Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Wagen herritten. Die beiden Compagneros des Mexikaners flankierten den Prärieschoner. Kindergesichter blickten aus dem Heck des Wagens.
    Sie waren kaum unter Big Sams Felsen angekommen, als Doc Snake auf seinem Maultier vorpreschte und dem Siedlerpferd den Weg versperrte. Doc Snake hob die Hand. Der Siedler zog die Zügel an. Der Wagen stoppte.
    Big Sam sah, wie die Rechte des Siedlers zur Büchse wanderte. Doch Nogales holte mit seiner Peitsche aus und schlug zu. Ihr Ende wickelte sich um den Lauf des Gewehrs. Der Bandit riß es dem Mann aus der Hand. Es flog in hohem Bogen ins Gras der Prärie.
    Die Siedlerfrau blickte in die Mündung von Bloody Arrows Winchester. Er war herangeritten und hielt sie direkt auf ihr Gesicht gerichtet. Die Frau stieß einen spitzen Schrei aus. Die Kinder hinten im Wagen begannen zu weinen.
    Sieht nicht gut aus, dachte Big Sam. Sein Blick wanderte zum zweiten Planwagen. Art Ratcliff hockte auf dem Bock, Isabella Gutierrez neben ihm. Sammy und Doreen konnte er nicht entdecken.
    Lautlos robbte Big Sam rückwärts. Dann glitt er von Fels zu Fels nach unten, bis er in seinem Versteck auf dem Prärieboden ankam. Er zog die Winchester aus dem Sattelschuh des Falben, entsicherte sie und schlich durch die Felsen, bis er auf hundert Yards an beide Wagen herangekommen war. Er hörte, wie Art Ratcliff etwas brüllte.
    Doc Snake antwortete. "Ich weiß, daß die hier irgendwo Brandy haben. Art, ich weiß es einfach", schrie er heiser.
    Big Sam nahm den grauen Rangerhut ab und spähte um den Stein herum. Doc Snake war dabei, die Habseligkeiten der Siedler aus dem Wagen zu werfen. Blechernes Kochgeschirr klapperte. Koffer und Kleider flogen ins Gras.
    Doch Doc Snake fand nichts Flüssiges, mit dem er zufrieden gewesen wäre.
    Er begann zu randalieren und trat gegen den Wagen. "Jeder Mann hat Whisky!" brüllte er. "Und mir ist meiner ausgegangen. Ich will deinen Schnaps, Mann! Schnaps ist Medizin!" Er zog seinen Revolver und fuchtelte ungeschickt damit herum. "Alles für die Forschung."
    Big Sam sah, wie Doc Snake dem Siedler den großen Hut vom Kopf stieß. Er rollte wie ein Rad zu Boden. Der Bandit setzte ihm den Revolver an die Schläfe. "Wo ist dein Whisky?"
    Big Sam trat kalter Schweiß auf die Stirn.
    "Na sag schon!" Der Desperado spannte den Hahn.
    Big Sam sah es. Er konnte nicht anders: Er trat aus der Deckung, zielte konzentriert und feuerte. Der Revolver wurde aus Doc Snakes Hand gerissen. Der alte Säufer schrie auf und drehte sich um die eigene Achse. Er schüttelte seine Hand. "Au!"
    Die anderen hörten den Schuß. Hastig blickten sie sich um. Doch Big Sam war wieder hinter dem Felsen verschwunden.
    Bloody Arrow ließ die Siedlerfrau und ritt auf Big Sams Position zu. Sein Gewehr ließ er angelegt. Langsam ritt er heran. Er spähte den Lauf entlang um den Felsen herum.
    Big Sam war hochgeklettert und kauerte im Gestrüpp über dem Comanchen. Er schloß das rechte Auge und zielte auf den braunen Gewehrkolben vor der Schulter des Indianers. Die Entfernung betrug gerade mal zehn Yards.
    Sam feuerte.
    Der Kolben schien in Bloody Arrows Händen zu explodieren. Der Comanche warf die Reste des Gewehrs von sich. Mit stierenden Augen blickte er sich um. Er trug keine Revolver. Seine Hand fuhr in den Stiefelschaft. Er zog ein langes Messer – da sah er, wie sich Big Sam auf dem Felsen über ihm aufrichtete. Der Comanche faßte das Messer bei der Klinge und holte aus.
    Doch Big Sam Sampson hatte bereits nachgeladen. Seine Kugel traf den Comanchen in den ausholenden Unterarm. Bloody Arrow zuckte zusammen. Sein Pferd scheute. Es ging durch und preschte in die Prärie.
    Nogales beobachtete verwundert den wilden Ritt des Comanchen. Seine beiden Bandoleros saßen auf ihren Tieren und wirkten unsicher.
    Sam sah, wie Doc Snake zeternd vom Prärieschoner der Siedler kletterte. Im Wageninnern hatte die Mutter die Arme über ihre jammernde Kinderschar gebreitet.
    Big Sam blickte sich hastig um. Cowboy Ace war verschwunden. Nicht gut.
    Der Siedler glitt vom Kutschbock. Im Gras stehend, ließ er die Augen nicht von Nogales und seinen Männern, die ihm den Rücken zuwandten. Er ging langsam in die Hocke. Seine Rechte tastete nach seiner Büchse im Gras.
    Art Ratcliff und Isabella Gutierrez saßen auf dem Bock ihres Wagens hinter dem Siedlerwagen. Ratcliff hatte ein Gewehr in den Händen. Er sah, was der Siedler tat.
    "Wirf das Schießeisen weg!" befahl Art Ratcliff.
    Der Siedler beachtete ihn nicht. Der lange