Sie sind Dein Schicksal
wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
Zögerlich packten die zwei Männer Chaz’ Oberarme und drückten ihn gegen den Baumstamm, auf dem wir vorher gesessen hatten, während sie entschuldigende Phrasen murmelten. Simon lehnte sich ungefragt auf seine Beine, und ich war dankbar für die Hilfe. Leise fluchend schloss Chaz die Augen und wartete auf das Unvermeidliche. Seine Miene und die Anspannung seiner Muskeln verrieten mir, dass er sich gegen den Schmerz stählte, wie andere Leute es vor einer Spritze beim Arzt taten. Es würde auf jeden Fall nicht lustig werden.
Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen, dann legte ich eine Hand um den Pfeilschaft. Ich wusste nicht, ob die Spitze Widerhaken hatte oder nicht. Das Geschoss herauszureißen konnte mehr Schaden anrich ten, als es dort zu belassen. Ich strich mit dem Rand von Chaz’ ruiniertem Hemd vorsichtig ein wenig Blut beiseite und musterte die Wunde in dem Versuch, unter dem geschwollenen, gereizten Fleisch einen Blick auf das Silber zu erhaschen. Igitt. Nur die Erinnerung daran, dass ich durch Max Carlyles Machenschaften schon viel Schlimmeres gesehen hatte, hielt mich davon ab, mich vor dieser Aufgabe zu drücken.
Die Pfeilspitze wirkte nicht, als hätte sie Widerhaken, aber ich war mir nicht sicher. Ich musste mir die Haare aus dem Gesicht schieben, um etwas sehen zu können. Das wechselnde Licht und die huschenden Schatten der Leute, die sich unruhig hinter mir bewegten, um ebenfalls einen Blick zu erhaschen, halfen mir auch nicht gerade dabei, besser zu sehen.
Der Pfeil war ziemlich tief eingedrungen, und obwohl das Silber die Wunde davon abhielt, sich zu schließen, war es doch schwer, um die Schwellung herum den besten Weg zu erkennen, um ihn zu ent fernen. Ich stemmte meine freie Hand ein kleines Stück unter dem Pfeil gegen Chaz’ Haut und nutzte die andere, um das Geschoss so sanft wie möglich zu entfernen.
Es kostete mich ein paar angestrengte Minuten. Plötzliche Muskelzuckungen sorgten dafür, dass ich den Jungs dankbar war, die Chaz festhielten. Aber schließlich löste sich der Pfeil aus dem Fleisch. Ich verzog das Gesicht, als ich mir den blutbesudelten Schaft ansah und bemerkte, dass das Silber noch einen guten Zentimeter hinter der eigentlichen Spitze weiterging, sodass sichergestellt war, dass eine schlimme Wunde entstand, die länger brauchen würde, um zu heilen. Für einen Werwolf von niedrigem Rang oder einen neuen Gestaltwandler wie Ethan wäre er tödlich gewesen.
Chaz blieb für einen Moment liegen und saugte rasselnd Luft in die Lungen, während die anderen zurückwichen, um ihm Raum zu geben. Schließlich kam er unter Stöhnen und Knurren auf die Beine, wobei er jede Hilfe der anderen abwehrte. Er presste eine Hand auf die immer noch blutende Wunde, machte sich aber sofort auf den Weg in Richtung der Bäume, gefolgt von den verbliebenen Werwölfen.
Trotz der Schmerzen lagen Wut und ein harter Befehlston in Chaz’ Stimme. Das Versprechen der Vergeltung, das darin mitschwang, sorgte fast dafür, dass mir derjenige, der das getan hatte, leidtat. Fast. »Wisst ihr, ob man den Angreifer schon gefunden hat?«
»Nein«, sagte jemand hinter uns. »Bis jetzt ist niemand aus dem Wald zurückgekommen. Sie suchen noch.«
Dillon berührte sanft meinen Arm, als ich Chaz folgen wollte, und sorgte so dafür, dass ich anhielt. »Du solltest jetzt reingehen. Lass uns das erledigen.«
»Sie kann sich um sich selbst kümmern«, sagte Chaz und warf einen kurzen Blick über die Schulter. »Wir brauchen vielleicht noch mal ihre Hilfe, wenn wieder Silber eingesetzt wird. Sorgt nur dafür, dass sie in Sicherheit ist.«
Dillon sah zwischen uns hin und her, bevor er mit den Schultern zuckte und mir für meinen Geschmack ein wenig zu dicht auf den Fersen folgte. Ich war es nicht gewohnt, einen Bodyguard zu haben, aber er wirkte entschlossen, im schlimmsten Fall eine Kugel oder einen Pfeil für mich einzustecken. Seltsam. Aber, um das Positive zu sehen, Chaz hatte Vertrauen in mich, wenn auch nicht unbedingt aus den Gründen, die ich mir wünschte. Das zumindest war beruhigend.
Einige der verwandelten Werwölfe schnüffelten am Rand des Parkplatzes herum, bevor sie sich durch die Bäume in ungefähr die Richtung bewegten, aus der der Schuss gekommen war. Chaz sprach sie an, als wir näher kamen, wahrscheinlich mehr meinetwegen als ihretwegen.
»Irgendwas gefunden?«
»Nein«, antwortete einer verwirrt. »Es gibt keine Spur. Nicht den Hauch
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