Sie sind Dein Schicksal
Tropfen, weil der Wind die Feuchtigkeit des Regens von vorhin aus den Blättern schüttelte.
Ich schob die Tür ganz auf, machte sofort das Licht an und trat zur Seite, falls jemand vorhatte, sich auf mich zu stürzen. Es war niemand im Raum, aber was ich fand, war schlimmer. Viel schlimmer.
»Scheiße!«, schrie ich und schlug mit der Faust fest genug gegen die Tür, dass sie nach hinten gegen die Wand knallte.
Einige Möbel waren umgeworfen, ein Stuhl in Stücke geschlagen worden. All unsere Sachen waren aus den Schubladen gerissen und lagen auf dem Boden verteilt. Es sah aus, als würden all meine Unterhosen und BH s fehlen. Einige von Chaz’ Sachen lagen schwelend im Kamin, es waren nur noch ein paar verkohlte Stofffetzen und ein Teil eines Turnschuhs übrig. Daher kam der üble Geruch, der jetzt, wo ich in der Hütte war, noch um einiges schlimmer wurde. Ich hob den Arm, um mein Hemd als Filter über Mund und Nase zu ziehen. Viel half es nicht. Mein Handy lag in kleinen, rosafarbenen Stücken über den Küchentresen verteilt. Chaz’ Telefon war auf dem Tisch zerschlagen worden.
Der dünne Laptop, den ich von Arnold geliehen hatte, damit ich meine Mails checken konnte, lag umgedreht auf dem Boden. Der Akku fehlte, und ich konnte die Tasche mit dem Kabel und den USB -Anschlüssen nirgendwo entdecken. Zumindest war er nicht zerstört worden wie der Rest der Sachen im Zimmer. Überall auf dem Boden lag Kaffeepulver verteilt, während die Kaffeemaschine fest genug gegen die Wand geschlagen worden war, dass sie zum Teil darin feststeckte. Wie ein Wunder hatte die Kanne selbst überlebt. Die letzten Reste meines Morgenkaffees standen noch darin.
Wie benebelt ging ich durch den Raum und hob zerrissene Kleidung und ein misshandeltes Taschenbuch auf. Wer auch immer das getan hatte, hatte unsere Koffer selbst in Ruhe gelassen, also waren die Sachen, die wir nicht ausgepackt hatten, noch in Ordnung. Chaz würde nicht gerade glücklich darüber sein, dass die einzige Kleidung, die bei dem Einbruch nicht zerstört worden war, ausgerechnet die war, die er bei der Verwandlung zerreißen würde. Außer er wollte nackt unter dem aufgehenden Mond herumspringen.
Das war ein interessanter Gedanke.
Wer konnte das getan haben? Wer hasste mich oder Chaz genug, um etwas so Gemeines zu tun? Wenn man bedachte, dass der Mond jeden Moment aufgehen konnte, würde Chaz wahrscheinlich einen Wutanfall bekommen, sobald er das hier sah. Dann würde er sich verwandeln und auf der Jagd nach dem Übeltäter in den Wäldern verschwinden. Ich war mir nicht sicher, warum das geschehen war. Vielleicht versuchte jemand tatsächlich, ihn so wütend zu machen, dass er die Kontrolle verlor. Um ihn genug in Rage zu bringen, dass er mich verletzte? Unwahrscheinlich, aber trotzdem eine Möglichkeit, die ich nicht einfach verwerfen konnte. Jemand war sauer genug, um Unfrieden unter den Werwölfen zu verbreiten, aber noch war unklar, ob diese Sache hier darauf ausgerichtet war, mich, Chaz oder uns beide zu verletzen.
Als ich näher ans Bett kam, erstarrte ich vor Entsetzen. Ich konnte erkennen, dass die Laken und Decken an ein paar Stellen zerrissen waren. Krallenmale zogen sich über das Kopfende aus hellem Birkenholz, und sie waren so tief, dass sie es fast durchtrennt hätten. Es sah aus, als wäre etwas Großes, Monströses aufs Bett gesprungen, hätte seine Krallen in das Kopfende gerammt und sie dann nach unten gezogen, wie es eine Katze an einem Kratzbaum tat.
Sofort verwandelte sich mein ungläubiger Schock in Wut. Ich hätte darauf gewettet, dass Seth und seine Bande rüpelhafter Vandalen verantwortlich waren. Ein Wunder, dass sie ihr Revier nicht markiert hatten, dachte ich hasserfüllt, packte mir jedes Kleidungsstück und jeden Gegenstand, der vielleicht noch zu retten war, und legte sie auf das verwüstete Bett.
Ich hatte recht gehabt. Es sah aus, als wäre meine ganze Unterwäsche verschwunden. Vielleicht war sie mit Chaz’ Kleidung zu Asche verbrannt. Es schien so, als müsste ich den Rest meiner Tage hier unten rum nackt verbringen, außer es gab in der Ansammlung kleiner Läden, an denen wir auf der Hauptstraße des Städtchens vorbeigekommen waren, auch ein Kleidergeschäft. Es gab Leute, die das ganze Jahr über hier lebten, also musste auch ein Laden existieren, in dem sie Kleidung kaufen konnten.
Wir konnten heute Nacht nicht in dieser Hütte bleiben, aber ich wollte auch nicht die Flucht ergreifen und zurück in die Stadt
Weitere Kostenlose Bücher