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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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lieferten. Keine Mannschaft erzielte ein Tor, und das Spiel wurde als unentschieden gewertet.
    Erst jetzt konnte Jane aufatmen. Sie konnten ihr keine Niederlage in die Schuhe schieben und sie wegjagen.
    Sie griff nach ihrer Tasche und schob Notizbuch und Kuli hinein. Mit ihrem Presseausweis wedelnd machte sie sich auf den Weg zum Umkleideraum der Chinooks. Als sie die Halle durchquerte, krampfte sich ihr Magen zusammen. Aber sie war Profi. Sie würde es schaffen. Kein Problem.
    Halte den Blick immer auf Augenhöhe , ermahnte sie sich und zückte ihren kleinen Kassettenrekorder. Sie betrat den Umkleideraum und blieb stehen, als klebten die Sohlen ihrer Doc Martens plötzlich am Boden fest. Männer in verschiedenen Entkleidungsstufen standen vor Bänken und offenen Nischen und schälten sich die Klamotten vom Leibe. Harte Muskeln und Schweiß. Hier blitzte ein nackter Bauch, dort ein Hintern, und …
    Herr im Himmel! Ihre Wangen glühten, ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf, und sie starrte wie unter Zwang auf Vlads »des Pfählers« Gemächte in russischer Größe. Jane wandte den Blick ab, aber nicht, bevor sie festgestellt hatte, dass das, was sie über europäische Männer gehört hatte, der Wahrheit entsprach. Vlad war nicht beschnitten, und das war eine Information, auf die sie gern verzichtet hätte. Eine Sekunde lang erwog sie, eine Entschuldigung zu murmeln, aber natürlich durfte sie sich nicht entschuldigen, denn damit hätte sie ja eingestanden, dass sie etwas gesehen hatte. Sie warf einen Blick auf ihre männlichen Reporterkollegen, und die entschuldigten sich auch nicht. Warum hatte sie dann das Gefühl, in die High School zurückversetzt zu sein und heimlich in den Jungenumkleideraum zu spähen?
    Du hast doch schon mal einen Penis gesehen, Jane. Was ist das schon? Kennst du einen Penis, kennst du alle … Nun gut, das stimmt nicht. Einige Penisse sind besser als andere. Stopp! Hör auf, an Penisse zu denken! , rief sie sich selbst zur Ordnung. Du bist nicht hier, um zu glotzen. Du bist hier, um zu arbeiten, und du hast genauso viel Recht, hier zu sein, wie deine männlichen Kollegen. So lautet das Gesetz, und du bist ein Profi. Ja, so redete sie sich Mut zu, als sie sich zwischen Spielern und den anderen Reportern hindurchdrängte, sorgsam darauf bedacht, den Blick mindestens auf Schulterhöhe zu halten. Sie war die einzige Frau in einem Raum voller kräftiger, grobschlächtiger, nackter Hockeyspieler. Sie konnte nicht anders, sie fühlte sich ausgesprochen fehl am Platze.
    Stur blickte sie geradeaus, als sie sich zu den Reportern gesellte, die Jack Lynch, den Rechtsaußen, interviewten, den Mann, der das einzige Tor der Chinooks geschossen hatte. Sie kramte ihr Notizbuch heraus, und er ließ die Unterhosen runter. Sie war beinahe sicher, dass er lange Unterhosen trug, gedachte aber nicht, sich zu vergewissern. Schau nicht hin, Jane. Ganz gleich, was du tust, schau nicht hin.
    Sie schaltete den Kassettenrekorder ein und fiel einem ihrer männlichen Gegenspieler ins Wort. »Nach deiner Verletzung im letzten Monat«, hub sie an, »wurde spekuliert, dass du die Saison vielleicht nicht in so guter Form abschließen würdest, wie du sie begonnen hast. Ich schätze, dieses Tor heute bringt solche Gerüchte zum Verstummen.«
    Jack stellte einen Fuß auf die Bank und blickte Jane über die Schulter hinweg an. Seine Wange zierte eine hochrote Schwellung, eine alte Narbe durchschnitt seine Oberlippe. Er wickelte die Klebestreifen von seinen Socken ab und ließ sich so lange Zeit mit einer Antwort, dass Jane schon fürchtete, er würde sich gar nicht mehr äußern.
    »Das hoffe ich«, ließ er sich schließlich vernehmen. Drei Worte. Das war alles.
    »Seid ihr zufrieden mit dem Unentschieden?«, fragte ein Reporter neben ihr.
    »Die Coyotes waren heute Abend ein ernst zu nehmender Gegner. Natürlich hätten wir gern gewonnen, aber ein Unentschieden ist auch okay.«
    Als Jane versuchte, weitere Fragen anzubringen, redete man über ihren Kopf hinweg und schloss sie aus. Bald hatte sie das Gefühl, eine Verschwörung wäre gegen sie im Gange. Sie versuchte sich einzureden, dass sie überempfindlich reagierte, doch als sie sich zu der kleinen Gruppe gesellte, die Mark Bressler, den Kapitän der Chinooks, interviewte, blickte dieser durch sie hindurch und beantwortete lediglich die Fragen der anderen Reporter.
    Sie sprach mit einem Neuling mit blondem Irokesenschnitt, in der Annahme, er wäre froh über etwas

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