Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
auf ihren Gesichtern ablagern, zu einem erschreckenden Dunst verschmelzen, der ihnen Falten auf die Stirn legt und die Mundwinkel angstvoll nach unten zieht. Holly schlägt sich die Hand vor den Mund und gibt einen rasselnden, würgenden Laut von sich.
Ich sollte wütend sein. Das ist doch alles eure Schuld. Du, Anonymus, und du, Bruce, ihr solltet euch was schämen. Als ich feststellte, dass da draußen jemand ist, nämlich ihr zwei, hab ich fast meine Limonade in die Tastatur gespuckt. Und dann in meinem Überschwang Ted von euch beiden erzählt und dabei mein heimliches kleines Internetleben enthüllt. Ted war verständlicherweise nicht erbaut.
»Was denkst du dir eigentlich? Du benutzt dein verdammtes Laptop? Du verschwendest Energie«, fauchte er und sah mich finster an. Er hatte den Haarschnitt verweigert, und seine Fransen hingen ihm schon über die Brille. Mit einem ärgerlichen Fuchteln wischte er sie beiseite. »Ich kann es nicht glauben. Warum hast du nichts gesagt?«
»Das ist was Gutes, Ted, ich fühle das. Sieh mal, wenn es noch drahtlose Verbindung gibt, dann gibt es Leute, die dafür sorgen, dass es funktioniert, richtig? Die was auf die Beine stellen! Oder anders, es heißt zumindest, dass noch nicht jeder im Arsch ist, verstehst du? Ich meine … weißt du, was ich meine?«
»Du musst es den anderen sagen«, flüsterte er und schüttelte mit gerunzelter Stirn seinen dunklen Strubbelkopf. »Sie haben ein Recht darauf, alles zu wissen. Ich hätte ein Recht darauf gehabt, es zu wissen. Ich wünschte, du hättest mir gesagt, was du vorhast.«
»Schön, jetzt weißt du es. Es war nicht vorsätzlich . Ich hab doch gar nicht erwartet, dass was dabei herauskommt, verstehst du? Es war mehr so eine Art Therapie, kein ernst gemeintes SOS . Von jetzt an keine Geheimnisse mehr, Ted, versprochen.«
Das schien ihn ein wenig zu beruhigen, und so kam unsere Zweierversammlung auf ein anderes Thema: Dapper. Der Hund bellt nicht. Er hat noch keinen von uns aus irgendeinem Grunde angebellt. Vielleicht hat er die Gefahr, in der wir uns alle befinden, so verinnerlicht, oder vielleicht versucht er, sich einfach nur einzufügen und so liebenswert wie möglich zu sein (was ihm, nebenbei bemerkt, gut gelingt). Aber in der letzten Nacht, nach dem Haareschneiden, hörten wir plötzlich Geräusche über uns. Laute, scharrende Geräusche, als würden Möbel herumgeschoben. Anfangs haben wir uns dabei nicht viel gedacht, aber dann fing Dapper auf einmal an, sich die Seele aus dem Leib zu bellen, sprang hoch wie ein Wilder und fletschte die Zähne gegen die Decke.
Ted und ich haben entschieden, dass es bedeutsam sein muss. Das Gebell und die Geräusche – wir vermuten, da oben könnten noch Überlebende sein. Das erscheint auch plausibel, wenn man bedenkt, dass sie im Obergeschoss sind. Ich habe keine Ahnung, wie beweglich diese untoten Dinger sind. Sie könnten sich schwertun mit Treppen, und wenn Treppen sie ein Weilchen aufhalten, dann haben die Bewohner oben es möglicherweise geschafft, sich zu verbarrikadieren. Wir fragen uns, ob Dapper vielleicht aus einer der Wohnungen da oben kommt und dies seine Art ist, uns mitzuteilen, dass wir hochgehen sollen.
Und das bringt uns zu der unangenehmen Herausforderung, wieder einmal zu fragen, wer sich freiwillig meldet. Ted und ich sind unsicher, ob wir heil durch den Laden kommen – hinten raus und dann die Feuerleiter hoch –, wenn wir nur zu zweit sind. Eine dritte Person wäre gut. Jemand, der uns den Rücken deckt, einfach ein Paar Augen mehr, die Wache halten.
Ich kann sehen, wie Matt sich für einen Einwand wappnet – er rückt ein bisschen vor, als wollte er sich zwischen uns und Janette stellen. Matt hat eine lange, nachdenkliche Pause gebraucht, um seine Gedanken zu ordnen und sich für den unvermeidlichen Showdown zu wappnen. Sein Todesblick fährt hoch und fixiert sich, bereit für die Schlacht.
»Nein«, sagte er schließlich wie vorhergesehen. »Keine Chance. Das ist Selbstmord.«
»Es ist kein Selbstmord, Matt. Sei nicht so melodramatisch.«
»Du hast keine Ahnung, was da oben los ist, wie viele dort oben sind.«
»Aber was, wenn es gar nicht so übel ist? Wenn wir da sauber machen können? Wir könnten tatsächlich leben wie richtige Menschen, mit Sofas und Tischen und Betten!«, sage ich hektisch. Das läuft nicht gut. Wenn er weiter düsteres Verhängnis beschwört, wird sich keiner freiwillig melden, um uns zu helfen.
Und dann Janette, die
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