinnerte, von hinten betrachtet, an durchgehende Männerunterwäsche. Sie drehte sich um, und er sah sich mit einem Horror konfrontiert, der ihren Pyjama noch übertraf. Eine schwarz gerahmte Brille saß auf ihrer Nase. Die Gläser waren klein und viereckig, und er vermutete, dass solche Brillen in militanten Frauengruppen Mode waren. Sie war schlicht und ergreifend hässlich.
Als sie ihn erblickte, weiteten sich ihre Augen, und sie schnappte erschrocken nach Luft. »Ich dachte, ihr wärt längst alle im Bett«, sagte sie.
Verdammt, er glaubte nicht, dass eine Frau noch geschlechtsloser aussehen konnte. »Was ist denn das?«, fragte er und wies mit dem Kübel auf ihren Pyjama. »Der absolute Anti-Bums-Look?«
Sie krauste die Stirn. »Auf die Gefahr hin, dass du schockiert bist: Ich bin hier, um zu arbeiten. Nicht, um zu bumsen. «
»Gut so.« Er dachte an sein Gespräch mit Sutter und fragte sich erneut, ob sie wohl mit dem alten Virgil Duffy geschlafen hatte, um den Auftrag zu kriegen. Er hatte Geschichten gehört, dass Virgil eine Vorliebe für Mädchen hatte, die seine Enkeltöchter hätten sein können. Als Luc nach Seattle gezogen war, hatte Sutter ihm erzählt, dass Virgil 1998 drauf und dran gewesen
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