Sie sind Dein Schicksal
springe nach dir rein.«
Er nickte und ging ins Badezimmer, wobei er die Tür einen Spalt offen ließ. Mit der heißen Tasse in der Hand ging ich zur Hüttentür und zog sie auf, um die frische Bergluft zu schnuppern und zu schauen, wie der Rest der Anlage aussah.
Schwerer Bodennebel wogte zwischen den Bäumen. In der Ferne trällerte ein Vogel, gedämpft vom Regen. Der Bach plätscherte irgendwo außer Sichtweite, und ich konnte mit den Bäumen und dem Nebel nur An deutungen der anderen Hütten erkennen. Ich blieb, geschützt vor dem Regen, unter dem Vordach stehen und versuchte, die fernen Berge auszumachen. Sie wirkten verschwommen, größtenteils versteckt durch den Nebel und die Wolken, aber trotzdem konnte ich in dem fahlen Sonnenlicht, das hier und da durch die Wolken drang, ihre Silhouette erkennen.
Etwas flatterte neben mir, und ich schaute auf die Tür. Ein Blatt liniertes Papier, einmal in der Mitte gefaltet und mit zerrissenen Ecken, war mit einem kleinen Taschenmesser am Holz befestigt. Stirnrunzelnd zog ich das Messer heraus und trug das feuchte Stück Papier nach drinnen, wo ich die Tür schloss, bevor ich den Zettel auffaltete. Die mit dickem schwarzem Marker gezogene Schrift hatte wegen der Feuchtigkeit schon angefangen, über die Seite zu verlaufen.
z. H. des primitiven Volltrottels in Hütte 12
Geh zurück in die Stadt, du Arschloch!
Darunter stand noch eine weitere Zeile, die in Bleistift geschrieben war und scheinbar in Eile, denn die Schrift war kleiner als die sorgfältigen Blockbuchstaben des ersten Absatzes.
ZL!
»Was zur Hölle?«, murmelte ich. »› ZL ‹?«
Mit einem Achselzucken faltete ich den Zettel wieder und legte ihn zusammen mit dem Messer auf den Tisch. Ich hielt es für ein weiteres von Seths Spielchen. Chaz wäre wahrscheinlich sauer, aber ich bezweifelte, dass er viel mehr tun würde, als knurren und sich ärgern.
Den Rest meines Kaffees ließ ich mir im Bett schmecken, während ich darauf wartete, dass Chaz wieder auftauchte. Als er nur mit einem Handtuch um die Hüfte aus dem Bad kam, stand ich auf, um ihm einen kurzen Kuss zu geben und ihn zu warnen. »Werd nicht sauer, aber es sieht so aus, als hätten Seth und seine Kumpel einen kleinen Liebesbrief an der Tür hinterlassen.«
»Himmel, ich wünschte, ein anderes Rudel hätte sie aufgenommen.«
Ich zuckte mit den Achseln, trank den letzten Schluck Kaffee und stellte die Tasse zur Seite. »Wie ich schon gestern Abend gesagt habe, ich würde mir nicht allzu viele Gedanken darüber machen. Sie sind einfach rüpelhafte, respektlose Teenager.«
Er ging zum Tisch, hob den Zettel hoch und starrte genauso verständnislos darauf wie ich. Zumindest schien er eher verwirrt zu sein als wütend. »Was zur Hölle soll › ZL ‹ bedeuten?«
»Weiß ich nicht, interessiert mich nicht. Ich dusche jetzt schnell, dann gehen wir frühstücken.«
»Klingt nach einem Plan.«
Ich brauchte nicht lang, um mich fertig zu machen, und schon bald gingen wir Arm in Arm durch den Nieselregen zur Lodge. Als wir drin waren, folgten wir unseren Nasen zum Speisesaal und waren glücklich festzustellen, dass wir keineswegs zu spät zum Frühstück kamen. Im Speisesaal saßen nur ein paar Leute: ein Trio von Kerlen, die aussahen wie echte Nerds und die uns schwerfällig aus der Ecke beobachteten, die am weitesten von den Fenstern entfernt lag; ein oder zwei einzeln sitzende Leute; und eine Traube von Leuten aus Chaz’ Rudel, die sich unter dem großen Panorama fenster versammelt hatten, lachten und sich fröhlich unterhielten. Glücklicherweise waren Seth und seine Kumpel nirgendwo zu entdecken.
Eine stämmige Frau mit blaugrauem Haar und einer Schürze stand daneben und lachte über etwas, was einer der Kerle am Tisch gerade gesagt hatte. Sie lächelte und winkte uns mit ihrem Notizblock heran, bevor sie uns bedeutete, uns mit vier anderen Sunstrikern an einen runden Tisch zu setzen. Ich nahm neben einer schlanken, gebräunten Frau mit Pferdeschwanz Platz, während Chaz sich neben einen Kerl mit einer Menge Goldpiercings und Tätowierungen setzte, die unter den Ärmeln seines Sweatshirts hervorlugten. Der Geruch von Werwolf hing schwer in der Luft. Er war nicht unangenehm, aber gepaart mit dem ganzen Essensduft etwas überwältigend.
Die ältere Frau, die uns herangewinkt hatte – Mr. Cassidys Frau – strahlte uns an. »Guten Morgen! Kann ich Ihnen beiden für den Anfang ein wenig Orangensaft bringen? Vielleicht auch Kaffee oder
Weitere Kostenlose Bücher