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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherman Lee
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in der Wildnis. Es war noch warm, die Sonne schien. Graue Wolken verdunkelten diese nun täglich ein wenig mehr.
    Das Gras war nicht länger gelb, sondern grün vom Regen als der Wagen in die Einfahrt des Hofes polterte. Von irgendwoher kam Gus, der Farmhund, angesprungen. Er bellte und sein Schwanz wedelte. Der ganze Hund schaukelte. Little Mary tätschelte ihn zärtlich.
    Im Haus war alles, wie sie es an jenem Morgen vor vierzehn Tagen verlassen hatten, nur staubiger. Sarah schlug die Fensterläden zurück und lüftete. Dann trug sie den Proviant ins Haus.
    Die entlaufenen Pferde waren zurückgekehrt. Sie hatten Heu aus den Ballen in der offenen Scheune gezupft. Sie waren scheu geworden. Doch Zach nahm seinen Mut zusammen und fing einen weißen Hengst mit dem Lasso.
    Sarah Sampson sah von der Veranda aus zu.
    Das Tier tobte. Es bockte und kickte. Staub wirbelte auf. Zach ließ nicht los. Sobald sich der junge Schimmel beruhigt hatte, schwang er sich geschmeidig auf den bloßen Rücken des Hengstes und krallte sich in der Mähne fest. Der Schimmel hob und senkte den Kopf. Er blies die Nüstern auf und verfiel in einen straffen Trab. Doch Zachary Watts ließ sich nicht abschütteln. Das Tier akzeptierte ihn bald und er ritt zum Haus zurück.
    Sarah und Mary auf der Veranda applaudierten. Zach lächelte glücklich.
    Die Rinder hatten sich gut gehalten. Weit verstreut standen sie im Gras und fraßen. Es war Zach Watts ein leichtes, sie am Abend zusammenzutreiben. Eine Kuh hatte gekalbt. Ein junger Stier stakste an seine Mutter heran und suchte ihr Euter. Seine Hörner waren nur große Knöpfe. Er rieb sie an ihrem Fell.
    Beim Abendessen hörte Zach, daß Big Sam jahrelang ein Texas Ranger gewesen war und mit der Winchester umgehen konnte wie kein zweiter. "Wäre schön, wenn Big Sam hier wäre", sagte er. "Er könnte mir zeigen, wie man damit umgeht."
    "Das kann ich auch", sagte Sarah. "Big Sam sagt immer, wenn man lange genug übt, kann man Dinge, von denen man nie geglaubt hat, daß man sie mal können kann. Wir üben morgen ein wenig."
    Am Tag darauf stellte sich heraus, daß Zach Watts gar nicht so schlecht schoß. Mit dem Gewehr – auf zwanzig Yards Distanz. Mit seinem Revolver bohrte er meist nur Löcher in die Luft. Das tat seiner Begeisterung für die Schützenkunst jedoch keinen Abbruch. Big Sam war ja auch einmal achtzehn gewesen.
    Um Sarah zu beeindrucken führte der schmale Junge das Stierkalb in den Hof und rang mit ihm. Er schob und drückte, hob und zerrte. Endlich knickten die Vorderbeine des gutmütigen Tieres ein. Langsam ging es zu Boden. Es streckte alle Viere von sich, glotzte und muhte. Zach kniete auf ihm. Er ballte die rechte Hand zur Siegerfaust und reckte sie in die Luft.
    "Wie stark du bist", rief Sarah und hielt sich die Seite vor Lachen. "Wie ein Bär, kleiner Bruder."
    Bei seiner Abendpatrouille auf dem Schimmel entdeckte Zach Watts am Arkansas River einen Strauch Oleander. Der Busch stand gut geschützt in einer Mulde. Ein Traum in Rosa. Trotz der Jahreszeit trug er noch duftende Blüten. Zach stieg ab und brach einen Strauß langer Blütenzweige ab.
    Wieder daheim, überreichte er Sarah den Strauß und sagte, "Für dich, große Schwester."
    Sarah war gerührt. "Danke, Zachary." Sie schnupperte an den Blüten.
    "Laß mich auch mal riechen", sagte Little Mary.
    "Morgen", sagte Zach Watts mit großer Bestimmtheit. "Morgen hole ich den Baumstumpf aus dem Feld."
    Eine Träne stahl sich aus Sarah Sampsons Auge.
     

*
     
    Big Sam lag auf einem gelben Felsen in Texas. Dürres Gestrüpp umgab ihn. Er spähte durch das Fernrohr hinab auf die Fähre, die über den Red River auf ihn zukam. Im Kreis des Fernglases erkannte er an Deck die Visagen der Ratcliff-Bande und den blonden Schopf seines Sohnes. Das flache Schiff kam vom Ufer des Indian Territory und legte am texanischen Ufer an.
    Nach der Landung schloß sich der Ratcliff-Clan dem Planwagen einer einsamen Siedlerfamilie an. Die hatte am Steg kampiert und brach gerade auf. Gemeinsam fuhren sie die Straße entlang, die sie in einigen Stunden nach Arthur Town bringen würde.
    Von seinem Felsen aus sah Big Sam die Nervosität der Siedler. Die hagere Frau auf dem Kutschbock trug ein Häubchen über dem sorgenzerfurchten Gesicht. Sie war kaum dreißig, vermutete Big Sam. Doch sie erschien älter als sie war. Ihr Mann schob den grauen Zehn-Gallonen-Hut in den Nacken. Er starrte gerade aus, als Nogales und der Comanche links und rechts neben ihrem

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