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Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Titel: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Frewin Jones
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versprüht und das Fenster aufgerissen, aber der Gestank läßt sich nicht so schnell vertreiben.« Er streckte die Hand aus, sie nahm sie, und eine Weile blieben sie stumm.
    »Wirst du es Mom sagen?« fragte er. Ihr Haar war dunkel und klebte ihr, immer noch naß vom Duschen, am Kopf. Das ließ sie für Danny noch hübscher erscheinen.
    »Es ihr sagen? Das wird gar nicht nötig sein. Außerdem wäre es nicht richtig, es ihr zu verheimlichen, selbst wenn das möglich wäre.« Sie schaute Danny prüfend an. »Ich gehe davon aus, daß er das nicht regelmäßig tut. Richtig?«
    »Er trinkt überhaupt nicht. Außer mal an Weihnachten ein Glas Wein oder Sherry. Sonst hab’ ich ihn, glaube ich, noch nie etwas trinken sehen. Nicht so. Nicht diese Art von Trinken jedenfalls. Auch an Alices Hochzeit hat er nur ein Glas Champagner getrunken, und das hat ihm, wie er sagte, nicht mal geschmeckt.«
    »Du verstehst aber, warum? Warum das jetzt passiert ist, nicht wahr?«
    »Wegen seines Jobs...«
    »Ich hab’ schon an dem Abend gedacht, daß er entschieden zu fröhlich ist. Wenn man immer nur alles in sich hineinfrißt, muß es irgendwann soweit kommen.«
    »Wenn bloß Nicky hier wäre.« Er hatte es nicht sagen wollen. »Sie ist die einzige... Sie ist die einzige, bei der es okay ist, wenn ich sie berühre. Verstehst du, was ich meine? Normalerweise berühre ich Menschen nicht gern.«
    Lisa schaute ihn liebevoll an. »Du willst in den Arm genommen werden, stimmt’s?«
    »Nein, ja... Also... Ja doch. Und dann könntest du mich noch einmal mit dem Wunderspray einnebeln, dem zur Rückgratstärkung, falls noch was davon übrig ist.«
    »Jede Menge.«
    Er setzte sich auf, und sie hielten sich ganz fest. Ihr Haar roch stark nach Shampoo und klebte feucht an seiner Wange. Sie beendete die Umarmung, indem sie ihn zum Schluß noch einmal drückte. Sie richtete sich auf und tat so, als halte sie eine Spraydose in der Hand und nebelte ihn ein. Dann stand sie auf. Unten in der Küche rumpelte die Waschmaschine beim Schleudern.
    »Ich geh’ mal nach ihr schauen«, sagte sie.
    Dannv zog die Beine an und saß lange im Schneidersitz auf dem Bett. Er schaute aus dem Fenster; die Leere in seinem Kopf schmerzte.

9

    Er hörte seine Mutter nach Hause kommen. Er stand oben am Treppenabsatz und lauschte Lisas leiser Stimme, als sie ihr erzählte, was geschehen war. Die Mutter gab ein Geräusch von sich wie eine Lokomotive, die Dampf abläßt. Dann kam sie die Treppe herauf, als kämpfe sie gegen Hochwasser. Er wollte ihr helfen, irgendwie, und gleichzeitig wollte er davonlaufen und erst wiederkommen, wenn alles vorbei war.
    »Er ist in Alices..., in Lisas Zimmer«, sagte Danny und trat einen Schritt zurück.
    Sie hatte den Mantel noch an, zugeknöpft. Sie tippte ihm mit dem Finger auf die Brust. »Guter Junge«, sagte sie.
    »Ich mache Tee.«
    »Ja, aber bring ihn nicht rauf. Ich komme runter und trinke ihn unten.«
    Sie ging in Lisas Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Er wollte gar nicht daran denken, welch schreckliche Dinge jetzt in dem Zimmer gedacht und gesagt wurden.
    Lisa stand unten an der Treppe und sah zu ihm herauf. Sie lächelte aufmunternd. Er hatte das Gefühl, in ihm fließe alles, was ihn zu einem individuellen menschlichen Wesen machte, aus ihm heraus und hinunter zu ihr. Es war das erschreckendste Gefühl, das er je hatte. Es war wie ein Alptraum, in dem man nackt mitten auf einer belebten Straße steht. Er schwankte zwischen dem Wunsch, Lisa nie mehr wiederzusehen und nie mehr von ihr getrennt zu sein.
    Sie ging in die Küche, und der Moment war vorbei.
    Danny wollte nach unten gehen, konnte es jedoch nicht, weil sie dort war. In sein Zimmer konnte er nicht gehen, weil sie sich dort in den Armen gehalten hatten und er sein Gesicht in ihr Haar gedrückt hatte. In das Schlafzimmer der Eltern konnte er nicht, weil er dort seinen Vater gefunden hatte. In das andere Zimmer konnte er nicht... Das ganze Haus war gegen ihn.
    Er lief nach unten und aus dem Haus, als sei die wilde Jagd hinter ihm her.
    Andy war nicht daheim und Felix auch nicht. Er brauchte jemanden, mit dem er reden konnte. Er fühlte sich unerträglich einsam. Lange Zeit saß er in einem Wartehäuschen an einer Bushaltestelle und beobachtete die Menschen, die an ihm vorbeigingen. Wenn ihm jemand Alkohol angeboten hätte, hätte er sich einen Rausch angetrunken. Wenn ihm jemand Drogen angeboten hätte, hätte er sie genommen. Er hätte alles getan, nur um nicht in

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