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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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sollten dafür auch keine Sonderbehandlung bekommen. Was Ihre Arbeit betrifft, waren das verlorene Jahre. Sie haben die Front verlassen. Und Sie dürfen nicht erwarten, dass Sie Ihren alten Platz ohne Weiteres wieder einnehmen können. Hier haben alle die gleichen Rechte. Wenn ein Mann also so eine Auszeit genommen hätte, um seine Kinder großzuziehen, würde ich ihn genauso behandeln, verstehen Sie?«
    Tia zog sich mit einer unverbindlichen Geste aus der Affäre.
    »Sie haben gesagt, dass Sie meine Arbeit bewundern«, fuhr Hester fort.
    »Das stimmt.«
    »Ich habe mich entschlossen, keine Familie zu haben. Bewundern Sie das auch?«
    »Da kann man eigentlich nicht von bewundern sprechen.«
    »Genau. Und das Gleiche gilt auch für Ihre Entscheidung. Ich habe die Karriere gewählt. Ich bin an der Front geblieben. Was die Anwaltskarriere angeht, bin ich Ihnen also voraus. Dafür kann ich abends aber nicht zu meinem hübschen Doktor, dem Palisadenzaun und den zwei Komma vier Kindern nach Hause gehen. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ja.«

    »Wunderbar.« Hesters Nasenlöcher weiteten sich, als sie ihr berühmtes Strahlen noch etwas steigerte. »Wenn Sie also hier im Büro sitzen  – in meinem Büro  – drehen sich daher all Ihre Gedanken einzig und allein um mich, genauer gesagt darum, wie Sie mir dienen und eine Freude machen können, und nicht darum, was Sie zum Abendessen machen oder ob Ihr Kind zu spät zum Fußballtraining kommt. Können Sie mir folgen?«
    Tia wollte protestieren, der Tonfall ließ aber keinen Widerspruch zu. »Das kann ich.«
    »Gut.«
    Das Telefon klingelte. Hester nahm den Hörer ab. »Was ist?« Pause. »Dieser Schwachkopf. Ich hab ihm doch gesagt, dass er den Mund halten soll.« Hester drehte den Stuhl zur Seite. Das war Tias Stichwort. Sie stand auf, verließ das Büro und wünschte sich, dass sie sich nur wegen so belangloser Dinge wie Abendessen und Fußballtraining Sorgen machen müsste.
    Als sie im Flur war, blieb sie kurz stehen und atmete tief durch. Sie klemmte sich die Akte unter den Arm und dachte trotz Hesters Ermahnung sofort wieder an die E-Mail, die im E-SpyRight-Bericht erwähnt wurde.
    Meistens waren die Berichte sehr lang  – Adam surfte viel im Internet und besuchte dabei sehr viele Websites und viele »Freunde« auf Seiten wie MySpace und FaceBook, so dass die Listen oft aberwitzig lang wurden. Normalerweise überflog sie sie nur noch, als ob das Eindringen in die Privatsphäre ihres Sohns dadurch weniger ungeheuerlich würde, aber im Grunde verabscheute sie es, so viel zu wissen.
    Sie kehrte schnell an ihren Schreibtisch zurück und sah sich das unvermeidliche Familienfoto darauf an: Mike, Jill, Tia und natürlich Adam  – in einem der wenigen Momente, in denen er sie mit seiner Anwesenheit beehrt hatte  – auf der kleinen Veranda vor dem Haus. Alle lächelten ein wenig gezwungen, trotzdem hatte das Foto etwas Tröstliches.

    Sie nahm den E-SpyRight-Bericht aus der Schublade und schlug die E-Mail auf, die sie so erschreckt hatte. Sie las sie noch einmal. Der Text hatte sich nicht verändert. Sie überlegte, wie sie damit umgehen sollte, als ihr bewusst wurde, dass das nicht allein ihre Entscheidung war.
    Tia zog das Handy aus der Tasche, tippte einen kurzen Text ein und schickte ihn an Mike.

    Mike hatte noch Schlittschuhe an, als ihn die SMS erreichte.
    »Deine Regierung?«, fragte Mo.
    Mo hatte seine Schlittschuhe schon ausgezogen. Es stank furchtbar in diesem Raum, genau wie in allen Eishockeyumkleidekabinen. Der Schweiß zog in sämtliche Polster der Schutzbekleidung und war nicht wieder rauszukriegen. Ein großer Ventilator schwenkte hin und her. Das brachte auch nicht viel. Eishockeyspieler bemerkten den Gestank gar nicht. Ein Außenstehender wäre davon vermutlich umgefallen.
    Mike sah die Handynummer seiner Frau auf dem Display.
    »Jau.«
    »Mann, du bist echt geschlagen.«
    »Na klar«, sagte Mike. »Sie hat mir eine SMS geschickt. Ich steh voll unterm Pantoffel.«
    Mo verzog das Gesicht. Mike und Mo waren befreundet seit sie zusammen in Dartmouth studiert hatten. Beide hatten für die Uni in der Eishockeyliga gespielt  – Mike im Sturm als Torjäger, Mo in der Verteidigung als harter Knochen. Fast ein Vierteljahrhundert nach ihrem Abschluss  – Mike war inzwischen Transplantationschirurg, Mo machte undurchsichtige Sachen für die CIA  – waren sie ihren alten Rollen treu geblieben.
    Auch die anderen Mitspieler in der Kabine nahmen

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