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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
Autoren: Madeleine Roux
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der sie einen packen können. Wir hocken jetzt seit einer Woche in einer Bibliothek gefangen … nur drei von uns von ursprünglich siebenunddreißig sind übrig. In dieser Gegend gibt es überwiegend Dümpler, wie du sie nennst. Bücher sind das Einzige, was uns aufrecht hält. Es wird nicht mehr lange dauern, wir haben keine Waffen, und sie durchbrechen langsam unsere Verteidigung. Hoffe, ihr habt mehr Glück als wir.
    Allison:
    26. September 2009 18:01 Uhr
    Bruce! Du bist genial! Ich hatte gar nicht an die Verteidigungsvorteile gedacht. Das muss ich Janette erzählen, ich bin sicher, es wird sie aufmöbeln zu erfahren, dass ihr Kurzhaarschnitt sie zum für Zombies unpackbaren Ninja-Superkämpfer macht. Viel Glück euch in der Bibliothek. Und was heißt hier keine Waffen? Schnapp dir ein fettes Wörterbuch und wirf den Wälzer, als ginge es um die verdammten Olympischen Spiele.

27. S E P T E M B E R 2009 – D I E B L U T I G E K A M M E R
    »Erzähl’s ihnen. Mach schon. Erzähl ihnen, was du mir erzählt hast.«
    »Hab ich nicht das Recht, die Aussage zu verweigern?«
    »Nein, das hast du nicht, Allison. Erzähl es ihnen jetzt, sonst mache ich es.«
    Stellt es euch bildlich vor: Ich stehe vor der versammelten Gruppe und schwitze wie ein Schwein, ein stinkendes Schwein mit einem Heckenscheren-Haarschnitt. Sie starren mich an, denn sie haben Teds Miene gelesen und wissen, dass ich etwas wirklich Schlimmes gemacht habe, etwas zum In-die-Ecke-Stellen und Schämen. Es ist wieder wie in der Grundschule. Vorführen und Petzen, der demütigende Spießrutenlauf durch hochgezogene Augenbrauen und verkniffene Münder. Alle sind mürrischer als sonst, als hätte Matts miese Laune sich verbreitet und alle infiziert. Es ist jetzt spät im September, und es beginnt kalt zu werden. Feuchtigkeit kriecht durch die Mauern und macht unsere kleine Welt klamm und noch düsterer. Holly hat einen Schnupfen. Ich habe inzwischen erfahren, wie Brooks & Peabody seine Prioritäten setzt: Die Überwachungskameras laufen auf Notstrom, nicht aber die dringend benötigte Heizung.
    Ich zappele nervös herum. Ich glaube, ich räuspere mich.
    »Ich betreibe jetzt seit einiger Zeit einen Blog. Es begann zunächst als Hilferuf, aber dann – ich weiß nicht, es fühlte sich gut an, sich mit jemandem darüber auszutauschen, was passiert ist, also hab ich weitergemacht.« Ich weiß nicht, warum es so schwer ist, das zu sagen, aber es fühlt sich an wie Verrat, und ich kann sehen, dass Holly den Tränen nahe ist. »Es gibt gute und schlechte Nachrichten. Die gute Nachricht ist, dass es immer noch andere Menschen gibt, die leben. Sie sind da draußen, sie haben mir zurückgeschrieben. Die schlechte Nachricht lautet: Sie sitzen fest wie wir, gefangen, hilflos.«
    »Ich nehme nicht an, dass einige von ihnen Polizisten oder Rettungskräfte sind?«, fragt Matt trocken und verdreht die Augen.
    »Ich weiß es nicht. Aber das bringt uns zu einem anderen Punkt.« Ich sehe Ted an, der ernst nickt. Wir beide haben unter vier Augen Kriegsrat gehalten und einstimmig beschlossen, die Initiative zu ergreifen. Und wir haben uns für eine bestimmte Vorgehensweise entschieden. Nun ist es Zeit, es der Gruppe zu sagen, und ich weiß schon, dass das nicht so reibungslos laufen wird. Wenigstens ist Dapper da, sitzt ruhig zu meinen Füßen wie eine alte, weise Statue, ein Talisman gegen die aufgebrachten Blicke, die mich treffen. »Ted und ich gehen heute hoch in die Apartments. Die Nahrung wird schon wieder knapp, und wir müssen alle über etwas Dauerhafteres nachdenken.«
    »Etwas Dauerhafteres?«, echot Holly. Ihr Gesicht ist vollkommen weiß geworden und ihre Fingerspitzen verharren an ihrem Mundwinkel. Sie hat sich in letzter Zeit angewöhnt, an den Nägeln zu kauen.
    Ted und ich wechseln einen Blick.
    »Die Sache ist die: Die Nachrichten, die uns von draußen erreichen, klingen nicht gut. Chicago wird auch angegriffen, und –«
    »Angegriffen?«, fragt Janette und krallt ihre Hand in Matts Knie. Ich wünschte, sie würden aufhören, alles zu wiederholen, was ich sage, und irgendetwas Neues beisteuern, aber das ist wohl zu viel verlangt. Es ist mein Fehler, ich hätte es besser formulieren müssen. Ich meine, ein Angriff impliziert noch die Möglichkeit einer Abwehr. Ich weiß, dass sie so denkt. Das würde ich auch tun.
    »Chicago ist überrannt.«
    Danach entsteht eine lange Pause. Ich beobachte, wie sich nach und nach hauchfeine Partikel der ganzen Wahrheit
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