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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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Cola getrunken und irgendetwas Enchilada-ähnlich Zusammengewürfeltes gegessen, doch als Coach Nystrom endlich in Erscheinung trat, ließ er sie lediglich wissen, dass keine Interviews gegeben würden.
    Während der Wartezeit hatten die Reporter aus Dallas mit ihr herumgeflachst und Geschichten aus dem Berufsleben zum Besten gegeben. Sie hatten ihr sogar verraten, welche Sportler es ihnen leicht machten und bereitwillig ihre Fragen beantworteten. Und sie hatten ihr auch gesagt, welche Spieler niemals auf Fragen antworteten. Luc Martineau stand an der Spitze der Liste dieser arroganten Nervensägen.
    Jane faltete die Zeitung zusammen und stopfte sie in ihre Aktentasche. Vielleicht waren die Reporter aus Dallas nett zu ihr, weil sie in ihr keine Bedrohung sahen und sich von einer Frau nicht ins Bockshorn jagen ließen. Vielleicht hätten sie sie ganz anders behandelt, wenn sie mit ihr um Interviews im Umkleideraum hätten wetteifern müssen. Sie wusste es nicht, und im Grunde war es ihr auch gleichgültig. Es war jedenfalls nett zu erfahren, dass nicht alle männlichen Reporter sie ablehnten. Es erleichterte sie zu wissen, dass einige Männer sich weiterentwickelt hatten und nicht alle sie als Angriff auf ihr Ego betrachteten.
    Bisher hatte sie zwei Artikel an die Seattle Times abgeschickt. Und sie hatte noch kein Wort vom Chefredakteur gehört. Weder ein Wort des Lobes noch eines des Tadels, was sie als gutes Zeichen zu werten versuchte. Sie hatte gesehen, dass ihr erster Artikel unter den Spielern zirkulierte, aber auch von denen hatte sich keiner dazu geäußert.
    »Ich habe Ihren ersten Artikel gelesen«, sagte Darby Hogue von der anderen Seite des Gangs her. Mit bloßen Füßen schätzte Jane ihn auf eins achtundsechzig. In Cowboystiefeln auf eins siebzig. Der Schnitt seines marineblauen Anzugs ließ vermuten, dass er maßgefertigt war und wahrscheinlich das Monatsgehalt eines Normalverdieners gekostet hatte. Sein stachelig gegeltes Haar war karottenrot, sein Teint noch heller als der ihre. Sie wusste, dass er achtundzwanzig Jahre alt war, aber er sah aus wie siebzehn. Seine braunen Augen waren intelligent und schlau, und er hatte lange, schön gebogene rote Wimpern. »Das war gute Arbeit«, fügte er hinzu.
    Endlich nahm mal jemand Stellung zu ihrem Artikel. »Danke.«
    Er neigte sich ihr über den Gang hinweg zu und gab ihr ein paar Tipps. »Beim nächsten Mal sollten Sie vielleicht unsere Torversuche erwähnen.« Darby war der jüngste zweite Geschäftsführer in der NHL, und in seiner Biografie hatte Jane gelesen, dass er Mitglied von Mensa, einer Akademikerverbindung, war. Das bezweifelte sie nicht. Obwohl er sich größte Mühe gab, nicht als Nerd zu erscheinen, hatte er sich offenbar doch nicht von dem Taschenschutz trennen können, der in seinem weißen Leinenhemd steckte.
    »Hören Sie, Mr. Hogue«, sagte sie mit einem, wie sie hoffte, hinreißenden Lächeln. »Ich gebe Ihnen keine Ratschläge, wie Sie Ihre Arbeit zu machen haben, falls Sie mir nicht vorschreiben, wie ich zu arbeiten habe.«
    Er blinzelte. »Das ist nur gerecht.«
    »Ja, das finde ich auch.«
    Er straffte sich und legte eine lederne Aktentasche auf seine Knie. »Gewöhnlich sitzen Sie doch hinten bei den Spielern. «
    Sie hatte bisher immer hinten gesessen, weil die vorderen Sitze schon von Trainern und Geschäftsführern belegt waren, wenn sie an Bord ging. »Tja, allmählich fühle ich mich dahinten als Persona non grata«, gestand sie. Der Vorfall am Abend zuvor hatte allzu deutlich gezeigt, was sie von ihr hielten.
    Er sah ihr wieder in die Augen. »Ist etwas passiert, wovon ich wissen sollte?«
    Abgesehen von dem Telefonterror, hatte sie am Vorabend eine tote Maus vor ihrer Tür gefunden. Das Tierchen war stark vertrocknet, als wäre es schon ziemlich lange tot. Offenbar hatte irgendwer es irgendwo gefunden und ihr dann vor die Tür gelegt. Das entsprach zwar nicht unbedingt einem Pferdekopf in ihrem Bett, aber sie glaubte auch nicht an einen Zufall. Das Letzte, was sie jetzt noch brauchte, war, dass die Spieler glaubten, sie würde zur Geschäftsleitung laufen und sie verpetzen. »Nichts, womit ich nicht allein fertig werde.«
    »Gehen Sie heute Abend mit mir essen, dann können wir über alles reden.«
    Über den Gang hinweg starrte sie ihn an. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob er einer von diesen zu kurz geratenen Typen war, die annahmen, sie würde schon deswegen mit ihnen ausgehen, weil sie selbst klein war. Ihr letzter

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