Sie kam, sah und liebte
geraten. Von Genesung und harter Arbeit. Und jetzt bot sich ihm endlich die Chance, wieder teilzuhaben an dem Spiel, das ihm das Gefühl gab, am Leben zu sein. Doch der Sport, der ihm im Jahr vor seiner Verletzung einen Conn Smythe verliehen hatte, sah ihn jetzt schräg an und fragte sich, ob er es noch brachte. Es gab Leute, auch im Management der Chinooks, die überlegten, ob sie nicht einen zu hohen Preis für ihren Spitzen-Goalie bezahlt hatten, ob Luc den hohen Erwartungen noch gerecht werden konnte.
Was es ihm auch abfordern mochte, wie viele Schmerzen er auch würde ertragen müssen, er wollte verflucht sein, wenn er zuließe, dass sich irgendetwas seiner Chance auf den Cup in den Weg stellte.
Im Augenblick war er obenauf. Sah jedes Spiel voraus, hielt jeden Puck. Er war in seinem Element, aber er wusste, wie schnell das Glück sich wenden konnte, kalt und unerbittlich. Die Konzentration könnte ihm abhanden kommen. Er könnte ein paar Tore reinlassen. Könnte die Geschwindigkeit des Pucks falsch einschätzen, zu viele durchlassen, aus dem Tor genommen werden. Einen schlechten Tag zu haben und aus dem Tor genommen zu werden, das passierte jedem Goalie, aber deswegen war es nicht weniger scheußlich.
Ein schlechtes Spiel bedeutete noch keine schlechte Saison. Meistens. Aber das Risiko von »meistens« konnte Luc nicht eingehen.
3. KAPITEL
Ausrüstung: Zwischen den Beinen eines Spielers
Das Telefon neben Janes Laptop klingelte, und sie starrte es einen Moment an, bevor sie den Hörer abhob.
»Hallo.« Am anderen Ende der Leitung meldete sich niemand. Es hatte mindestens schon siebenmal geklingelt, ohne dass sich jemand meldete. Sie rief in der Rezeption an und erfuhr, dass man nicht wüsste, woher die Anrufe kamen. Jane hatte so eine Ahnung, dass sie von Männern mit Fischen auf ihren Trikots stammten.
Sie legte den Hörer neben den Apparat und warf einen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch. Ihr blieben noch fünf Stunden bis zum Spiel. Fünf Stunden, um ihre Singlefrau-inder-Stadt- Episode zu schreiben. Sie hätte schon am Vorabend mit der Arbeit beginnen sollen, aber sie war zu erschöpft gewesen, hatte unter dem Jetlag gelitten und nur noch ins Bett gehen wollen, um ihre Recherchebücher zu lesen und Schokolade zu naschen. Hätte Luc sie nicht am Süßigkeitenautomaten erwischt, dann hätte sie sich auch noch ein Milky Way gegönnt. Es war schlimm genug gewesen, dass er sie in ihrem Kuh-Pyjama gesehen hatte. Sie hatte nicht gewollt, dass er sie für ein Schwein hielt, aber konnte es ihr im Grunde genommen nicht gleichgültig sein, was er von ihr dachte?
Sie war sich nicht ganz klar darüber, vermutete jedoch, dass es im genetischen Code einer Frau festgelegt war, sich Gedanken darüber zu machen, was attraktive Männer von ihr hielten. Wäre Luc hässlich gewesen, hätte es sie wahrscheinlich kalt gelassen. Hätte er nicht diese klaren, blauen Augen, langen Wimpern und einen Körper, der eine Nonne zum Weinen brächte, dann hätte sie sich auch noch dieses Milky Way geholt und vielleicht sogar ein Riesen-Hershey’s als Nachtisch. Hätte er nicht dieses freche Grinsen aufgesetzt, das sündige Gedanken und die Erinnerung an seinen nackten Hintern in ihr wachrief, dann hätte sie vielleicht nicht wie ein eifersüchtiges Hockeygroupie über Stewardessen geplappert.
Sie konnte es sich nicht leisten, dass all diese Hockeyspieler etwas anderes als einen Profi in ihr sahen. Ihre Einstellung ihr gegenüber hatte sich seit ihrer Ankunft kaum verbessert. Sie redeten mit ihr über Kochrezepte und Babys, als müsste sie, da sie über einen Uterus verfügte, von Natur aus daran interessiert sein. Doch sobald sie auf Hockey zu sprechen kam, schwiegen sie alle wie ein Grab.
Jane las noch mal den ersten Teil ihres Artikels durch und brachte ein paar Korrekturen an.
ALS SINGLEFRAU IN DER STADT
Ich hatte es satt, über Haarpflegeprodukte und Männer mit Bindungsängsten zu reden, hörte meinen Freundinnen einfach nicht mehr zu und konzentrierte mich stattdessen auf meine Margarita und die Tortillachips. Während ich die Dekoration, vorwiegend Papageien und Sombreros, betrachtete, überlegte ich, ob Männer die einzigen Wesen mit Bindungsphobien sind. Also wirklich, da saßen wir, vier dreißig Jahre alte Frauen, die nie verheiratet gewesen waren, und abgesehen von Tinas einzigem Versuch, mit ihrem Exboss zusammenzuleben, hatte keine von uns je eine feste Beziehung gehabt. Lag es also an den Männern
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