Sie und Allan
machte. Sie sprach nicht ein einziges Wort, sie schwenkte lediglich den Stab, deutete mit ihm auf die finsteren Horden Rezus, die ihren Weg mit Toten besäten, und begann sich uns mit einer gleitenden Bewegung zu nähern.
Jetzt erscholl von allen Seiten der Ruf: »Sie-die-befiehlt! Sie-die-befiehlt!« , während von der anderen Seite die Anhänger Rezus brüllten: » Lulala! Lulala! Flieht, Lulala ist über uns hergekommen, mit allen Zauberkräften des Mondes!«
Sie glitt vorwärts, und durch einen seltsamen Impuls – denn es wurde kein Befehl gegeben – begannen wir alle, ihr zu folgen. Ja, die Reihen der Krieger, die noch eben in wilder Panik zurückwichen, waren plötzlich von unerklärlichem Mut erfüllt und folgten ihr. Die Männer Rezus, und vielleicht sogar Rezu selbst, da ich ihn jetzt nicht mehr sah, zogen sich ungewöhnlich rasch über die Kanten des Plateaus auf die tiefer gelegene Ebene zurück. Es war eine panische Flucht, bei der sie über die Toten und die Sterbenden hinwegsprangen, und wir stürmten ihnen nach, der leuchtenden Gestalt Ayeshas folgend, die eine besonders ausdauernde Person sein mußte, da sie ohne irgendwelche Zeichen von Ermüdung immer zwei oder drei Schritte vor uns blieb.
Da war noch etwas Seltsames um diese Geschichte, nämlich daß es diesen Rezu-Kriegern, so sehr sie sich auch fürchten mochten, es nach der ersten Panik immer schwerer fiel, sich rasch zurückzuziehen. Sie blieben immer wieder stehen und starrten die ihnen folgende Vision an, als ob sie Tausende von Frauen Lots wären. Und viele von ihnen teilten auch das Schicksal jener Gestalt, da sie versteinert zu werden schienen und völlig reglos standen, wie von einer Schlange hypnotisierte Kaninchen, worauf unsere Leute über sie herfielen und sie töteten.
Dieses Töten setzte sich bis zum Boden des steilen Hanges von diesem Grat fort, bis nach meiner Schätzung zumindest zwei Drittel der Armee Rezus erledigt waren, da unsere Amahagger sich als sehr tüchtig erwiesen, wenn es darum ging, Feinde auszuschalten, die zu verängstigt waren, um noch kämpfen zu können, und sie genossen diese Beschäftigung, bei der sie von Sekunde zu Sekunde mehr Mut gewannen.
18
Der Tod Rezus
Endlich waren wir auf der Ebene, die verwirrte Armee Rezus noch immer vor uns wie eine verscheuchte Herde Wild, die von wilden Hunden verfolgt wurde. Hier hielten wir, um unsere Schlachtordnung neu zu formieren, und obwohl sie noch immer kein Wort sprach, schien es mir, als ob die glühende Ayesha mir das befohlen hätte. Dieses nahm etwa zwanzig Minuten in Anspruch, und dann drangen wir, etwa zweitausendfünfhundert Mann stark, denn die anderen waren im Kampf auf dem Plateau gefallen, weiter vor.
Am Horizont zeigte sich inzwischen jene graue Helligkeit, die dem Sonnenaufgang vorausgeht, und im ersten Licht des Tages konnte ich erkennen, daß die Schlacht noch nicht geschlagen war, denn vor uns stand eine Streitmacht, die der unseren zahlenmäßig noch immer ebenbürtig war. Ayesha deutete mit ihrem Stab darauf, und wir griffen an. Dort standen die Männer Rezus, die mit dem Aufdämmern des Tages aus ihrer Panik zu erwachen schienen.
Die Schlacht war bitter, eine sehr seltsame Schlacht in dem unsicheren Licht, das uns kaum Freund von Feind unterscheiden ließ. Und ich bin mir nicht sicher, ob wir sie gewonnen haben würden, da Ayesha nicht länger sichtbar war, um den Amahaggern Mut zu machen, und in dem Maß, in dem der Mut der Rezu-Krieger zunahm, schien der ihre mit dem Vergehen der Nacht zu schwinden. Glücklicherweise jedoch, als die Entscheidung in der Schwebe hing, hörte ich von links einen lauten Ruf und sah die hohe Gestalt Gorokos, des Medizinmannes, der, gefolgt von dem anderen Zulu und seinen zweihundertfünfzig Mann in die Flanke der Armee Rezus einbrach.
Das brachte die Entscheidung. Der Feind brach zusammen und tauchte unter, gerade als die ersten Strahlen der Sonne über den Horizont krochen. Ich blickte umher, um zu sehen, ob ich irgendwo Ayesha entdecken konnte, doch sie war verschwunden, wohin, wußte ich nicht, obwohl ich im ersten Moment fürchtete, daß sie in der Schlacht getötet worden sein könnte. Dann gab ich es auf, nach ihr zu schauen, da ich wußte, daß jetzt oder nie der Moment der Entscheidung gekommen war. Ich schrie und gestikulierte den Amahaggern zu, vorzugehen, und sprang gemeinsam mit Umslopogaas und Hans und Goroko, der sich uns angeschlossen hatte, vor, um ihnen ein Beispiel zu geben,
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