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Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Titel: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Frewin Jones
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von morgen vor.«
    »Hatte ich auch nicht vor. Ich denke, ich gehe unter die Dusche.«
    »Okay.«
    Er ging zur Tür.
    »Danny?«
    Er drehte sich um, die Augenbrauen hochgezogen.
    »Das hast du gut gemacht, heute nachmittag.«
    Er warf ihr ein halbes Lächeln zu. Ich hatte keine andere Wähl, dachte er, sagte jedoch nichts.
    Überall, wo er hinging, mußte er das Licht anknipsen. Das ganze Haus war dunkel und fremd. Er duschte ausgiebig und ging ins Bett, doch er blieb hellwach. Er lag unter der Decke und dachte an die Blasen in Jonathans Aquarium. Wenn er sich früher elend gefühlt oder eine Wut gehabt hatte, war ihm immer noch die Möglichkeit geblieben, sich in seinem Zimmer einzuschließen und zu vergessen, daß es um ihn herum eine Welt gab. Jetzt funktionierte es nicht mehr. Er war wie eine Blase im Aquarium, und um sich herum sah er all die anderen Blasen: seine Mutter, die flickte, der Vater, der seinen Rausch ausschlief, und Lisa zwischen all ihren Papieren — ein Haus voller Menschen, die er nicht mehr ausschließen konnte.
    Er fragte sich, ob die Menschen es merkten, daß über sie nachgedacht wurde. Was sagte sein Vater immer? Ach ja: Wenn es in deinen Ohren klingelt, heißt das, daß jemand über dich spricht. Ob Lisas Ohren klingelten, weil er so oft an sie dachte? Ob sie wußte, welche Gefühle er ihr entgegenbrachte? Natürlich mußte sie es wissen. Es loderte ja aus ihm heraus wie aus einem offenen Kamin.
    Er dachte über Telepathie nach. Sie schien, was ihn betraf, fast telepathische Kräfte zu besitzen. Zum Beispiel, als sie seinen Vater versorgt hatten. Da hatten sie sich wortlos verstanden. »Empathie nennt man so etwas«, sagte er zur Zimmerdecke hinauf. Wir sind von Natur aus beide empathisch. Nein, nicht empathisch, das ist wieder etwas anderes. Wir besitzen eine natürliche Empathie, das ist es. Das werde ich ihr sagen, und dann bin ich mal gespannt, was sie darauf antwortet. Ich werde sagen: >Lisa, ich bin überzeugt davon, daß wir beide eine natürliche Empathie besitzen, und deshalb sollten wir sofort heiraten, wenn nicht schon eher.< Und sie wird sagen: >Hau ab, du Blödmann, ich bin sechs Jahre älter als du.< Nur daß sie das nicht wirklich sagen würde. Denken vielleicht, aber sagen nie. Und wer weiß, vielleicht würde sie es nicht einmal denken. Also, es gibt Menschen, die sich in viel jüngere verlieben.«
    Plötzlich merkte er, daß er Selbstgespräche führte. »Verrückt. Jetzt wirst du verrückt, Danny. Dein Verstand geht hops. Es passiert einfach zuviel auf einmal. Du hältst dich mit einer Hand an einer wackligen Tür und hängst über einem Abgrund voll Luft.«
    Er schaute auf die Uhr. Es war erst siebzehn Minuten nach zehn. Er stand auf. Das Verlangen, Lisa zu sehen, löschte alles andere aus.
    Er öffnete die Tür. Fast hätte ihn der Schlag getroffen. Sein Vater stand vor ihm, eine Hand ausgestreckt, als wolle er gerade nach der Klinke fassen. Sein Gesicht hatte eine schreckliche grüngraue Farbe, und die Augen waren rot und verquollen. Er lächelte, doch sein Lächeln war wie Graffity auf einer abbröckelnden Mauer.
    »Hallo, Sohnemann.«
    Danny lehnte sich gegen den Schrank. »Du hast mir einen Wahnsinnsschreck eingejagt«, sagte er. Dabei versuchte er, mit der Tatsache umzugehen, daß sein Herz auf die doppelte Größe angeschwollen war. Jeder Herzschlag schien ihn in Stücke reißen zu wollen.
    Der Blick seines Vaters wanderte von seinem Gesicht zu dem Zimmer hinter ihm.
    »Ich mußte gerade daran denken, wie ich mich als Kind fühlte mit Tante Maggie und Tante June«, sagte er, »als ich ungefähr in deinem Alter war, nein, vielleicht etwas jünger. Wie alt bist du?«
    »Fünfzehn.«
    »Ja. Natürlich. Ich hatte es nicht vergessen. Ich konnte mich nur nicht...« Er lächelte wieder. »Ich hatte ein eigenes kleines Zimmer, wie du. Vielleicht sogar kleiner, glaube ich. Eine kleine Schuhschachtel unter dem Dach. Eine eigene Treppe führte hinauf. Die Treppe benutzte niemand außer mir. Und wenn ich mich da oben in meinem Zimmer verkroch, hätte ich sonstwo sein können. Du hattest nie Modellflugzeuge, oder?«
    »Nein.« Danny hätte nichts dagegen gehabt, richtige Flugzeuge zu bauen oder Modelle, die tatsächlich fliegen konnten, doch die kleinen Spielzeugflieger aus Plastik zusammenzustecken war ihm immer so nutzlos vorgekommen.
    »Bei mir hing die ganze Decke voll. Sie hingen an Fäden: Spitfire und Hurrikanes und Stukas. Die grauen Stukas mit ihren gebogenen

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