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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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während der Mittagszeit ruhen, gingen Edward und Victoria nach dem Lunch zusammen spazieren, um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Victoria war entzückt vom Fluss, dem Schatt el-Arab, mit seinen Ufern voller Dattelpalmenhainen. Sie begeisterte sich für das venezianische Aussehen der arabischen Boote mit ihrem hohen Bug, die in der Stadt im Kanal angebunden lagen. Dann schlenderten sie in den Souk und bewunderten die kupferbeschlagenen Brauttruhen aus Kuwait und andere verlockende Waren.
    Erst als sie zum Konsulat zurückgingen und Edward sich bereitmachte, wieder die Zöllner zu bestürmen, fragte Victoria plötzlich: »Edward, wie heißt du eigentlich?«
    Edward starrte sie an. »Was in aller Welt meinst du, Victoria?«
    »Deinen Familiennamen. Weißt du nicht, dass ich ihn noch nicht kenne?«
    »Nicht? Tatsächlich, das stimmt. Ich heiße Goring.«
    »Edward Goring«, sie ließ die Worte auf der Zunge zergehen. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie dumm ich mir vorgekommen bin, als ich zu dieser Ölzweiggemeinde ging, um nach dir zu fragen, und keinen anderen Namen wusste als Edward.«
    »War ein brünettes Mädchen dort, mit einem etwas lang geratenen Bubikopf?«
    »Ja.«
    »Das ist Catherine. Sie ist furchtbar nett. Wenn du mich erwähnt hättest, hätte sie es gleich gewusst.«
    »Das glaube ich gern«, erwiderte Victoria kühl.
    »Sie ist ein schrecklich nettes Mädchen. Ich bin sicher, ihr werdet euch anfreunden.«
    »Ich glaube kaum, dass wir Gelegenheit dazu haben werden.«
    »O doch. Ich werde dir eine Stellung beim ›Ölzweig‹ verschaffen.«
    »Wie willst du das machen?«
    »Es wird schon irgendwie klappen. Ich werde dem Alten sagen, was für eine wunderbare Stenotypistin du bist, et cetera.«
    »Er wird bald merken, dass ich es nicht bin«, seufzte Victoria.
    »Jedenfalls werde ich dich irgendwie im ›Ölzweig‹ unterbringen. Ich lass dich nicht auf eigene Faust herumsausen. Nächstens wirst du auf Burma lossteuern oder ins dunkelste Afrika. Nein, mein Kind, ich will dich hier unter meinen Augen haben. Ich will nicht riskieren, dass du mir durchbrennst. Ich traue dir nicht über den Weg. Du bist mir zu reiselustig.«
    Du süßer Idiot, dachte Victoria, weißt du nicht, dass mich keine zehn Pferde von Bagdad wegbringen könnten! Laut sagte sie: »Eigentlich wäre es sehr amüsant, eine Stelle beim ›Ölzweig‹ zu haben. Glaubst du noch immer, dass an der Sache etwas faul ist?«
    »Ach, das war nur so eine fixe Idee von mir.«
    »Nein«, sagte Victoria nachdenklich, »ich glaube nicht, dass es eine fixe Idee von dir war. Ich glaube, du hattest Recht.«
    Edward wandte sich jäh ihr zu.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Durch etwas – was ich von einem Freund gehört habe.«
    »Wer war dieser Freund?«
    »Ein Freund.«
    »Mädchen wie du haben zu viele Freunde«, brummte Edward. »Du bist ein Teufel, Victoria. Ich liebe dich wie verrückt und dir liegt überhaupt nichts an mir.«
    »Oh, doch«, sagte Victoria, »ein ganz klein wenig.« Dann fragte sie, ihr Entzücken verbergend: »Edward, gibt es jemanden namens Lefarge, der mit dem ›Ölzweig‹ oder irgendetwas anderem in Verbindung steht?«
    »Lefarge?« Edward machte ein verdutztes Gesicht. »Nein, ich glaube nicht. Wer ist es?«
    Victoria setzte ihre Nachforschungen fort: »Oder jemand namens Anna Scheele?«
    Diesmal reagierte Edward ganz anders. Er wandte sich ihr scharf zu, packte sie am Arm und herrschte sie an: »Was weißt du von Anna Scheele?«
    »Au! Edward, lass mich los. Ich weiß gar nichts von ihr. Ich wollte nur wissen, ob du etwas von ihr weißt.«
    »Von wem hast du von ihr gehört? Von Mrs Clipp?«
    »Nein – nicht von Mrs Clipp –, wenigstens glaube ich es nicht. Allerdings hat sie viel und unaufhörlich von allem und jedem geredet, dass ich mich auch nicht erinnern würde, selbst wenn sie sie erwähnt hätte.«
    »Aber was brachte dich auf den Gedanken, das diese Anna Scheele etwas mit dem ›Ölzweig‹ zu tun haben könnte?«
    »Hat sie etwas damit zu tun?«
    Edward sagte zögernd: »Ich weiß nicht … Es ist alles so – so vage.« Sie standen vor der Gartentür des Konsulats. Edward blickte auf seine Uhr. »Ich muss an die Arbeit. Ich wollte, ich könnte etwas Arabisch. Aber wir müssen uns zusammentun, Victoria. Es gibt noch so viel, das ich wissen möchte.«
    »Es gibt noch so viel, das ich dir erzählen möchte.«
    An diesem Abend schlenderten Edward und Victoria zusammen durch den Konsulatspark. Der

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