Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie sehen dich

Sie sehen dich

Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
war’s dann auch mit der gelösten Stimmung.
    »Wo ist er?«
    »Keine Ahnung. Ich dachte, er ist hier unten.«
    Sie riefen ihn. Keine Antwort.
    »Dein Bruder sollte auf dich aufpassen«, sagte Mike.
    »Vor zehn Minuten war er noch da«, sagte sie.
    »Und jetzt?«
    Jill runzelte die Stirn. Ein Stirnrunzeln erstreckte sich bei ihr auf den ganzen Körper. »Ich dachte, ihr geht heute Abend zum Eishockeyspiel.«

    »Machen wir auch.«
    Jill wirkte beunruhigt.
    »Was ist los, Schatz?«
    »Nichts.«
    »Wann hast du deinen Bruder zuletzt gesehen?«
    »Ich weiß nicht. Vor ein paar Minuten.« Sie fing an, auf einem Fingernagel herumzukauen. »Sollte er nicht eigentlich bei dir sein?«
    »Er kommt bestimmt gleich wieder«, sagte Mike.
    Jill sah unsicher aus. Mike fühlte sich genauso.
    »Bringst du mich trotzdem zu Yasmin?«, fragte sie.
    »Klar.«
    »Dann hol ich eben meine Tasche, ja?«
    »Gut.«
    Jill lief die Treppe hoch. Mike sah auf die Uhr. Er hatte eine Absprache mit Adam  – sie wollten um halb fünf hier losfahren, Jill unterwegs bei ihrer Freundin absetzen und dann weiter zum Rangers-Spiel nach Manhattan.
    Adam hätte zu Hause sein müssen. Er sollte ein bisschen auf seine Schwester aufpassen.
    Mike atmete tief durch. Okay, noch gab es keinen Grund zur Panik. Er beschloss, Adam noch zehn Minuten zu geben. Er sah die Post durch und musste wieder an die Lorimans denken. Das konnte er nicht verschieben. Ilene und er hatten eine Entscheidung getroffen, und die musste er jetzt umsetzen.
    Er ging zum Computer, rief das Adressbuch auf und klickte auf die Lorimans. Susan Lorimans Handynummer war aufgeführt. Weder er noch Tia hatten sie je angerufen, aber so war das unter Nachbarn  – für eventuelle Notfälle tauschte man auch die Telefonnummern aus.
    Und dies war eindeutig ein Notfall.
    Er wählte die Nummer. Susan meldete sich nach dem zweiten Klingeln.

    »Hallo?«
    Ihre Stimme war sanft und warm und fast ein wenig gehaucht. Mike räusperte sich.
    »Hier ist Mike Baye«, sagte er.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja. Also, es gibt nichts Neues. Bist du allein?«
    Schweigen.
    Dann sagte Susan: »Die DVD haben wir zurückgebracht.«
    Eine andere Stimme  – sie klang wie Dantes  – fragte: »Wer ist das?«
    »Blockbuster«, sagte sie.
    Okay, dachte Mike, offenbar ist sie nicht allein. »Du hast meine Nummer.«
    »So bald wie möglich. Danke.«
    Klick.
    Mike rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. Toll. Einfach fantastisch.
    »Jill!«
    Sie erschien oben an der Treppe. »Was ist?«
    »Hat Adam irgendwas gesagt, als er nach Hause gekommen ist?«
    »Nur: ›Hi, Zwerg‹.«
    Sie lächelte, als sie das sagte.
    Mike hatte die Stimme seines Sohns im Ohr. Adam liebte seine Schwester, und sie liebte ihn. Im Gegensatz zu den meisten anderen Geschwistern stritten die beiden sich so gut wie nie. Vielleicht lag es daran, dass sie so unterschiedlich waren. Ganz egal wie mürrisch oder schlecht gelaunt Adam auch war, an seiner Schwester ließ er es nie aus.
    »Hast du irgendeine Ahnung, wo er hingegangen sein könnte?«
    Jill schüttelte den Kopf. »Ist mit ihm alles in Ordnung?«
    »Ihm geht’s gut, mach dir keine Sorgen. Ich fahr dich gleich zu Yasmin, okay?«

    Beim Treppensteigen nahm Mike zwei Stufen auf einmal. Er spürte ein leichtes Stechen im Knie, eine alte Verletzung aus seinen Eishockeytagen. Vor ein paar Monaten hatte er sich operieren lassen. Er hatte dem Chirurgen, einem Freund namens Dave Gold, erzählt, dass er nicht mit dem Eishockeyspielen aufhören wollte und ihn gefragt, ob das einen langfristigen Schaden hinterlassen hatte. David hatte ihm Oxycodon verschrieben und erwidert: »Viele ehemalige Schachspieler sehe ich hier nicht in meiner Praxis. Also sag du’s mir.«
    Mike öffnete Adams Zimmertür. Es war keiner da. Mike suchte nach irgendetwas, das ihm einen Hinweis darauf gab, wohin sein Sohn gegangen sein könnte. Er fand nichts.
    »Oh, aber er wird doch nicht …«, sagte Mike zu sich selbst.
    Er sah auf die Uhr. Spätestens jetzt hätte Adam zu Hause sein müssen  – aber eigentlich hätte er die ganze Zeit da sein sollen. Wie konnte er seine Schwester allein lassen? So etwas machte er sonst nie. Mike zog sein Handy aus der Tasche und drückte die Kurzwahltaste. Er hörte das Klingeln, dann meldete sich Adams Stimme und bat ihn, eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Wo bist du? Wir müssen los zum Rangers-Spiel. Außerdem hast du deine Schwester allein gelassen. Ruf mich sofort an.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher