Sie kam, sah und liebte
nicht weiter verwunderlich, möchte ich meinen.« Sie hatte sich augenscheinlich über ihn informiert.
»Welcher Vergangenheit?« Er fragte sich, ob sie dieses Scheißbuch Die Schlimmen Finger des Hockeysports gelesen hatte, in dem ihm allein fünf Kapitel gewidmet waren, mit Fotos. Etwa die Hälfte von allem, was der Autor in diesem Buch behauptete, war Klatsch und pure Erfindung. Und der einzige Grund, warum Luc ihn nicht verklagt hatte, war der, dass er nicht noch mehr Medienrummel um sich haben wollte.
»Ihre Vergangenheit in der Presse.« Sie nahm einen Schluck aus ihrem Pappbecher und zuckte mit den Schultern. »Die allgegenwärtige Berichterstattung über Ihre Probleme mit Drogen und Frauen.«
Ja, sie hatte es gelesen. Und, zum Kuckuck, was für Leute waren das, die Wörter wie allgegenwärtig benutzten? Reporter, wer sonst. »Um eines klarzustellen: Ich hatte noch nie Probleme mit Frauen. Weder allgegenwärtig noch sonst wie. Sie sollten nicht alles glauben, was Sie lesen.«
Zumindest hängte sie ihm keine kriminelle Vergangenheit an. Und seine Abhängigkeit von Schmerzmitteln lag in der Vergangenheit. Wo sie auch bleiben sollte.
Er ließ den Blick von ihrem zurückgekämmten Haar über die makellose Haut ihres Gesichts und am Rest ihrer in diesen scheußlichen Mantel gewickelten Gestalt hinabwandern. Wenn sie ihr Haar offen trug, würde sie vielleicht nicht so furchtbar klemmärschig aussehen. »Ich habe Ihre Kolumne in der Zeitung gelesen«, sagte er und sah in ihre grünen Augen. »Sie sind die Singlefrau, die ständig über Beziehungen schwafelt und keinen Mann findet.« Sie zog die dunklen Brauen zusammen, ihr Blick wurde hart. »Nachdem ich Sie jetzt kennen gelernt habe, verstehe ich Ihr Problem.« Er hatte ihren wunden Punkt getroffen. Gut. Vielleicht ließ sie ihn jetzt in Ruhe.
»Sind Sie noch clean und trocken?«, fragte sie.
Er vermutete, dass sie, wenn er jetzt nicht antwortete, irgendwas erfinden würde. So machten sie es immer. »Absolut.«
»Tatsächlich?« Ihre zusammengezogenen Brauen hoben sich zu perfekten Bögen, als würde sie ihm nicht so recht glauben.
Er machte einen Schritt auf sie zu. »Soll ich in Ihren Becher pissen, Süße?«, fragte er die verklemmte Frau mit den harten Augen, die bestimmt seit fünf Jahren keinen Sex mehr gehabt hatte.
»Nein danke. Ich trinke meinen Kaffee schwarz.«
Er hätte sich vielleicht die Zeit genommen, ihre Retourkutsche gebührend zu würdigen, wäre sie nicht Reporterin gewesen und hätte er nicht das Gefühl gehabt, dass sie ihm aufgezwungen wurde. »Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie’s sich mal anders überlegen sollten. Und glauben Sie bloß nicht, die Tatsache, dass Duffy Sie den Jungs aufgehalst hat, könnte Ihnen den Job in irgendeiner Weise erleichtern.«
»Und das bedeutet?«
»Überlegen Sie doch mal«, sagte er und ging weiter.
Er legte das kurze Stück zum Parkhaus zurück und fand seine graue Ducati, die neben dem Behindertenparkplatz aufgebockt stand. Die Farbe des Motorrads entsprach haargenau der der düsteren Garage und den dicken Wolken, die über der Stadt hingen. Er klemmte seine Tasche auf den Gepäckträger und schwang ein Bein über den schwarzen Sitz. Mit dem Stiefelabsatz trat er den Ständer hoch, dann ließ er die Zwei-Zylinder-Maschine an. Er verschwendete keinen Gedanken mehr an Ms. Alcott, als er aus dem Parkhaus fuhr, das dumpfe Dröhnen des Motors hinter sich herziehend. Er passierte die Tini Bigs Bar, fuhr die Broad hinauf bis zur Second Avenue, bog nach ein paar Häuserblocks in die Gemeinschaftsgarage seines Wohnkomplexes ein und stellte das Motorrad neben seinem Landcruiser ab.
Mit zwei Fingern zog er die Manschette seiner Jacke zurück und warf einen Blick auf die Uhr. Er griff in seine Tasche und rechnete aus, dass ihm noch drei Stunden der Ruhe blieben. Er konnte eine Spielekassette in den Videorekorder schieben und vor seinem Großbildschirmfernseher entspannen. Oder er konnte eine Freundin anrufen und sie zum Mittagessen zu sich einladen. Eine gewisse langbeinige Rothaarige kam ihm in den Sinn.
Im neunzehnten Stock verließ Luc den Aufzug und ging den Flur entlang zu seinem nach Nordosten gelegenen Eckapartment. Er hatte es im letzten Sommer kurz nach seinem Wechsel zu den Chinooks gekauft. Von der Einrichtung – die ihn mit viel Chrom und Stein und abgerundeten Ecken an den alten Cartoon The Jetsons erinnerte – war er nicht sonderlich begeistert, aber die Aussicht … die Aussicht war
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