Sie sehen dich
lassen. Wir befragen sie und gucken mal, ob wir jemand mit einem ähnlichen Modus Operandi finden, der in dem Gebiet schon mehrere Prostituierte umgebracht hat.«
»Und?«
»Bis jetzt haben wir noch nichts. Na ja, ermordete Huren haben wir genug. Das brauch ich Ihnen ja nicht zu sagen, Boss. Das war schon die siebte dieses Jahr.«
»Fingerabdrücke?«
»In unseren Datenbanken haben wir keine Übereinstimmung. Als Nächstes sind die Rechner vom National Crime Information Center dran, aber das dauert natürlich.«
Cope nickte. »Okay, und der genaue Grund für Ihre Beschwerde ist also, dass sie … ?«
»Hören Sie, ich will hier niemandem auf die Zehen treten, aber eins ist doch wohl sonnenklar: Sie gehört eigentlich gar nicht auf den Posten. Sie haben sie genommen, weil sie eine Frau ist. Das versteh ich. So läuft das heutzutage eben. Ein Mann kann sich
den Arsch aufreißen und alt und grau werden, das nützt aber alles nichts, wenn ein Kollege schwarze Haut oder keine Eier hat. So weit, so gut. Aber das ist auch Diskriminierung. Na ja, nur weil ich ein Kerl bin und sie eine Frau ist, kann sie sich doch nicht alles erlauben, oder? Wenn ich hier Boss wäre und alles anzweifeln würde, was sie so macht, würde sie wahrscheinlich Vergewaltigung oder sexuelle Belästigung schreien und mich verklagen.«
Wieder nickte Cope. »Klingt plausibel.« Er sah Loren an. »Muse?«
»Was ist?«
»Möchten Sie etwas dazu sagen?«
»Erstens bin ich nicht sicher, ob ich wirklich die einzige Person im Zimmer bin, die keine Eier hat.«
Sie sah Tremont an.
Cope fragte: »Noch was?«
»Ich fühle mich in die Ecke gedrängt.«
»Keineswegs«, sagte Cope. »Sie sind seine Vorgesetzte, das heißt aber nicht, dass sie ihn wie ein Babysitter auf Schritt und Tritt kontrollieren sollen. Ich bin schließlich auch Ihr Vorgesetzter, und gucke Ihnen nicht bei jeder Kleinigkeit auf die Finger.«
Muse schäumte vor Wut.
»Ermittler Tremont arbeitet schon lange hier. Er hat hier viele Freunde und Beziehungen. Daher habe ich ihm diese Gelegenheit gegeben. Er wollte damit an die Presse gehen und eine formelle Beschwerde gegen Sie einreichen. Ich habe ihn zu diesem Gespräch eingeladen. Damit wir uns von Angesicht zu Angesicht unterhalten können. Er durfte auch Mr Gaughan einladen, damit er sicher sein kann, dass wir nichts unter den Tisch kehren wollen und keine feindselige Stimmung aufkommt.«
Alle sahen sie an.
»Also frage ich Sie noch einmal«, sagte Cope und sah sie an, »ob Sie etwas zu dem sagen wollen, was Ermittler Tremont uns gerade erzählt hat?«
Jetzt lächelte Cope. Fast unsichtbar. Eigentlich hatte er nur die Mundwinkel ein ganz kleines bisschen hochgezogen. Plötzlich verstand sie, was er vorhatte.
»Ja, das habe ich.«
»Dann überlasse ich Ihnen das Wort.«
Cope lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
»Erstens glaube ich, dass die Ermordete keine Prostituierte war.«
Cope zog die Augenbrauen hoch, als wäre es das Unglaublichste, was er je gehört hatte. »Sie glauben nicht, dass die Frau eine Prostituierte war?«
»Nein.«
»Aber ich habe doch ihre Kleidung gesehen«, sagte Cope, »und natürlich gerade Franks Bericht gehört. Dazu kommt der Fundort der Leiche. Jeder weiß doch, dass sich da viele Huren rumtreiben.«
»Der Mörder wusste das auch«, sagte Muse. »Genau deshalb hat er sie da hingelegt.«
Frank Tremont lachte laut auf. »Muse, Sie labern echt nur Scheiße. Sie brauchen Beweise, Süße. Weibliche Intuition allein reicht nicht.«
»Sie wollen Beweise, Frank?«
»Klar, lassen Sie hören. Sie haben doch nichts in der Hand.«
»Fangen wir mit der Hautfarbe an.«
»Was soll das heißen?«
»Das heißt, sie ist eine Weiße.«
»Oh, das ist ja wirklich großartig«, sagte Tremont und richtete die Handflächen nach oben.« Er sah Gaughan an. »Schreib das auf, Tom, das ist unbezahlbar. Ich erwähne beiläufig, dass eine Prostituierte bei uns vielleicht – wenn auch nur ganz vielleicht – nicht gerade erste Priorität genießt und werd dafür sofort zu einem bornierten Neandertaler erklärt. Aber wenn sie behauptet, dass
unser Opfer unmöglich eine Hure sein kann, weil sie weiß ist, tja, dann ist das natürlich erstklassige Polizeiarbeit.«
Er hob drohend den Zeigefinger in ihre Richtung. »Muse, Sie müssen noch ein bisschen Zeit auf der Straße verbringen.«
»Sie haben gerade gesagt, dass dort dieses Jahr sieben andere Prostituierte ermordet worden
Weitere Kostenlose Bücher