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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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was ist los?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Tia ist aber auch überfürsorglich. Das ist dir schon klar, oder?«
    Mike sagte nichts. »Adam hat mit dem Eishockey aufgehört.«
    Mo verzog das Gesicht so, als hätte Mike gesagt, dass sein Sohn Satanist geworden wäre oder sich der Sodomie verschrieben hätte. »Wa …?«
    Mike löste die Schnürsenkel seiner Schlittschuhe und zog sie aus.
    »Wieso hast du mir nichts davon gesagt?«, fragte Mo.
    Mike griff nach seinen Kufenschonern. Er löste die Schulterpolster. Ein paar Mitspieler gingen vorbei und verabschiedeten
sich vom Doc. Die meisten wussten, dass man um Mo auch abseits des Eises am besten einen großen Bogen machte.
    »Ich hab dich am Krankenhaus abgeholt«, sagte Mo.
    »Na und?«
    »Also steht dein Wagen noch am Krankenhaus. Das ist reine Zeitverschwendung, wenn ich dich dahin zurückfahre. Ich bring dich direkt nach Hause.«
    »Das halte ich für keine besonders gute Idee.«
    »Brauchst du auch nicht. Aber ich will meinen Patensohn sehen. Und gucken, was ihr beiden falsch macht.«

4
    Als Mo in die Straße einbog, in der die Bayes wohnten, sah Mike seine Nachbarin Susan Loriman vor ihrem Haus. Sie tat so, als würde sie Gartenarbeit machen  – Unkraut jäten, etwas pflanzen oder so  –, aber Mike wusste, dass sie das nicht tat. Sie fuhren in die Einfahrt. Mo betrachtete die im Garten kniende Nachbarin.
    »Wow, hübscher Hintern.«
    »Das sieht ihr Mann vermutlich genauso.«
    Susan Loriman stand auf. Mo sah wie weiter an.
    »Ja, aber ihr Mann ist ein Arsch.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Mit einer kurzen Bewegung des Kinns deutete er auf die Garage. »Die Wagen da.«
    In der Einfahrt stand der Sportwagen ihres Mannes, eine aufgemotzte rote Corvette. Außerdem hatte er noch einen schwarzen BMW 550i. Susan fuhr einen grauen Dodge Caravan.
    »Was ist damit?«
    »Sind das seine?«
    »Ja.«

    »Eine Freundin von mir«, sagte Mo, »die heißeste Braut, die du dir vorstellen kannst. Sie ist Südamerikanerin oder Puerto-Ricanerin oder so was. Sie war mal Proficatcherin. Da ist sie unter dem Namen Pocahontas aufgetreten. Erinnerst du dich noch daran, wie sie auf Channel Eleven vormittags diese sexy Kämpfe gezeigt haben?«
    »Klar erinnere ich mich daran.«
    »Diese Pocahontas hat mir erzählt, was sie oft macht, wenn sie einen Typen in so einem Wagen sieht. Besonders wenn der neben ihr den Motor aufheulen lässt oder sie mit einem obercoolen Blick ansieht. Weißt du, was sie dann sagt?«
    Mike schüttelte den Kopf.
    »›Die Sache mit Ihrem Penis tut mir wirklich leid.‹«
    Mike konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »›Die Sache mit Ihrem Penis tut mir wirklich leid.‹ Mehr nicht. Klasse, oder?«
    »Ja«, gab Mike zu. »Große Klasse.«
    »Da fällt einem erst mal gar nichts zu ein.«
    »Stimmt.«
    »Und dein Nachbar hier  – ihr Mann, ja?  – hat zwei solche Sportwagen. Was bedeutet das deiner Ansicht nach?«
    Susan Loriman sah sie an. Mike fand sie schon immer so hübsch, dass es ihm im Magen kribbelte, wenn er sie sah  – sie war die scharfe Braut des Viertels, das, was die Teenager heutzutage MILF nannten, wobei er diese derben Akronyme nicht mochte. Mike wäre niemals in irgendeiner Hinsicht aktiv geworden, aber man durfte doch wenigstens gucken, solange man atmete. Susan hatte lange, so tiefschwarze Haare, dass sie schon fast blau wirkten. Im Sommer band sie sie zu einem Pferdeschwanz zusammen, dazu trug sie abgeschnittene Jeans, eine modische Sonnenbrille und fast immer umspielte ein schelmisches Lächeln ihre hübschen roten Lippen. Ihr Anblick war wirklich atemberaubend. Mike kannte sogar einen Vater und Trainer einer Little-League-Mannschaft,
der Susans Sohn ganz bewusst in sein Softballteam aufgenommen hatte, damit Susan regelmäßig zu den Spielen kam.
    Heute trug sie keine Sonnenbrille. Ihr Lächeln wirkte aufgesetzt.
    »Die sieht verdammt traurig aus«, sagte Mo.
    »Ja. Ich geh mal kurz zu ihr rüber, okay?«
    Mo wollte schon eine spitze Bemerkung machen, sah dann aber etwas im Gesicht der Frau. »Klar«, sagte er nur. »Nur zu.«
    Mike stieg aus und ging zu ihr. Susan versuchte weiterzulächeln, hielt es jedoch nicht durch.
    »Hey«, sagte er.
    »Hi, Mike.«
    Er wusste, warum sie im Garten war und vorgab, da zu arbeiten. Er spannte sie nicht unnötig auf die Folter.
    »Wir kriegen die Testergebnisse von Lucas’ Gewebeprobe frühestens morgen Vormittag.«
    Sie schluckte, nickte dann aber sofort und sagte: »Gut.«
    Mike wollte

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