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Sie sind Dein Schicksal

Sie sind Dein Schicksal

Titel: Sie sind Dein Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Haines
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verloren.
    Keiner von ihnen erwähnte die Geschehnisse der Vergangenheit auch nur mit einem Wort. Wir sprachen über Sport und Filme, und das half mir dabei, mich zu entspannen.
    »Am Freitag den Dreizehnten gibt es in der Stadt eine Sondervorstellung der Rocky Horror Picture Show . Wollt ihr mit?«, fragte Dillon und wirkte bei dem Gedanken viel zu aufgeregt. Die meisten von uns stöhnten nur. »Das wird sicher super!«
    »Du machst Witze.«
    »Oh, kommt schon! Das ist ein Klassiker!«
    Kimberly schüttelte den Kopf und schob sich eine künstlich blonde Locke aus dem Gesicht. »Ich weiß nicht. Tim Curry in Netzstrümpfen und Stöckel schuhen ist für meinen Geschmack ein wenig zu verstörend.«
    »Ich weiß genau, was du meinst«, sagte Sean und verzog das Gesicht.
    »Das erinnert mich ein bisschen zu sehr an Vampire. Ich frage mich, ob er wohl einer ist?«
    Darüber dachten wir alle eine Minute nach.
    »Ich habe gehört, dass du von einem Vamp gebunden wurdest.« Paula drehte sich plötzlich zu mir und zerstörte damit unser nettes Gespräch. Ihr Ton war eisig, was umso seltsamer war, wenn man bedachte, wie freundlich sie vorher gewesen war. »Ich habe in den Nachrichten gehört, dass du einen Vertrag unterschrieben hast und ein williger Höriger bist. Stimmt das?«
    Ich war entsetzt von der bösartigen Direktheit der Frage. Chaz’ Wut war fast greifbar, und sie wandte die Augen von mir ab und hob kapitulierend die Hände.
    »Das reicht, Paula. Wenn sie darüber sprechen will, tut sie es.«
    Obwohl sie in ihrem Stuhl in sich zusammensank, presste sie gleichzeitig giftig durch die Zähne hervor: »Ich bin der Meinung, dass wir das Recht haben zu erfahren, ob unser Rudelführer das Spielzeug eines Blutegels an unseren Tisch gebracht hat.«
    Alle am Tisch keuchten auf. Ich auch. Die Blicke, welche die anderen ihr zuwarfen, waren voller Entsetzen. Die Einzigen, die nicht reagierten, waren Dillon und Simon; sie schienen eher von Paulas Feindseligkeit überrascht als von ihren Worten, aber ich war mir sicher, dass das nur so war, weil sie bereits gewusst hatten, dass ich gebunden worden war.
    Chaz stand langsam auf und baute sich über der kleinen Frau auf. Bedächtig streckte er den Arm aus, bis er ihr Sweatshirt unter ihrem Kinn in einer Faust hielt. Dann zog er sie nah an sich heran, um ihr direkt ins Gesicht zu knurren. Sie riss überrascht die Augen auf, kämpfte aber nicht gegen ihn an. »Ich habe gesagt, es reicht. Sprich das nicht noch mal an.«
    Ich erhob mich ein wenig zittrig, ohne die neugierigen Seitenblicke der anderen zu beachten. »Ich gehe zurück in die Hütte. Ich sehe euch morgen.«
    »Shia, warte …« Chaz’ Enttäuschung war deutlich spürbar. Er ließ Paulas Hemd los, und sie sank wenig elegant in ihren Stuhl zurück. Alle sahen mich an. Die Mischung aus Unglauben und Abscheu auf ihren Gesichtern war einfach zu viel für mich. Ich schüttelte den Kopf, nahm mein Bier mit und eilte aus dem Raum.
    Sobald ich draußen war, atmete ich ein paarmal tief durch und versuchte, nicht zu heulen. Die Sonne war fast untergegangen, und zwischen den Bäumen lagen tiefe Schatten.
    Nach heute Nachmittag hätte ich niemals vermutet, dass Paula so gemein sein könnte. Wir hatten Billard gespielt und Beauty- und Fitness-Tipps ausgetauscht. Wir hatten uns über Filme und Musik unterhalten, nicht über das Rudel oder meine Vergangenheit. Sie hatte sich nichts von der Bösartigkeit anmerken lassen, die heute Abend in ihren Augen geleuchtet hatte. Bis zu diesem Moment hatte sie überwiegend geschwiegen, dann eine Gesprächspause genutzt, um ihren Kommentar mitten ins Schwarze zu setzen.
    Es war allgemein bekannt, dass Werwölfe und Vampire nicht miteinander auskamen. Ich hatte Bindungen an beide, aber ich versuchte, so wenig wie möglich darüber nachzudenken, dass ich sowohl an Royce als auch an Max mit Blut gebunden gewesen war. Ich war nicht ihr williges Spielzeug gewesen, aber gemessen an Paulas Reaktion schienen die meisten es trotzdem so zu sehen.
    Auch wenn dieser Teil meiner Vergangenheit kein richtiges Geheimnis war, fragte ich mich doch, warum das Thema jetzt aufgekommen war. Ich nippte an dem Bier in meiner Hand und wünschte mir, ich hätte etwas Stärkeres, während ich zugleich versuchte, den kalten Wind zu ignorieren. Sie hatte gesagt, sie hätte »gehört«, dass ich gebunden worden war. Die einzigen Leute, die hier von dieser Bindung wussten, waren Chaz, Simon und Dillon. Die Gruppe hatte sich nach

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