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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Wölfen auf dem Berg der Hexe jagte, gemeinsam mit meinem Bruder, dem Träger der Keule, die Wächter der Furten genannt wurde. Ich bin der, welcher ihn bezwang, der der Unbesiegbare hieß, Häuptling des Volkes der Axt, jenes, der die Axt vor mir trug; ich bin der, welcher den Stamm der Halakazi in seinen Höhlen vernichtete und sich Nada die Lilie zur Frau nahm. Ich bin der, welcher Dingaan eine Gabe brachte, die er nicht sehr mochte, und der diesen Dingaan später, gemeinsam mit Mopo, meinem Stiefvater, in den Tod schleuderte. Oho! Ich bin der Königliche, der Bulalio, der Schlächter genannt wird, und auch der Specht, und auch Umslopogazi, der Häuptling, vor dem noch nie ein Mann in fairem Kampf standgehalten hat. Und jetzt willst du Zauberer Rezu, du Riese, du Geistermensch, dich gegen mich stellen, doch bevor die Sonne eine Handbreit höher gestiegen ist, werden alle, die hier sind, sehen, wer von uns besser ist im Spiel des Krieges. Also komm jetzt! Komm, denn mein Blut kocht über, und meine Füße werden kalt. Komm, du grinsender Hund, du Monster, das sich mit Menschenfleisch mästet, du hakenschnabeliger Geier, du graubärtiger Wolf!«
    So intonierte er sein eigenes Lob, während seine beiden verbliebenen Zulus dazu in die Hände klatschten und Satz für Satz wie ein Echo wiederholten, und Goroko, der Medizinmann, hinter ihm Beschwörungen murmelte.
    Während er so sang, begann Umslopogaas sich zu bewegen. Zunächst bewegten sich nur sein Kopf und seine Schultern, schwangen von einer Seite zur anderen, wie ein Schilfrohr im Wind, oder wie eine Schlange, die kurz vor dem Vorschnellen ist. Dann stellte er langsam erst den einen Fuß vor, dann den anderen, und trat wieder zurück, wie es ein Tänzer tun mag, um Rezu zum Angriff zu reizen.
    Doch der Riese ließ sich nicht reizen; seinen Schild vor sich haltend stand er reglos und wartete ab, was dieser schwarze Krieger unternehmen würde.
    Die Schlange schnellte vor. Umslopogaas sprang auf ihn zu und ließ die langstielige Axt niedersausen. Rezu riß seinen Schild empor und fing den Schlag auf. Das helle Klingen des Schlages verriet mir, daß der Schild, der aus Leder zu sein schien, durch Eisen gepanzert war. Rezu schlug zurück, doch bevor die Axt niederfuhr, war der Zulu zurückgesprungen und außer Reichweite. Dies zeigte mir, über welche gewaltigen Kräfte der Riese verfügte, denn obwohl der Schlag so schwer war wie die Axt, die er trug, gelang es ihm, als er sah, daß er sein Ziel verfehlen würde, die Axt mitten im Zuschlagen abzufangen, was nur einem äußerst kräftigen Mann gelingen konnte.
    Umslopogaas sah das ebenfalls und änderte seine Taktik. Der Stiel seiner Axt war um sechs oder acht Zoll länger als der von Rezus Waffe, und deshalb hatte er eine größere Reichweite, denn der Riese war etwas kurzarmig. Er drehte sie in seiner Hand herum, so daß die mondsichelförmige Klinge nach oben wies, hielt sie mit ausgestrecktem Arm und begann, mit dem dornartigen Auswuchs ihres Endes auf Rezus Kopf und Arme zu zielen, ein beliebter Trick von ihm wie ich wußte, dem er seinen Beinamen ›Specht‹ verdankte. Rezu deckte seinen Kopf gegen die Schläge mit dem Schild ab, während der spitze Stahldorn um ihn herumzuckte.
    Zweimal schien es mir, als ob die Schläge des Zulu die Brust des Riesen getroffen hätten, doch wenn, so zeigten sie keinerlei Wirkung. Entweder verhinderte Rezus buschiger Bart oder ein darunter verborgener Panzer, daß sie seinen Körper trafen. Trotzdem brüllte er auf – aus Schmerz, oder aus Wut, oder beidem –, sprang auf Umslopogaas zu und ließ seine Axt mit aller Kraft niederfahren.
    Der Zulu fing den Schlag mit seinem Schild auf, den er durchschlug, als ob das harte Leder nur Papier wäre. Aufhalten konnte er den fürchterlichen Schlag nicht, doch lenkte er ihn ab, so daß die Axt an Umslopogaas' Schulter vorbeifuhr, ohne ihn zu verletzen. Im nächsten Augenblick, bevor Rezu erneut zuschlagen konnte, warf der Zulu ihm den zerfetzten Schild ins Gesicht, packte die Axt mit beiden Händen und schlug mit aller Kraft zu. Es war ein gewaltiger Hieb, denn ich sah, daß der Rhinozeroshorn-Stiel der berühmten Axt sich durchbog wie ein gespannter Bogen, als die Schneide mit dumpfem Dröhnen Rezus Brust traf. Er taumelte ein wenig, doch nicht mehr. Offensichtlich hatte die scharfe Schneide von Inkosikaas seine Haut nicht durchschlagen können. Es gab ein Geräusch, als ob ein hohler Baumstamm getroffen worden wäre, und ein paar

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