Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
absoluten Frustration. Ted kommt zurück und öffnet die Tür. Ich erwarte ihn dort, kann jetzt sein Gesicht sehen. Da ist nichts mehr übrig von dem lebhaften Schalk, der hinter der unauffällig vertrottelten Erscheinung lauerte. Alles weggewischt, abgeschnitten von jenem Axthieb, der Holly ausgelöscht hat.
»Wenn jemand von euch sich verabschieden will, sollte er mir jetzt folgen.«
Einschließlich Dapper defilieren wir in den Gang hinaus, die Köpfe gesenkt, die Münder klebrig von Tränen, die noch nicht geflossen sind, und Worten, die keiner den Mut zu sagen hat. Holly liegt nicht im Flur, aber da ist ein frischer Blutfleck auf dem Boden und weitere an Teds Händen. Ihr Sweatshirt hängt um einen Pfosten des Treppengeländers wie ein Blumenkranz um einen Grabstein.
Ted sagt nichts, und ich weiß nicht, ob ich sprechen kann, aber ich nehme seine Hand und drücke sie, bis ich fühle, dass er meinen Druck erwidert.
»Es ist so ungerecht«, flüstere ich, »es ist so beschissen ungerecht.«
Janette weint und Phil schnäuzt sich, versucht mit aller Kraft, tapfer zu sein. Ich weiß nicht, wie lange wir da mit geneigten Häuptern vor dem Sweatshirt stehen, wie Kameraden eines gefallenen Soldaten, die darauf warten, dass ein Signal zum Weitermachen kommt und nicht alles zu Ende ist, sobald wir nur die Kraft finden, die Köpfe wieder zu heben. Ein Teil von mir will, dass es endet. Wenn jemand so hübsch und gutherzig wie Holly derart willkürlich und zufällig ausgelöscht werden kann, wo liegt dann der Sinn?
Ted lässt meine Hand los und dreht sich um. Er führt uns zurück ins Apartment. Jetzt fällt mir auf, dass Zack nicht bei uns gestanden hat und ich mich nicht erinnern kann, ab wann er nicht mehr dabei war. Ich habe versagt. Ich habe für eine Minute die Konzentration verloren, und er ist weg. Mir wird klar, dass hier etwas verdammt schiefläuft, als Ted die Axt, Blatt voraus, auf den Küchentresen knallt.
»Nein«, rufe ich, »nein, sucht, sucht überall.«
Er rennt aus der Küche, Phil und Matt sprinten ins andere Apartment. Wir suchen nicht nach Zack, wir suchen die Kisten, die akkurat beschrifteten Kisten mit den Vorräten. Allen unseren Vorräten.
Mit nassem Gesicht reiße ich jeden einzelnen der Küchenschränke auf und knalle die Türen wieder zu, weil sie sich entweder als leer erweisen oder da nur noch eine Flasche Sojasauce steht.
Mit ausdrucksloser, blutleerer Miene kommt Ted in die Küche. Am Klang seiner Stimme höre ich, dass wir alles verloren haben.
»Da ist etwas, das du dir anhören musst, Allison.«
Es ist das Radio: Ich höre es aus dem Schlafzimmer über den Flur. Es ist die Stimme des Fremden, auf den ich begonnen habe mich zu verlassen. »… dies ist eine Warnung. Nehmt euch in Acht. Er ist knapp eins achtzig, blond, grüne Augen, etwa achtzig Kilo schwer. Wir kennen ihn nur als Jack. Die Betroffenen melden gestohlene Vorräte und Ausrüstung.«
»Hol deinen Schläger.«
»Allison!«
Das ist Janette, sie schreit sich im Wohnzimmer die Seele aus dem Leib. Ted und ich hasten hin, bewaffnet, rotgesichtig und tollwütig. Im Raum vor der Tür im Treppenhaus herrscht Aufruhr, es wuselt und brodelt. Ted und ich hacken uns einen Weg hinaus ins Treppenhaus. Ein gottverdammter Hinterhalt, Dutzende, vielleicht Hunderte torkeln die Treppe herauf direkt auf uns zu. Ich lehne mich über das Geländer, Ted sichert mich. Die Tür des Wartungsraumes am Fuß der Treppe steht weit offen und mehr und mehr Untote quellen aus seinem Inneren hervor.
» Beschissenes Arschloch, beschissenes, gottverdammtes Arschloch!« Ich drücke mich hinter Ted zurück ins Apartment. Janette ist auf dem Boden zusammengebrochen, verkrampft sich und schluchzt haltlos. Matt und Phil erscheinen mit ihren Golfschlägern, und Dapper bellt hysterisch und tanzt um Ted herum.
»Janette!«, rufe ich und gehe zum Fenster. »Janette! Verflucht, komm hoch! Komm hoch und hol den Wein.«
»Den Wein?«, stammelt sie.
» TU EINFACH , WAS ICH DIR SAGE !«
Hinter mir rappelt sich Janette auf die Füße, und ich höre das Klirren der Flaschen, als sie sie auf den Küchentresen stellt. Es sind nur drei, aber das sollte reichen. Ich sehe Zack unten auf der Straße, er zieht seines Weges und trägt unsere Sachen, unser Essen. Es geht langsam, und vielleicht haben wir eine Chance.
»Bring ihm die Axt, Janette. Ted!«, brülle ich und greife die Weinflaschen, »könnt ihr sie an der Tür aufhalten?«
»Ja, aber was immer du
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