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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherman Lee
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den Hals. Nogales hatte wohl seine Peitsche um ihn geschlungen.
    Big Sams Herz begann zu rasen. Sein Blick wanderte zur Wand, hinter der Sammy saß.
    Der Comanche und Nogales zerrten ihr Opfer unter den Baum in der Mitte des Hofes. Nogales warf den Stiel seiner Peitsche über einen Ast und zog an. Das Opfer begann zu baumeln.
    Big Sam schob das Fenster einen Spalt weit hoch. Der Wind fuhr herein. Sam spürte seine Kälte im Gesicht. Der Tornado wälzte sich näher. Blitz und Donner durchzuckten die Nacht. Sam legte den Lauf der Winchester auf das Fensterbrett.
    Plötzlich begannen Kinderfäuste gegen die Wand zu trommeln. Durch die Wand hörte Big Sam eine gedämpfte Frauenstimme sagen, "Was tust du denn da, kleiner Mann?"
    Big Sam hielt den Atem an. Sein Blick wanderte zwischen Wand und Fenster hin und her. Kalter Schweiß brach ihm aus.
    Draußen am Baum kniete der Comanche. Er versuchte, dem zappelnden Opfer die glitzernden Sporen abzunehmen.
    Indianer mit Sporen, dachte Big Sam. So ein Blödsinn. Comanche, du brauchst keine Sporen.
    Nogales hielt die Peitsche fest. Die Peitschenschnur zwischen Ast und Opfer zeichnete sich vor der weißen Wand des Mietstalls deutlich ab.
    Big Sams Augen suchten durch die Kimme das Korn. Sein Finger drückte durch und die Winchester bellte auf. Der Widerhall des Schusses dröhnte im Raum. Eine Frauenstimme stieß einen spitzen Schrei aus. Draußen fiel das Opfer vom Baum.
    Bloody Arrow und Nogales blickten schockiert in Richtung Fenster. Dann verschlang sie die Nacht.
    Das Opfer lag am Boden und würgte.
    "Hat der Blitz eingeschlagen?" fragte die gedämpfte Frauenstimme nebenan. Big Sam hörte vom Gang her Tumult. Jemand kam trampelnd die Treppe herauf.
    Sammy trommelte wieder mit den Fäusten gegen die Wand. Endlich schrie er das Wort, das Big Sam so sehr aus seinem Mund hören wollte, das im Moment aber besser ungesprochen blieb.
    "Daddy!"
    Big Sam warf seinen Mantel über. Das Getrampel im Gang wurde lauter. Er schob das Fenster ganz auf und schwang seine Beine hinaus. Unter ihm stand der angeleinte Falbe. Sam packte die Winchester mit beiden Händen. Er stieß sich ab und fiel in den Sattel. Das Tier wieherte und bäumte sich auf.
    "Ist ja gut", sagte Big Sam und tätschelte den Hals des Falben, der sich kaum beruhigte.
    Sams Hand schoß vor und lösten den Hengst von der Stange. Er warf das Pferd herum und sprengte an Baum und Opfer vorbei. Eine lichtlose Seitenstraße nahm ihn auf.
    Bald hatte er die Prärie erreicht. Dort heulte der Sturm. Blätter wirbelten durch die Luft. Tumbleweeds hüpften wie eine Armee von runden Kobolden über die Ebene. Mit donnernden Hufen galoppierte Big Sam vor dem gigantischen Tornado her nach Süden.
     

*
     
    "Ein Mann muß mit, wenn du zurück zur Homestead willst", sagte Rose Watts, die Frau von Reverend Sequoiah. "Du kannst dort nicht alleine wohnen."
    Sarah Sampson seufzte. Die beiden Frauen standen in der Küche. Rose hatte die Hände im Bottich und wusch Teller und Gläser, Sarah trocknete ab. Geschirr klapperte.
    "Es ist Mitte November", sagte Rose. "Bald fällt der erste Schnee. Spätestens dann wirst du Big Sam wiedersehen."
    Sarah rieb einen Teller trocken. Sie schwieg lange. Rose war klug genug, das Schweigen nicht zu unterbrechen.
    "Das kann noch dauern", sagte Sarah. "Mir geht es wieder gut und ich will wenigstens nach dem Rechten sehen."
    Nun seufzte Rose. Sie wollte Sarah eigentlich nicht ziehen lassen. Little Mary und ihre Mutter hatten sich gut eingelebt im Haus von Reverend Sequoiah Watts und seiner Familie. Doch jede Frau will ihr eigenes Haus, ihr eigenes Reich. Sarah hatte ein solches Reich. Es lag zwar zwei Reitstunden weit westlich von Tulsey in der Wildnis. Doch es war nun einmal Sarahs Reich. Rose Watts verstand Sarahs Sorge um ihr Heim.
    "Ich habe schon mit dem Reverend geredet", sagte Rose Watts schließlich. "Zachary ist achtzehn. Er ist ein guter Junge."
    "Wem sagst du das", sagte Sarah. Der Junge kümmerte sich vorbildlich um seine vielen Geschwister. Little Mary hatte er sofort als eines von ihnen einsortiert.
    "Zachary schießt auch ganz gut für sein Alter", sagte Rose Watts. "Er soll dich begleiten, wenn du gehst und die erste Zeit bei dir bleiben. Bis Big Sam zurückkehrt."
    Sarah schenkte der älteren Frau einen milden Blick. "Danke."
    Es war ein strahlender Novembertag, als Sarah mit Mary und Zach Watts den Farmwagen bestieg. Sie schnalzte mit der Peitsche und der Wagen ratterte los, zurück zur Homestead

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