Sie kam, sah und liebte
Lebensjahr glatzköpfig und bin dann doch noch ganz süß geworden. «
Jane schaffte es, keine Miene zu verziehen. Bruce Fish war vielleicht ein geschickter Puckschießer, aber kein schöner Mann.
»Hast du Kinder?«, fragte er sie.
»Nein, ich bin nicht verheiratet«, antwortete sie, und dann drehte sich die Unterhaltung darum, welcher von den Chinooks verheiratet war und wer wie viele Kinder hatte. Es war nicht unbedingt ein anregendes Gespräch, aber es nahm Jane die Angst, dass die Spieler sie schneiden könnten.
Sie gab Rob das Foto zurück und beschloss, Ernst zu machen. Sie mit den Ergebnissen ihrer Recherche zu blenden oder ihnen wenigstens zu zeigen, dass sie nicht völlig orientierungslos war. »Angesichts ihres Alters und ihres Mangels an konzessionierten Spielern spielen die Coyotes dieses Jahr besser als erwartet«, rezitierte sie, was sie gerade gelesen hatte. »Was sind eure größten Sorgen im Hinblick auf das Spiel am Mittwoch?«
Beide starrten sie an, als hätte sie in einer Fremdsprache mit ihnen geredet. Lateinisch vielleicht.
Bruce Fish drehte sich um und verschwand hinter seiner Sitzlehne. Rob verstaute das Babyfoto in seiner Brieftasche. »Hier kommt unser Frühstück«, sagte er und stand auf. Der Hammer verabschiedete sich eilig und ließ deutlich durchscheinen, dass er zwar gerne mit ihr über Journalismus und Babys redete, aber nicht über Hockey. Im weiteren Verlauf des vierstündigen Flugs wurde Jane immer deutlicher bewusst, dass die Spieler sie jetzt ignorierten. Abgesehen von ihrem kurzen Gespräch mit Bruce und Rob ergab sich keine weitere Unterhaltung mehr. Niemand sprach mit ihr. Nun, sie konnten sie nicht auf ewig ignorieren. Sie mussten ihr Zugang zum Umkleideraum gewähren und ihre Fragen beantworten. Dann mussten sie mit ihr reden oder sich wegen Diskriminierung vor Gericht verantworten.
Sie lehnte Muffins und Orangensaft ab und stellte die Armlehne zwischen den Sitzen hoch. Sie rückte auf den Sitzplatz neben dem Gang, breitete ihre Artikel und Bücher aus und entledigte sich ihres grauen Wollblazers. So machte sie sich an die Arbeit und versuchte zu verstehen, was Punkte waren und was Tore. Welche Strafe für welche Regelverletzung verhängt wurde und was es mit dem unverständlichen unerlaubten Weitschuss auf sich hatte. Sie kramte ein Blöckchen Haftnotizen aus ihrer Tasche, kritzelte ein paar Stichpunkte und klebte sie in ihre Bücher.
Arbeit und Leben mithilfe von Haftnotizen zu organisieren war bestimmt nicht die effizienteste Methode, und sie hatte es auch schon mit übersichtlicheren Vorgehensweisen versucht. Sie hatte ein Programm auf ihrem Laptop ausprobiert, was damit endete, dass sie auf Haftzettelchen notierte, wie sie es anwenden musste. Sie hatte sich den Tagesplaner gekauft, den sie zurzeit benutzte, wenn auch nur, um Haftnotizen auf die Kalenderspalten zu kleben. Im letzten Jahr hatte sie sich einen Palm Pilot gekauft, doch sie konnte sich nicht an ihn gewöhnen. Ohne ihre Haftnotizen war sie Angstattacken ausgesetzt, und letztendlich hatte sie das handliche Gerät einer Freundin verkauft.
Sie kritzelte Notizen über Hockeyterminologie, die sie nicht verstand, klebte sie in das Buch und ließ dann den Blick die Sitzreihe entlang bis zu Luc wandern. Seine Hand ruhte neben einem Glas Orangensaft auf dem Tablett. Seine langen Finger zupften an einer Cocktailserviette, er zwirbelte kleine Papierfetzchen zwischen Daumen und Zeigefinger.
Jemand rief seinen Namen, und er beugte sich vor und sah nach hinten. Der Blick seiner blauen Augen blieb irgendwo hinter Jane hängen, und er lachte über irgendeinen Witz, den sie nicht mitbekam. Seine Zähne waren weiß und regelmäßig, und er hatte ein Lächeln, das in einer Frau heiße, sündige Gedanken wecken konnte. Dann senkte er den Blick auf Jane, und sie vergaß seine schönen Zähne. Er sah sie an, als wäre ihm nicht ganz klar, wie sie hierher geraten sein könnte – wie ein Fleck auf seiner Krawatte –, dann verlagerte sich seine Musterung über ihr Gesicht und ihren Hals zur Mitte ihrer schlichten weißen Bluse hin. Aus irgendeinem beunruhigenden Grund stockte ihr der Atem in der Brust, genau dort, wo sein Blick ruhte. Der Augenblick dehnte sich aus. Endlos. Blieb zwischen ihnen hängen, bis er die Brauen zu einer geraden Linie zusammenzog. Dann, ohne den Kopf zu heben, wandte er sich ab. Endlich konnte sie die Atemluft entlassen, und wieder einmal hatte sie das Gefühl, von Luc Martineau gewogen und für
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