Sie kam, sah und liebte
Geheimnis, dass der Russe schon zahlreiche Schläge auf den Kopf hatte einstecken müssen.
Luc setzte auf drei Achten, und sein Gewinn wurde in Dons Büchlein eingetragen. »Wie lange habt ihr sie mit Anrufen wach gehalten?«, fragte Luc.
»Gegen Mitternacht hat sie den Hörer daneben gelegt.«
»Am ersten Abend hatte ich ja ein leicht schlechtes Gewissen, als wir ausgegangen sind und sie allein in der Foyerbar sitzen gelassen haben«, gestand Don.
Alle sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Das Letzte, was sie sich wünschten, war ein Reporter – und dann noch eine Frau –, der herumlungerte, wenn sie sich entspannten und gehen ließen. Sei es nun, dass sie in einer Striptease-Bar entspannten oder nichts weiter taten, als in der Hotelbar über ein gegnerisches Team zu diskutieren. So etwas musste innerhalb des Teams und unter Verschluss bleiben.
»Tja«, verteidigte sich Don, während er austeilte. »Ich ertrage es nicht, eine Frau allein herumsitzen zu sehen.«
»Es war schon irgendwie bemitleidenswert«, fügte Grizzell hinzu.
Luc musterte seine Karten und machte seine Angabe. »Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass du auch ein schlechtes Gewissen hast, Bär?«
»Teufel, nein. Sie muss weg.« Er warf seine Karten hin. »Ich bin raus.«
»Fühlst du dich überfordert?«
»Nein, ich lehne mich für den restlichen Flug zurück und lese ein bisschen.« Es war allgemein bekannt, dass der Bär nichts las, was keine Bilder aufwies. »Lesen ist wichtig.«
»Du hast den neuen Playboy ?«, fragte Don.
»Gestern nach dem Spiel habe ich mir Him gekauft, aber der Stromster hat mir das Heft noch nicht wieder zurückgegeben«, sagte er mit einem Blick auf Daniel Holstrom. »Er lernt Englisch, indem er Das Leben der Honey Pie liest.«
Alle lachten, und Don trug Bresslers Gewinn in sein Büchlein ein. Nicht zuletzt weil sie in Seattle lebten, waren viele von ihnen Honey-Pie -Fans. Sie lasen die Kolumne jeden Monat, um zu erfahren, wen sie bis ins Koma bumste und wie sie die Leiche entsorgte.
Luc mischte die Karten und warf einen verstohlenen Blick auf die friedlich schlafende Jane. Sicher gehörte sie zu den Frauen, die sich furchtbar aufregten, wenn sie einen der Jungs Pornos lesen sahen.
Die Gespräche um ihn herum wandten sich dem Spiel vom Vorabend zu. Mit dem Unentschieden war niemand zufrieden, am wenigsten Luc. Phoenix hatte zweiundzwanzig Torchancen wahrgenommen, und er hatte einundzwanzig Tore gehalten. Kein schlechtes Ergebnis im Grunde genommen, aber von allen Tormöglichkeiten dieses Abends hätte er gerade diese gern zurückgehabt. Nicht einmal unbedingt, weil der Puck ins Netz gegangen war, sondern vielmehr, weil das Tor eher ein Glückstreffer gewesen war und kein unhaltbarer Schuss. Luc war zwar ehrgeizig und ohnehin kein guter Verlierer, doch nichts hasste er mehr, als wegen eines Glückstreffers zu verlieren.
Noch einmal spähte Luc zu der Frau hinüber, die schlief wie eine Tote. Ihre Brust hob und senkte sich unter ihren Atemzügen durch leicht geöffnete Lippen. War das Unentschieden des Vorabends nur ein Zufall? Eine normale Niederlage im Lauf der Saison? Wahrscheinlich, doch Luc hatte zurzeit andere Dinge im Kopf, und das Tor war ein bisschen zu einfach gewesen. Gewann sein Privatleben Einfluss auf sein Spiel? Er wartete noch auf Nachricht von seinem Manager, und die Situation, Marie betreffend, war noch nicht geklärt.
Im Schlaf schob Jane sich das Haar aus dem Gesicht. Oder war dies der Anfang des Fluchs der Reporterfrau? Natürlich, ein Unentschieden machte noch keinen Fluch. Aber es konnte der Anfang gewesen sein, wenn sie am Freitagabend in Dallas verlieren sollten.
Als hätte Bressler Lucs Gedanken gelesen, fragte er: »Wusstest du, dass es für ein schlechtes Omen gehalten wurde, wenn eine Frau an Bord eines Piratenschiffs ging?«
Das hatte Luc nicht gewusst, aber es leuchtete ihm ein. Nichts konnte das Leben eines Mannes schlimmer durcheinander bringen als eine unerwünschte Frau.
Am Freitagabend verloren die Chinooks ein unerträglich spannendes Spiel gegen Dallas mit vier zu drei. Am Sonnabendmorgen, als Luc auf den Bus wartete, der sie zum Flughafen bringen sollte, las er die Sportseiten in den Dallas Morning News .
Die Schlagzeile lautete: »Chinooks richten ein Blutbad an«, und das war eine ziemlich zutreffende Zusammenfassung des Spiels, nachdem Daniel Holstrom im zweiten Drittel von einem Puck an der Wange getroffen wurde. Der Puck, der Holstrom wie einen
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