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Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Titel: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Frewin Jones
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hatte: Whisky, vermischt mit Erbrochenem.
    Sie kniete sich vor ihn hin. »Les? Les? Hörst du mich?« Sie legte ihm die flache Hand auf die Stirn und drückte seinen Kopf nach hinten, damit sie ihm in die schwimmenden Augen schauen konnte. »Ist das alles, was du getrunken hast? Hast du sonst noch was genommen? Tabletten?«
    Eine Hand schloß sich um Dannys Handgelenk. »Sag... nichts... deiner... Mutter!«
    »Les! Oh, himmlische Tage. Danny, schau nach, ob du noch leere Flaschen findest oder etwas, in dem Tabletten gewesen sein könnten.«
    Danny war schon im Schlafzimmer und suchte automatisch, bis ihm einfiel, daß es in ihrem Haushalt keine Tabletten gab. Seine Mutter duldete nicht einmal Aspirin oder Vitamintabletten. Sie war gegen solche Dinge. Er lief zurück ins Bad, wo Lisa seinem Vater gerade den Pullover über den Kopf zog.
    »Wann kommt Linda zurück?« fragte sie »Gegen halb sechs.«
    »Gut. Okay. Dann nimm das hier und zieh das Bett ab und steck alles in die Waschmaschine. Hast du was gefunden?«
    »Nein. Er kann keine Tabletten genommen haben. Ich weiß nicht, wie die Waschmaschine funktioniert.«
    »Lies die Gebrauchsanleitung.«
    »Ich weiß nicht, wo sie »Danny!«
    »Schon gut.« Er stolperte mit dem stinkenden Bündel im Arm die Treppe hinunter in die Küche und durchwühlte hektisch alle Schubladen. »Wo ist sie? Wo ist diese verdammte Gebrauchsanleitung bloß? Blödes Ding. Wo ist das Scheißheft?« Er schnitt sich am Brotmesser, und der Schmerz brachte ihn wieder zu Verstand. Er riß die Schublade an der Waschmaschine auf, füllte das mittlere Fach mit Waschpulver und schob die Lade wieder zu. Er drehte den Knopf auf i und zog ihn heraus. Ein paar Sekunden lang war es still, dann hörte er ein leises Klicken, das Zeichen, daß die Maschine in Schwung kam.
    Er stürmte die Treppe hinauf. Das Badezimmer war leer.
    »Hier sind wir, rief Lisa aus ihrem Zimmer. Sie hatte es irgendwie geschafft, seinen Vater aufs Bett zu hieven. Er war ohne Bewußtsein. Von beiden Seiten des Bettes zogen und schoben sie ihn in eine stabile Seitenlage.
    Schnaufend vor Anstrengung richteten sie sich schließlich auf und sahen sich über den leise schnarchenden Körper hinweg an.
    »Läuft die Maschine?« fragte sie.
    »Ja. Mir ist wieder eingefallen, wie sie funktioniert.«
    »Woher kommt das Blut an deinem Ärmel?«
    Er hob die Hand. »Ich hab’ mich geschnitten.«
    »Komm her, laß mich mal sehen.« Er ging um das Bett herum. »Nichts Schlimmes. Habt ihr Pflaster im Haus?«
    »Im Bad.«
    »Komm, damit ich dich verarzten kann. Anschließend sollten wir den Teppich in Angriff nehmen.«
    Er stand am Waschbecken und ließ sich von ihr die kleine Wunde säubern. Der Traumzustand, der ihn die ganze Zeit über aufrecht gehalten hatte, endete plötzlich und warf ihn in die rauhe Wirklichkeit des Augenblicks, wie ein unscharfes Bild plötzlich scharf eingestellt wird. Es tat weh. Er begann zu zittern.
    »Du bist ganz blaß«, sagte Lisa, während sie mit der flachen Hand das Pflaster festdrückte. »Danny?«
    »Hm?«
    »Bist du okay«
    Er grinste sie an.
    »Geh und leg dich hin.«
    »Nein. Alles in Ordnung.«
    »Gar nichts ist in Ordnung. Du zitterst wie Espenlaub. Geh und leg dich hin.«
    »Wie nennt man das, wenn man nicht mehr...« Er blinzelte.
    »Nicht mehr was?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Danny, bitte leg dich hin. Ich versuche derweil, in ihrem Schlafzimmer Ordnung zu schaffen.«
    Er lag auf seinem Bett, und in seinem Kopf drehte sich alles wie auf einem Rummelplatz. Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß Lisa weder eine Bluse noch ein T-Shirt angehabt hatte. Lediglich einen BH hatte sie getragen und ein Medaillon, das an einer dünnen silbernen Kette um ihren Hals hing. Und er hatte nicht mal richtig hingeschaut. Unter allen anderen Umständen wären seine Augen von soviel nackter Haut magisch angezogen worden, doch jetzt war es ihm kaum aufgefallen. Nicht einmal, wenn er die Augen zutat, konnte er sich daran erinnern, wie sie ausgesehen hatte. Denn, sobald er die Augen schloß, erschien das Bild seines Vaters. Oder besser: das Bild von dem Ding, das sein Vater geworden war.
    Nach einer Weile kam Lisa mit einer Tasse Tee zu ihm. Sie trug eine seidige rote Bluse. Sie setzte sich auf die Bettkante.
    »Nun«, sagte sie, »wie geht’s dir?«
    »Gut.«
    »Und wie geht’s dir wirklich?«
    »Ziemlich schrecklich.«
    »Ich hab’ Ordnung gemacht, so gut es ging. Ich habe ungefähr eine halbe Dose Luftverbesserer

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