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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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freiem Himmel auf.«

    »Abgesehen von der Tatsache, dass wir in letzter Zeit nicht viel Sonne hatten, passen die Bräunungsstreifen einfach nicht. Die weißen Stellen laufen hier entlang«, sie deutete auf die Schultern, »und der Bauch hat auch keine Farbe. Kurz gesagt, die Frau trug normalerweise Trägerhemden, keine Bikini-Tops. Und dann wäre da noch das Kopftuch, das sie in der Hand hatte.«
    »Das sie dem Täter beim Angriff vom Kopf gerissen hat.«
    »Nein, das hat sie nicht. Dieses Tuch wurde ihr ganz offensichtlich untergeschoben. Die Leiche wurde bewegt, Frank. Wir sollten glauben, dass sie es dem Täter im Kampf entrissen hat  – aber wieso hat er es dann einfach dagelassen, als er die Leiche an einen anderen Ort gebracht hat? Klingt das etwa logisch?«
    »Vielleicht wollte eine Gang ein Zeichen setzen.«
    »Vielleicht. Aber außerdem haben wir noch die Schläge selbst.«
    »Was ist damit?«
    »Das ist übertrieben. So präzise schlägt man Menschen nicht zusammen.«
    »Und was glauben Sie, was da passiert ist?«
    »Das liegt doch auf der Hand. Irgendjemand wollte verhindern, dass wir die Leiche identifizieren. Und noch was. Überlegen Sie mal, wo die Leiche abgeladen worden ist.«
    »An einem bekannten Hurentreffpunkt.«
    »Genau. Und wir wissen inzwischen, dass sie da nicht ermordet worden ist. Sie wurde dahin gebracht. Warum gerade dahin? Wenn sie eine Hure war, warum sollte man uns das auf die Nase binden? Warum sollte man eine Hure ausgerechnet an einem bekannten Hurentreff abladen? Ich sag Ihnen warum. Wenn wir sie nämlich irrtümlicherweise von Anfang an für eine Hure halten und ein fauler, breitarschiger Ermittler den Fall übernimmt und sich so wenig Arbeit wie möglich machen will …«
    »Wen haben Sie hier breitarschig genannt?«
    Frank Tremont war aufgesprungen. Cope sagte ganz ruhig: »Setzen Sie sich wieder hin, Frank.«

    »Lassen Sie sie einfach … ?«
    »Psst«, sagte Cope. »Hören Sie das?«
    Alle schwiegen.
    »Was?«
    Cope legte eine Hand an die Ohrmuschel. »Da, Frank. Hören Sie’s?« Er flüsterte. »Das ist das Geräusch der Inkompetenz, die in der Öffentlichkeit verbreitet wird. Nicht nur der Inkompetenz, sondern auch der selbstzerstörerischen Dummheit, sich mit Ihrer Vorgesetzten anzulegen, wenn die Fakten Ihr Vorgehen nicht stützen.«
    »Das muss ich mir nicht bieten …«
    »Psst. Hören Sie. Horchen Sie.«
    Muse musste sich zwingen, nicht laut loszuprusten.
    »Haben Sie das auch gehört, Mr Gaughan?«, fragte Cope.
    Gaughan räusperte sich. »Ich habe gehört, was ich hören musste.«
    »Gut, ich nämlich auch. Und da Sie darum gebeten hatten, diese Besprechung aufzeichnen zu dürfen, fühlte ich mich verpflichtet, das auch zu tun.« Cope zeigte auf ein kleines Diktiergerät, das auf dem Schreibtisch hinter einem Buch gelegen hatte. »Nur für den Fall, dass Ihr Chef ganz genau wissen will, was hier passiert ist, und Ihr Aufnahmegerät eine Fehlfunktion hatte oder so etwas. Es soll ja keiner glauben, dass Sie die Geschichte zu Gunsten Ihres Schwagers einfärben, oder?«
    Cope lächelte ihnen zu. Sie erwiderten das Lächeln nicht.
    »Gentlemen, möchte sonst noch jemand etwas dazu sagen? Nein? Gut. Also zurück an die Arbeit. Frank, Sie nehmen sich den Rest des Tages frei. Denken Sie darüber nach, welche Möglichkeiten Ihnen offen stehen, und vielleicht sollten Sie sich dabei auch mit den großzügigen Ruhestandsregelungen beschäftigen, die wir unseren Mitarbeitern anbieten.«

10
    Als Mike nach Hause kam, schaute er zum Haus der Lorimans hinüber. Es rührte sich nichts. Er wusste, dass er den ersten Schritt machen musste.
    Erstens, keinen Schaden anrichten. Das war ihr Credo.
    Und zweitens?
    Das war schon komplizierter.
    Er warf die Schlüssel und das Portemonnaie in den kleinen Ablagekorb, den Tia extra aufgestellt hatte, weil Mike diese Gegenstände immer irgendwo im Haus verbummelte. Es funktionierte tatsächlich. Tia hatte sich nach ihrer Landung in Boston kurz telefonisch gemeldet. Sie bereitete sich auf die Zeugenbefragung am nächsten Morgen vor. Die könnte sich eine Weile hinziehen, aber sie würde mit der nächsten Maschine wieder zurückkommen. Das hätte keine Eile, hatte er ihr gesagt.
    »Hi, Daddy!«
    Jill war um die Ecke gekommen. Als Mike ihr Lächeln sah, fielen der Stress mit den Lorimans und der andere Ärger von ihm ab und machten einer gelösten Stimmung Platz.
    »Hi, Schatz. Ist Adam auf seinem Zimmer?«
    »Nein«, sagte Jill.
    Das

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