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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wissen dort anscheinend etwas über Anna Scheele.«
    »So, das ist sehr interessant, Victoria. Wie haben Sie das erfahren?«
    Victoria wiederholte, was Edward ihr gesagt hatte.
    »Sehr interessant«, wiederholte Mr Dakin.
    »Wer ist Anna Scheele?«, fragte Victoria. »Ich meine, Sie müssen doch irgendetwas über sie wissen, oder ist sie nur ein Name?«
    »Sie ist mehr als ein Name. Sie ist die Sekretärin und Vertraute eines amerikanischen Bankiers, des Chefs eines internationalen Bankhauses. Sie verließ New York und kam vor ungefähr zehn Tagen nach London. Seitdem ist sie verschwunden.«
    »Verschwunden? Sie ist doch nicht tot?«
    »Wenn ja, so wurde ihr Leichnam nicht gefunden.«
    »Aber sie könnte tot sein?«
    »O ja, sie könnte tot sein.«
    »Sollte sie nach Bagdad kommen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Nach den Bemerkungen dieses jungen Mädchens Catherine scheint es so gewesen zu sein. Oder sagen wir lieber, so zu sein, da kein Grund besteht anzunehmen, dass sie nicht mehr am Leben ist.«
    »Vielleicht kann ich beim ›01zweig‹ mehr herausbringen.«
    »Vielleicht – aber ich muss Sie nochmals bitten, sehr vorsichtig zu sein, Victoria. Die Organisation, gegen die wir kämpfen, ist völlig erbarmungslos.«
    »Ich wollte Sie etwas fragen«, sagte Victoria. »Wer hat eigentlich Carmichael umgebracht? War es jemand, der ihm hierher gefolgt ist?«
    »Nein«, sagte Dakin langsam, »das kann nicht sein. Er kam in einer Gufa – in einem von diesen einheimischen Booten –, und er wurde nicht verfolgt. Wir wissen das, weil ich den Fluss von jemandem bewachen ließ.«
    »Dann war es jemand im Hotel?«
    »Ja, Victoria. Und zwar jemand in einem bestimmten Flügel des Hotels – denn ich selbst habe die Treppe bewacht. Und Carmichael war auf der Hut. Er war ein Mann mit einem sehr ausgeprägten Sinn für Gefahr.«
    »Diese Polizisten, die hereingekommen sind – «, begann Victoria.
    »Oh, die sind nachher von der Straße heraufgekommen. Man hat ihnen vermutlich ein Zeichen gegeben. Aber sie haben ihn nicht erstochen. Das muss entweder jemand getan haben, den Carmichael gut kannte, dem er vertraute, oder jemand, den er für unwichtig hielt. Wenn ich nur wüsste …«
     
    Nach Höhen kommen Tiefen. Nach Bagdad zu gelangen, Edward ausfindig zu machen, in die Geheimnisse des »Ölzweigs« einzudringen: All das war ihr äußerst fesselnd erschienen. Nun, da sie ihren Zweck erreicht hatte, fragte sie sich in einem seltenen Augenblick der Einkehr, was in aller Welt sie eigentlich hier trieb.
    Durch Suggestion oder Überredungskunst hatte Edward es zuwege gebracht, ihr beim »Ölzweig« einen schlecht bezahlten Posten zu verschaffen. Sie verbrachte den größten Teil ihrer Zeit in einem kleinen dunklen Zimmer bei künstlichem Licht und tippte auf einer altersschwachen Schreibmaschine Berichte, Briefe und Kundgebungen über die saft- und kraftlose Tätigkeit der Bewegung. Edward hatte das Gefühl, das etwas mit dem »Ölzweig« nicht stimmte. Dakin schien der gleichen Meinung zu sein. Victoria war hier, um herauszufinden, ob dem so war, aber so weit sie sehen konnte, gab es nichts herauszubringen. Es gab keine Verschwörungen, keine Zellen. Alles war korrekt, offen und grauenhaft langweilig.
    Sie war aus dem Hotel Tio ausgezogen und hatte in einem Haus am Westufer des Flusses ein Zimmer gemietet, wo auch andere berufstätige Frauen wohnten, zum Beispiel Catherine, und es schien Victoria, dass Catherine sie mit scheelen Augen ansah, aber ob das so war, weil Catherine sie verdächtigte, im »Ölzweig« zu spionieren, oder wegen der heiklen Angelegenheit von Edwards Gefühlen, konnte Victoria nicht ergründen. Victoria und Edward waren übereingekommen, ihre Freundschaft nach außen hin zu verheimlichen. Wenn sie irgendetwas herausbekommen wollten, was der Mühe wert war, durften sie nicht verdächtigt werden zusammenzuarbeiten. Edward behandelte sie wie alle anderen jungen Mädchen, nur um eine Spur kühler.
    Obwohl der »Ölzweig« selbst so harmlos schien, hatte Victoria das bestimmte Gefühl, dass sein Oberhaupt und Gründer nicht ganz so harmlos war.
    Dann und wann fühlte sie, dass Dr. Rathbones ernster, nachdenklicher Blick auf ihr ruhte. Einmal, als sie zu ihm gerufen worden war, um einen Tippfehler zu klären, wurde er deutlicher.
    »Ich hoffe, Sie arbeiten gern bei uns?«, fragte er.
    »O ja, wirklich, Sir«, sagte Victoria und fügte hinzu: »Es tut mir Leid, dass ich so viele Fehler mache.«
    »Solche Fehler machen

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