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Sie nennen es Leben

Titel: Sie nennen es Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Pilarczyk
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jedenfalls Wirkung gezeigt: SchülerVZ änderte die Standardeinstellungen seiner User-Profile. Seitdem sind alle Rubriken zunächst auf » privat « gestellt, die Nutzer müssen sie erst für andere zur Einsicht freischalten.
    Â» Unsere User fanden die Umstellung eher lästig « , erzählt Philippe Gröschel, der Jugendschutzbeauftragte von SchülerVZ. Der schmale Mann mit dem dichten, dunklen Bart ist erst 24 Jahre alt, aber seit den Gründungstagen des Netzwerkes dabei. » Unsere User neigen dazu, eher viel von sich preiszugeben. Aber das ist typisch für Jugendliche– die sind eben noch unkritischer und unerfahrener. Gerade deshalb wird bei uns ja ihre besondere Schutzbedürftigkeit angenommen und so viel im Bereich Jugendschutz gemacht. «
    Auf der SchülerVZ-Homepage finden sich viele Tipps und Videos, wie die User ihre Daten am besten schützen können. Ein Verhaltenskodex ermahnt zu respektvollem Umgang miteinander, eine Hotline und eine Beschwerdestelle bieten Anlaufpunkte, wenn es Streit und Probleme gibt. Bei der » Customer Care « arbeiten nach eigenen Angaben rund 130 Mitarbeiter, die für Userthemen von Nutzungsrechten bis Essstörungen zuständig sind.
    Die VZ-Netzwerke würden auf die Aktivitäten, nicht die Daten ihrer Nutzer setzen, sagt der promovierte Betriebswirt Riedl. Er ist sich sicher: » Das Gefälle in der Vertrauenswürdigkeit der verschiedenen Angebote wird noch augenfälliger werden. «
    Die verschiedenen Angebote– das ist vor allem der übermächtige Konkurrent Facebook. Fast täglich gibt es neue Meldungen darüber, wie schlampig bis fahrlässig das US-Netzwerk mit den Daten seiner User umgeht. Bei einem Test der Stiftung Warentest schnitt SchülerVZ mit dem besten Ergebnis ab. Ihm wurde ein sehr guter Umgang mit den Nutzerdaten und den Nutzerrechten bescheinigt, bei Datensicherheit und Jugendschutz reichte es hingegen nur für ein ausreichend. Insgesamt stellte Stiftung Warentest nur » einige Mängel « fest. Facebook schnitt in allen Bereichen deutlich schlechter ab, es erhielt die Bewertung » erhebliche Mängel « .
    Trotzdem macht Facebook SchülerVZ harte Konkurrenz und gewinnt explosionsartig an jungen Mitgliedern: Laut JIM-Studie waren 2009 nur sechs Prozent aller Jugendlichen bei dem US-amerikanischen Anbieter angemeldet, 2010 sind es bereits 37 Prozent. Und auch was die Intensität der Nutzung angeht, holt Facebook auf: Nur rund ein Drittel der User nutzt SchülerVZ am häufigsten. 2009 waren es noch 42 Prozent. Die Beliebtheit von Facebook wurde im Vorjahr in der JIM-Studie noch nicht abgefragt, 2010 kommt das US-Netzwerk deshalb aus dem Stand auf 19 Prozent.
    Â» Das Grundproblem beim Thema Datenschutz ist, dass die Bundesregierung es bisher nicht geschafft hat, ihre eigenen Gesetze auch bei amerikanischen Marktteilnehmern anwendbar und konsequent durchsetzbar zu gestalten. Dem deutschen Nutzer wird dadurch ein Schutzniveau suggeriert, das de facto im globalen Netz nicht existiert « , sagt Riedl. » Das einzige Unternehmen, das sie als deutscher Journalist und Politiker noch kriegen können, sind wir, weil wir vor Ort sitzen. «
    Ganz so schlimm kann es aber nicht sein, in Deutschland zu sitzen. Als SchülerVZ 2008 seinen ersten Geburtstag feierte, postete man im Mitteilungskasten auf der Startseite: » Wir haben heute Geburtstag! Schickt uns Schokolade! « Die User nahmen das wörtlich. Manche brachten ein Päckchen zur Post, andere kamen persönlich vorbei. Zum Schluss stapelten sich über 700 Tafeln Schokolade in den Büroräumen. Drei Jahre später erscheint das wie eine Anekdote aus einer vergangenen Epoche.

4. Zwischen Facebook und Info-Management: Wie Freunschaften online funktionieren
    Leo ist 12 Jahre alt, als er 2008 SchülerVZ beitritt. Ein Jahr und 175 Freunde später wechselt er zu Facebook. » Ich hatte das Gefühl, ich müsste mich entscheiden « , sagt er. » Entweder miste ich da mal aus und werfe alle raus, die ich eigentlich gar nicht richtig kenne. Oder ich fang noch mal von vorn an. « Von vorn heißt in diesem Fall: Facebook. Wie so viele seiner Mitschüler ist der Gymnasiast in den vergangenen zwei Jahren zu dem » erwachseneren « SocialNetwork gewechselt. Dort ist er nur noch mit seinen engeren und engsten Freunden als » friend « verbunden.Das sind insgesamt immer noch 57 Personen,

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