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"Sie koennen aber gut Deutsch!"

"Sie koennen aber gut Deutsch!"

Titel: "Sie koennen aber gut Deutsch!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gorelik
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Technik.
    Die beiden sind Mentorin und Mentee.
    Â»Was habt Ihr denn heute gemacht? In Deutsch?«, will die Mentorin wissen.
    Â»Heute haben wir nichts gemacht. In Deutsch«, antwortet der Mentee.
    Â»Und in Mathe?«
    Â»Da haben wir auch nichts gemacht.«
    Â»Bisch du dir sicher?«, fragt sie noch einmal nach. Die beiden sprechen reinstes Schwäbisch miteinander.
    Â»Ja!«, antwortet der Sechstklässler überzeugt und fügt dann hinzu: »Aber wir haben einen Englischtest nach den Ferien. Du kannst mich ja mal abfragen.« Er kramt ein grün eingebundenes Vokabelheft heraus, und sie wechselt von ihrem Schwäbisch in ein elegantes britisches Englisch. Sie üben unregelmäßige Verben, zwei Stunden lang, bis es draußen langsam dunkel wird, dann besprechen sie noch den Samstag, wenn Kubilay Geburtstag hat und mit seiner Familie sowie seiner Mentorin bowlen gehen will, und dann fahren sie beide heim.
    Derya Bermek-Kühn ist die Frau, die die beiden zusammengebracht hat. Sie hat eine Menge solcher Paare gebildet, über achtzig inzwischen, engagierte Gymnasiasten und Studierende, die Kinder aus türkischen, häufig bildungsfernen Familien betreuen, mit ihnen lernen und Dinge unternehmen, im Rahmen des »Großer Bruder – Große Schwester« (»Ağabey-Abla«)-Programms. Die Idee basiert auf dem in mittlerweile zehn Ländern etablierten, seit über hundert
Jahren existierenden Mentoring-Programm »Big sisters, big brothers«, ist aber insofern verfeinert, als dass die Teilnehmer hier aus dem selben Kulturkreis kommen. »Großer Bruder – Große Schwester« wird von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert, und Bermek-Kühn, Mitarbeiterin des Deutsch-Türkischen Forums Stuttgart, ist dafür zuständig, die vielen Bewerber, die Mentoren sein möchten, auszusuchen, Schulen zu finden, die mitmachen, für passende Paarungen zu sorgen, Fortbildungen für Mentoren zu organisieren, in denen es zum Beispiel darum geht, wie sich die Eltern in den Lernalltag ihrer Kinder einbinden lassen. Ihr größtes Problem sei, Schulen und Lehrer aufzutun, die an dem Projekt interessiert sind, viele seien zu faul, manche sagen, es handele sich hierbei um eine positive Diskriminierung türkischstämmiger Kinder. Von 20 Schulen, die sie anfangs kontaktiert hat, haben nur vier Interesse gezeigt. Bermek-Kühn spricht mit beiden Seiten über deren Sorgen, sie kümmert sich darum, dass die Kontakte nicht ins Leere laufen, indem sie zum Beispiel von den Mentoren so genannte Tagebücher einsammelt, in denen die Treffen mit Datum, Zielen, Erfolgen protokolliert werden. Da steht dann etwas über die Vorbereitung der Mathematikhausaufgaben oder das Lesen eines Buches oder Sätze wie dieser: »Wir haben in der Stadt einen Spaziergang gemacht und darüber gesprochen, wie wichtig es ist, Träume und Ziele zu haben. Und wir haben was gegessen.«
    Was sich banal anhört, ein Spaziergang, ein Gespräch, ein Essen, kann so viel verändern. Die Mentoren können sich zu Vertrauenspersonen für die kleinen Brüder und Schwestern entwickeln, sie sind Vorbilder, die ihnen nicht von Autoritäten vorgesetzt werden, sie haben denselben Hintergrund und deshalb Verständnis. Wenn ein Viertklässler traurig sagt: »Ich habe es knapp nicht auf die Realschule geschafft«, und sein
Mentor, anstatt mit Binsenweisheiten aufzuwarten, antworten kann: »Das macht nichts, ich war auch auf der Hauptschule, und jetzt studiere ich Maschinenbau im zweiten Semester«, dann ist das viel wert.
    Â»Mir gefällt die Idee, dass man eine Vorbildfunktion erfüllt, dass man jemandem etwas geben kann, anstatt nur zu nehmen. Und ich verbringe einfach gerne Zeit mit Kubilay«, sagt Dilek K., die in Stuttgart geboren ist, inzwischen hier studiert und sich einmal die Woche Zeit für einen Jungen nimmt, der ab und zu Schwierigkeiten in Deutsch und Englisch hat und sie in Kinofilme wie »Jerry Cotton« schleppt.
    Â»Ich finde das mit der Nachhilfe besser, als ich gedacht habe, weil die Dilek jetzt irgendwie zur Familie dazugehört«, sagt Kubilay Seriöz, der in Izmir geboren wurde und sich nicht mehr genau erinnern kann, ob er mit fünf oder mit sechs Jahren nach Deutschland kam und mit seiner Mentorin auch mal vier bis fünf statt den vorgesehenen zwei Stunden am Nachmittag lernt.
    Menschen, die aufeinandertreffen und sich

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