Sie kam, sah und liebte
trug vor dem Spiegel, der über dem Sims hing, roten Lippenstift auf. »Was, na?« Sie verstaute den Lippenstift in ihrer niedlichen kleinen Handtasche.
»Ich fragte, wie kommst du auf die Idee, dass die Leute dich für die Frau und mich für den Mann halten würden?«, wiederholte sie.
»Ach, war das eine ernst gemeinte Frage? Ich dachte, du hättest versucht, einen Witz zu machen.«
Am nächsten Morgen um elf Uhr klingelte Janes Telefon. Es war Leonard, der ihr mitteilte, er und Virgil und das Management der Chinooks hätten ihre »überstürzte Entscheidung« noch einmal überdacht. Sie wollten, dass sie auf der Stelle die Arbeit wieder aufnahm. Was bedeutete, dass sie am nächsten Abend beim Spiel gegen St. Louis in der Presseloge sitzen sollte. Sie war so überrascht, dass sie nur auf dem Bett liegen und sich Leonards absolute Kehrtwendung anhören konnte.
Offenbar hatte das Team, nachdem sie ihre kleine Abschiedsrede gehalten hatte, erstklassiges Hockey gespielt. Bressler hatte einen Hattrick geschafft, nachdem sie ihm die Hand geschüttelt hatte, und Luc war in Bestform gewesen. Er hatte kein Tor durchgehen lassen, das Spiel endete sechs zu null, und zurzeit verzeichnete Luc mehr Nullspiele als sein Rivale Patrick Roy.
Plötzlich galt Jane Alcott als Glücksbringer.
»Ich weiß nicht, Leonard«, sagte sie, schlug ihre gelbe Flanellbettdecke zurück und setzte sich auf die Bettkante. Kopf und Mund fühlten sich an wie mit Watte ausgestopft, die Folge einer sehr langen Nacht, und es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. »Ich kann den Job nicht annehmen, wenn ich fürchten muss, jedes Mal, wenn die Chinooks ein Spiel verlieren, wieder gefeuert zu werden.«
»Deswegen brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. «
Sie glaubte ihm nicht, und wenn sie sich tatsächlich entschließen sollte, den Job noch mal zu machen, ergriff sie die Gelegenheit doch nicht, wie beim letzten Mal, mit beiden Händen beim Schopf. Und in Wahrheit war sie ernsthaft sauer. »Das muss ich mir erst einmal durch den Kopf gehen lassen. «
Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, brühte sie sich einen Kaffee auf und aß ein bisschen Müsli, um das hohle Gefühl aus dem Bauch zu vertreiben. Sie war erst gegen zwei Uhr morgens ins Bett gekommen, und sie bedauerte, dass sie überhaupt Geld ausgegeben und ihre Zeit mit Ausgehen verschwendet hatte. Sie hatte sowieso an nichts anderes denken können als daran, dass sie gefeuert war, und demzufolge war sie keine angenehme Gesellschaft gewesen.
Während sie aß, dachte sie über Leonards neuerliches Angebot nach. Die Chinooks hatten sie wie eine Aussätzige behandelt und ihr die Schuld an den verlorenen Spielen zugeschoben. Und jetzt dachten sie plötzlich, sie würde ihnen Glück bringen? Wollte sie sich wirklich noch einmal auf ihre abergläubischen Verrücktheiten einlassen? Dem synchronen Fallenlassen des Tiefschutzes und dem Telefonterror?
Als sie aufgegessen hatte, hüpfte sie unter die Dusche und schloss die Augen, als das warme Wasser auf sie herabprasselte. Wollte sie tatsächlich mit einem Goalie auf Reisen gehen, der einfach durch sie hindurchsah? Obwohl er ihren Puls zum Rasen brachte? Ob sie es nun wollte oder nicht? Und sie wollte es ganz bestimmt nicht. Selbst wenn sie und Luc sich gemocht hätten, was ganz eindeutig nicht der Fall war, hatte er doch nur Augen für große, umwerfend gut aussehende Frauen.
Sie wickelte ein Handtuch um ihren Kopf, setzte die Brille auf und trocknete sich ab. Dann zog sie ihren brandneuen Bandeau-BH an, ein weißes University-of-Washington-T-Shirt und ein Paar alte Jeans mit Löchern an den Knien.
Es klingelte an ihrer Wohnungstür, und als sie durch den Spion spähte, stand ein Mann auf ihrer kleinen Veranda, eine silberne Oakley-Sonnenbrille auf der Nase, vom Wind zerzaust und hinreißend attraktiv, und er sah genauso aus wie Luc Martineau. Sie öffnete die Tür, weil sie gerade an ihn gedacht hatte und nicht sicher war, ob ihre Fantasie ihr nur etwas vorspiegelte.
»Hallo, Jane«, begrüßte er sie. »Darf ich reinkommen?«
Wow, ein höflicher Luc. Jetzt war sie ganz sicher, dass es nur eine Einbildung war. »Warum?«
»Ich dachte, wir sollten mal über das, was passiert ist, reden. « Das gab den Ausschlag. Sein kanadischer Akzent machte sich wieder bemerkbar, und jetzt wusste sie, dass sie mit Luc leibhaftig sprach.
»Darüber, dass ich wegen dir gefeuert wurde?«
Er nahm seine Sonnenbrille ab und schob sie in die
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