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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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sehen, was los war. Hans, sollte ich erwähnen, war derselbe Hottentotte, der mich seit den Tagen meines Vaters auf den meisten meiner Reisen begleitet hatte. Er war bei mir, als ich als junger Bursche Retief zu Dingaans Kraal begleitete, und wie ich um Haaresbreite dem Massaker entkam. {*} Viele Abenteuer hatten Retief und ich gemeinsam bestanden, wie das im Land des Elfenbeinkindes, wo er den großen Elefantengott Jana erschlug und er selbst den Tod fand. Doch von dieser Reise träumten wir in jenen Tagen noch nicht.
    Was alles andere betraf, war Hans ein Mensch ohne jede Prinzipien, doch, wie die Buren sagen, ›so schlau wie eine Steige Affen‹. Außerdem trank er, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Er hatte jedoch eine gute Eigenschaft: kein Mensch war treuer als er, und man kann vielleicht sogar sagen, daß kein anderer Mensch, sei es ein Mann oder eine Frau, mich jemals unverdienterweise so geliebt hat wie er. In seiner Erscheinung ähnelte er einem alten, verschlissenen Mantelpavian: sein Gesicht war faltig wie eine Dörrpflaume, und seine raschen, kleinen Augen waren blutunterlaufen. Ich habe nie gewußt, wie alt er war, er wußte es wahrscheinlich selbst nicht, doch die Jahre hatten ihn so zäh wie eine Peitschenschnur gemacht und absolut unermüdbar. Schließlich war er der wahrscheinlich beste Fährtensucher, den ich je kannte, und bis zu einer Entfernung von einhundertfünfzig Metern ein tödlicher Schütze, besonders mit meiner einläufigen Frontlader-Flinte von Purdey, die er Intombi, d.h. ›Jungfrau‹ nannte. Doch von dieser Flinte habe ich bereits in dem Roman ›Die Heilige Blume‹ und an anderen Stellen berichtet.
    »Was gibt es, Baas?« fragte er. »Hier sind doch keine Löwen, und auch kein Wild.«
    »Sieh auf die andere Seite des Gebüsches, Hans.«
    Er ging um das Gebüsch herum, schlug in seiner gewohnten Vorsicht einen weiten Bogen, und sah dann die Schlange, die, wenn ich mich recht erinnere, die größte Mamba war, die ich je getötet habe, und blieb plötzlich reglos stehen, in einer Haltung, die mich an einen Vorstehhund erinnerte, der Wild wittert. Nachdem er sich versichert hatte, daß die Schlange tot war, sagte er: »Schwarze Mamba, oder so würdest du sie nennen, doch ich weiß, daß es etwas anderes ist.«
    »Was denn, Hans?«
    »Einer der Geister des alten Medizinmannes Zikali, die er am Eingang dieses Kloof aufgestellt hat, damit sie ihm sagen, wer kommt und wer geht. Ich kenne diese Schlange gut, und andere auch. Ich sah sie gestern nacht hinter einem Stein sitzen und lauschen, als du im Kloof warst und mit dem Öffner von Straßen sprachst.«
    »Dann hat Zikali jetzt eben einen Geist weniger«, antwortete ich lachend, »und vielleicht wird er ihn unter den vielen nicht einmal vermissen. Geschieht ihm nur recht, warum hat er das Biest auf mich losgelassen.«
    »Richtig, Baas. Er wird wütend sein. Ich frage mich nur, warum er das getan hat«, setzte er mißtrauisch hinzu, »da er doch ein so großer Freund von dir ist.«
    »Er hat es nicht getan, Hans. Diese Schlangen sind sehr bösartig und angriffslustig, das ist alles.«
    Hans ignorierte meine Bemerkung, die er wahrscheinlich für das Gerede eines weißen Mannes hielt, der von nichts eine Ahnung hat, rollte jedoch seine gelben, blutunterlaufenen Augen, als ob er nach einer Erklärung suchte. Schließlich fiel ihr Blick auf das Elfenbein, das ich um den Hals trug, und er fuhr zusammen.
    »Warum trägst du dieses hübsche Ebenbild des Großen über deinem Herzen, wie du es in der Vergangenheit nur mit Dingen getan hast, die Frauen gehörten, Baas? Weißt du, daß dies Zikalis Große Medizin ist, wie jeder im ganzen Lande weiß? Wenn Zikali einen Befehl in sehr weit entfernt liegende Gebiete schickt, schickt er immer dieses Abbild mit, so daß derjenige, der den Befehl erhält, ihm gehorchen muß oder stirbt. Und der Bote weiß, daß ihm nichts geschehen kann, solange er es nicht ablegt, weil, Baas, dieses Abbild Zikali selbst ist, und Zikali das Abbild. Sie sind ein und dasselbe. Außerdem ist es auch das Abbild von seines Vaters Vater – sagte er jedenfalls.«
    »Dies ist eine seltsame Geschichte«, sagte ich, und dann erzählte ich Hans soviel, wie ich es für richtig hielt, von diesem schrecklichen, kleinen Talisman, der in meinen Besitz gekommen war.
    Hans nickte, ohne irgendwelche Überraschung zu zeigen.
    »Also gehen wir auf eine lange Reise«, sagte er. »Gut. Es wird auch langsam Zeit, daß wir etwas anderes

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