Sie kamen nach Bagdad
unterbrochen. Mrs Clayton stand oben.
»Kommt herein, die Drinks sind fertig.«
»Wir kommen schon«, rief Victoria.
An diesem Abend ging Victoria mit sehr gemischten Gefühlen zu Bett. Sie, Victoria Jones, eine kleine Londoner Stenotypistin, war in Bagdad angekommen, hatte gesehen, wie ein Mann fast vor ihren Augen ermordet wurde, war eine Geheimagentin oder etwas ähnlich Romantisches geworden und hatte schließlich den Mann ihrer Träume in einem tropischen Garten unter sich wiegenden Palmen getroffen …
Etwas, was sie Edward fragen wollte – dort im Garten – sie und Edward – Edward fragen – aber Mrs Clayton hatte gerufen – und es war ihr entfallen. Aber es war wichtig – wenn sie sich nur daran erinnern könnte!
Eine Frau, die ihr in einem Hotelkorridor entgegenkam – eine Frau in einem gut geschnittenen Kostüm – sie war es selbst –, aber als die Frau näher kam, sah sie, dass sie Catherines Züge trug. Edward und Catherine – lächerlich! »Komm mit mir«, sagte sie zu Edward, »wir wollen Monsieur Lefarge suchen – « Und plötzlich war dieser da, trug gelbe Glacéhandschuhe und einen spitzen schwarzen Bart.
Edward war jetzt fortgegangen und sie war allein. Sie musste aus Babylon heimkehren, ehe die Kerzen verlöschten.
Und wir sind für die Dunkelheit geschaffen. Wer hat das gesagt? Gewalt – Terror – Elend – Blut auf einem zerfetzten Waffenrock aus Khaki. Sie lief – lief – einen Hotelkorridor entlang. Und man verfolgte sie …
Victoria erwachte mit einem Keuchen.
Beim Frühstück blickte Mrs Clayton sie forschend an: »Sie sind doch nicht etwa krank?«
»O nein. Ich habe diese Nacht nur nicht sehr gut geschlafen. Ich weiß nicht warum. Das Bett ist ausgezeichnet.«
»Mach bitte das Radio an, Gerald. Es ist Zeit für die Nachrichten.«
Edward kam gerade herein, als die drei Gongschläge erklangen.
Gestern Abend gab der Premierminister im Unterhaus neue Details über die Kürzungen der Dollarimporte bekannt. Aus Kairo wird berichtet, dass die Leiche von Sir Rupert Crofton Lee im Nil aufgefunden wurde.
Victoria stellte ihre Kaffeetasse klirrend ab und Mr Clayton entfuhr ein Ausruf.
Sir Rupert verließ das Hotel gestern Nachmittag, nachdem er mit dem Flugzeug aus Bagdad angekommen war, und kehrte an diesem Abend nicht mehr ins Hotel zurück. Vierundzwanzig Stunden später wurde seine Leiche aufgefunden. Die Todesursache war eine Stichwunde im Herzen, nicht Ertrinken. Sir Rupert war ein berühmter Forscher, bekannt durch seine Reisen durch China und Belutschistan, und Autor mehrerer Bücher.
»Ermordet«, rief Mrs Clayton aus. »Ich glaube, Kairo ist jetzt der ärgste Ort. Hast du irgendetwas davon gewusst, Gerry?«
»Ich wusste, dass er vermisst wurde«, sagte Mr Clayton. »Anscheinend wurde ihm durch einen Boten ein Brief überbracht und er verließ daraufhin das Hotel zu Fuß und in großer Eile, ohne zu sagen, wohin er ging.«
»Siehst du«, sagte Victoria zu Edward, als sie nach dem Frühstück miteinander allein waren, »es ist alles wahr. Erst dieser Carmichael und jetzt Sir Rupert Crofton Lee. Jetzt tut es mir Leid, dass ich ihn einen Wichtigtuer genannt habe, es kommt mir so lieblos vor. Alle Menschen, die von dieser sonderbaren Geschichte etwas wissen oder ahnen, werden aus dem Weg geräumt. Edward, glaubst du, ich werde die nächste sein?«
»Um Himmels willen, Victoria, mach bei dem Gedanken kein so erfreutes Gesicht. Du schwärmst viel zu sehr für das Dramatische. Ich sehe nicht ein, warum irgendjemand dich beseitigen wollen sollte, weil du im Grunde überhaupt nichts weißt – aber bitte, bitte sei furchtbar vorsichtig.«
»Wir müssen beide vorsichtig sein. Bedenke, dass ich dich in die Sache mit hineingezogen habe.« Sie schauderte plötzlich. »Es ist grauenhaft. Er war so voller Leben – Crofton Lee, meine ich –, und jetzt ist er auch tot. Es wird einem Angst und Bange.«
16
M r Dakin fragte. »Haben Sie Ihren Flirt gefunden?«
Victoria nickte.
Er fuhr fort: »Haben Sie sonst noch etwas gefunden?«
Victoria schüttelte betrübt den Kopf. »Kopf hoch«, sagte Mr Dakin, »bedenken Sie, dass in diesem Spiel die Erfolge spärlich und selten sind. Sie hätten dort irgendetwas aufschnappen können – man kann nie wissen, aber ich habe keineswegs fest damit gerechnet.«
»Edward glaubt, dass er mich beim ›Ölzweig‹ unterbringen kann. Wenn ich dort Augen und Ohren offen halte, kann ich vielleicht etwas herauskriegen, nicht wahr? Sie
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