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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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fleckigen, ruinierten Büchern, deren Seiten in Gott weiß was am Boden kleben. Ich hacke ein paar Stöhner nieder, bevor wir uns rechts zum Lagerraum wenden. Ich kann erkennen, dass zwischen den Regalen noch mehr sind und dass sie uns bemerkt haben. Aber der Plan ist, in Bewegung zu bleiben. Das tun wir. Wir halten einen hastigen, unordentlichen Trab, bis wir endlich den rückwärtigen Raum erreicht haben und rennen können. Der Lagerraum ist ein großes, offenes Areal mit langen Tischen, um eingehende Lieferungen zu sortieren. Es gibt zwei Bereiche – zunächst ein großes Gebiet, in dem hauptsächlich leere Verpackungen und Nachfüllsortiment lagern, und einen hinteren Teil des langen Raums mit Türen, die nach draußen führen. Wir sind fast da, und ich weiß, dass die letzten Meter hart werden – die Geräuschkulisse, das Knurren, das schmerzvolle Stöhnen von Dutzenden Untoter, das uns umgibt. Sie haben unser Ziel vorausgesehen und sind langsam ausgeschwärmt, um uns hier zu stellen.
    Phil ist immer noch völlig konzentriert bei der Sache und knackt ein paar von ihnen die Schädel. Ich erkenne keinen dieser Stöhner wieder, was es leichter macht, mit ein paar gut gezielten Axthieben ins Genick hinter Phil aufzuräumen. Am schwierigsten ist es dabei, den nötigen sicheren Abstand zu Phil zu halten, der sich mit bewundernswertem Eifer in die Arbeit stürzt. Ted bildet die Nachhut. Er verschießt laute Gasstrahlen aus dem Feuerlöscher, hält sie damit auf Abstand, damit Phil und ich Zeit haben, sie auseinanderzunehmen. Wir entwickeln einen Rhythmus.
    Als der Lagerraum geklärt und der Boden mit klebrigem, schwarzem Matsch bedeckt ist, gönnen wir uns einen Moment zum Durchatmen. Phils Schultern zittern vor Erschöpfung, er beugt sich vor und stützt seine Hände auf die Knie. Ich vergaß, wie träge wir geworden sind, wie wir den ganzen Tag herumsitzen, das eine Buch, dieselben Magazine, dieselben Spielkarten herumgehen lassen, nichts als Junkfood essen und schlafen.
    Der Lagerraum ist nichts Bemerkenswertes. Lange Tische und ein paar uralte Computerterminals, um die Lieferungen zu fakturieren, etwas Ware und ein Haufen Verpackungsmaterial. Ich erkenne, dass die Hintertüren einen Spalt offen stehen und eine dünne, geisterhafte Linie aus Sonnenlicht über die Mitte des Bodens verläuft.
    Phil rappelt sich auf und marschiert weiter, hält verwegen auf die Türen zu. Es fühlt sich irgendwie groß an, irgendwie bedeutungsvoll. Wir haben etwas erobert, haben ein Ziel erreicht, das zuvor nur eine vage Vorstellung war, ein gänzlich fiktives »dort«.
    Ich sorge mich um Phil. Ich weiß, dass er ein erwachsener Mann ist und auf sich selbst aufpassen kann, aber ich bin unsicher, ob er darauf vorbereitet ist, was wir zu sehen bekommen, wenn diese Türen ganz offen sind. Und ich weiß nicht, ob ich selbst darauf vorbereitet bin.
    Phil drückt kräftig gegen die schwere Tür, die ein langes metallisches Kreischen erzeugt. Die Welt da draußen ist grau, durchbrochen von ein paar dünnen Sonnenstrahlen, die durch die Wolken dringen. Es ist kälter als erwartet. Später September, trübe und schneidend kühl. Ich liebe diese Art Wetter, Pulloverwetter, noch nicht zu kalt, um in eine Decke gewickelt draußen zu sitzen. Doch Wichtiges fehlt: der üppige Duft von brennendem Herbstlaub, Eichhörnchen, die in den Bäumen herumtoben. Da sind nur verlassene Gebäude in der Ferne, die herumstehen wie vergessene Monumente, die Lichter gelöscht, die Menschen fort.
    Wieder höre ich diesen Autoalarm, allerdings keine laufenden Motoren. Ich sehe kein geheimnisvolles Fahrzeug, das naht, um uns zu retten. Es herrscht gespenstische Stille. Die Laderampe vor der Tür ist leer. Keine Begrüßungsparty der Untoten unterbricht diese schreckliche Ruhe. Das hier war mal eine Stadt, ein lebendiger Ort, nun ist er verlassen, stumm und grau.
    Phil stolpert auf die Rampe hinaus, ohne auf die Kälte zu achten, aber ich kann sehen, wie sich die Härchen auf seinem Arm aufrichten und er eine Gänsehaut bekommt. Ich folge ihm die Rampe hinunter. Der große Recyclingcontainer und der Müllcontainer sind offen und durchwühlt. Papiere und Kartons liegen verstreut auf dem Pflaster. Ted boxt mich kräftig in den Rücken. Ich drehe mich um und sehe, dass er auf etwas zeigt – ein Auto, Phils Auto, und plötzlich wird alles klar.
    Phil rennt auf seinen alten maroden LeSabre zu, bevor einer von uns auch nur die Hand heben kann, um ihn aufzuhalten. Das

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