Sie sind Dein Schicksal
euch mal keine Sorgen. Ich hatte nicht vor, ohne Chaz irgendwohin zu gehen.«
Er legte den Arm um meine Schulter und zog mich an sich, um mir einen Kuss auf die Schläfe zu drücken. Die Anspannung in seinem Körper ließ ein wenig nach. »Ich werde ein bisschen mit dem Rudel arbeiten müssen, während wir hier sind, aber das sollte mich nicht zu sehr in Anspruch nehmen. Wenn ich nicht da bin, kann jeder von denen hier am Tisch ein Auge auf dich halten und dich mit allem vertraut machen. Richtig?«
Alle stimmten eilig zu, dann beruhigten wir uns ein wenig, als Mrs. Cassidy unsere Getränke brachte. Wäh rend ich an meinem Kaffee nippte, musterte ich nachdenklich die anderen. Paulas Kurzhaarschnitt ließ sie unschuldig und süß wirken, aber die Art, wie sie über Kimberlys spöttische Kommentare zu Chaz’ Feinden gelacht hatte, ließ mich vermuten, dass diese beiden zu denen gehörten, die über meine Anwesenheit nicht glücklich waren. Kimberly schien recht nett, wenn auch ein wenig frech. Sie reichte mir die Milch für meinen Kaffee, als sie sah, dass ich danach suchte, und streckte dann die Hand aus, um kurz meine Schulter zu drücken.
»Mach dir keine Sorgen, wir werden dich beschützen. Ob es nun um Seth geht oder um irgendeinen anderen – wir stehen hinter Chaz.«
Ich schenkte ihr ein dünnes Lächeln. »Ich glaube, ich komme schon klar.«
Mrs. Cassidy schaltete sich ein, als sie sich vorlehnte, um Nick frischen Kaffee einzugießen. »Oh, Sie sind ein Normalo? Tut mir leid, meine Lieben, aber ich konnte nicht anders, als mitzuhören.«
Ich zuckte unangenehm berührt mit den Achseln und wurde ein wenig rot, als ich die amüsierten Blicke der anderen sah. »Ja, ich bin mit den Sunstrikern hier, aber ich bin kein Werwesen.«
»Oh, wunderbar, wunderbar. So schön, Sie hierzuhaben. Wenn Sie Schwierigkeiten mit irgendeinem un serer Gäste bekommen, sagen Sie es nur mir oder Bruce, und wir kümmern uns darum.«
Langsam fühlte ich mich, als wäre ich von lauter überfürsorglichen Eltern umgeben. Ich hatte bereits ein Paar; mehr brauchte ich wirklich nicht. »Danke, Mrs. Cassidy. Ich werde dran denken.«
Wir bestellten Frühstück und lernten uns ein wenig kennen. Sean war Kellner in irgendeinem Restaurant und absolvierte nebenher ein Internetstudium zum Diplomkaufmann. Paula war Innenarchitektin mit dem großen Traum, eine dauerhafte Rolle in einer dieser Heimverschönerungssendungen zu bekommen. Nick war Tätowierer und Kimberly Heilmasseurin mit einer Praxis neben dem Fitnessstudio, in dem Chaz und ich trainierten. Sie hatte ihn getroffen, als sie sich für einen seiner Cardio-Kurse eingetragen hatte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, sie schon mal gesehen zu haben, aber das überraschte sie nicht.
»Ich habe einen seltsamen Lebensrhythmus«, erklärte sie. »Besonders, seitdem ich mit Lykanthropie infiziert wurde. Es hat alles verändert.«
Amen.
Kapitel 5
N ick und Sean boten an, mich am nächsten Tag zu einer Wanderung mitzunehmen, sobald der Regen nachgelassen hatte. Chaz würde sich um Rudelpolitik kümmern müssen und außerdem dem neuesten Mitglied dabei helfen, mit ein paar der seltsamen Veränderungen klarzukommen, die sein Körper bereits vor der Verwandlung durchmachte. Ethan war unglücklich in einen Kampf zwischen zwei Werwölfen verwickelt worden, der ein bisschen zu heftig wurde. Einer hatte ihm mit dem Zahn eine Streifwunde verpasst, und er war zu verängstigt gewesen, um ins Krankenhaus zu gehen und sich den Impfstoff zu holen.
Das war nicht allzu überraschend. Die meisten großen Krankenhäuser melden Lykanthropie-Infektionen an eine Datenbank, zu der eigentlich nur die Re gierung und die Ermittlungsbehörden Zugriff haben sollten. Theoretisch sollte die Datenbank dabei helfen, die Schuldigen für unerlaubte Other-Angriffe ausfindig zu machen, nachdem gute 95 Prozent oder so von frisch verwandelten Vampiren und Werwesen begangen wurden, die ihren Hunger noch nicht kontrollieren konnten.
Doch die Anzahl der Others, die in den letzten Jahren verschwunden waren – selbst wenn man die gewalttätigen Angriffe der Weißhüte und anderer Anti-Other-Gruppen mit einberechnete –, hatte genug Aufruhr und Spekulationen erregt, dass nur wenige Others es wagten, in die Krankenhäuser zu gehen. Sogar in Bezug auf niedergelassene Ärzte gab es eine gewisse Paranoia, weil auch einige von ihnen ihre Ergebnisse meldeten. Das Problem war nur, dass die großen Krankenhäuser die
Weitere Kostenlose Bücher