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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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daß wir ihn morgen früh überqueren werden«, antwortete ich mit einer Festigkeit, die, wie ich las, einen charakterstarken Mann verrät, »und ich habe nicht vor, mein Vorhaben zu ändern.«
    »Nein, Baas, aber manchmal werden andere Dinge geändert. Möchte der Baas die Antilopenkeule zum Abendessen oder das Zeug in der zerbeulten Konservendose, die wir vor zwei Jahren in einem Laden gekauft haben? An der Antilopenkeule sind die Fliegen gewesen, aber ich habe die Teile, in denen die Maden saßen, herausgeschnitten und selbst gegessen.«
    Hans hatte recht, die Dinge ändern sich, besonders das Wetter. In dieser Nacht setzte völlig unerwartet, denn als ich schlafen ging – war der Himmel noch völlig klar – ein entsetzlicher Regen ein, der mit kurzen Unterbrechungen drei volle Tage anhielt und dessen Ende nicht abzusehen war. Es erübrigt sich zu sagen, daß der Fluß, den wir an jenem Abend ohne jede Schwierigkeiten hätten durchqueren können, am nächsten Morgen ein reißender Strom war und es mehrere Wochen lang blieb.
    Aus Verzweiflung treckte ich schließlich nach Süden, wo sich eine bessere Furt befinden sollte, fand sie jedoch ebenfalls unpassierbar und fuhr noch ein Dutzend Meilen weiter, was bei dem aufgeweichten Boden nicht einfach war. Aber schließlich fanden wir eine Stelle, die passierbar schien, und wir kamen auch ein gutes Stück voran, als plötzlich eins der Wagenräder in ein Loch sackte und wir mitten im Fluß festsaßen. Wahrscheinlich würde der Wagen, oder was von ihm übrig war, noch heute dort festhängen, wenn es mir nicht gelungen wäre, von einem christlichen Kaffern, der in der Nähe wohnte, ein paar zusätzliche Ochsen zu leihen, mit deren Hilfe wir den Wagen an das Ufer zurückzogen, von dem wir gekommen waren.
    In diesem Land, in dem ich diese Zeilen schreibe, in England, gibt es überall Brücken, und niemand scheint ihren Wert so recht zu schätzen. Wenn die Menschen überhaupt einmal an sie denken, so nur, um sich über ihre Unterhaltskosten zu beschweren. Ich wünschte, sie würden einmal am eigenen Leib erfahren, was das Fehlen von ihnen bedeutet, besonders in einem wilden Land und während der Regenzeit, und das gleiche gilt für Straßen. Sie sollten Ihrem Glück dankbar sein, meine Freunde (so wie die alte Frau, die ihrer mit dem Schicksal hadernden Tochter, die zweimal hintereinander Zwillinge geboren hatte, sagte, daß sie ja auch Drillinge hätte bekommen können).
    Um zum Thema zurückzukehren: nach diesem Fiasko erklärte ich mich geschlagen und gab mein Vorhaben auf, bis zu einer Zeit, wo es der Vorsehung gefallen würde, den Wasserhahn zuzudrehen. Als wir außer Sicht dieses schrecklichen Flusses waren, dessen ständiges Gurgeln mich an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte, suchte ich mir eine relativ trockene Stelle, von der man eine weite Strecke wunderbaren Velds überblicken konnte. Gegen Sonnenuntergang rissen die Wolken auf, und ich sah in einer Entfernung von etwa zwei Meilen einen ganz außergewöhnlichen Berg, dessen untere Hänge mit dichtem Wald bewachsen waren. Sein oberer Teil, der aus kahlem Fels bestand, sah aus wie ein sitzender Mensch, dessen Kinn auf der Brust ruht. Dort war der Kopf, dort waren die Arme, dort waren die Knie. Ehrlich gesagt erinnerte mich dieses Bergmassiv stark an das Abbild von Zikali, das an meiner Brust hing, aber noch mehr an Zikali selbst.
    »Wie wird er genannt?« fragte ich Hans und deutete auf diesen seltsamen Berg, der im roten Licht der untergehenden Sonne erglühte, die zwischen den Regenwolken hervorgebrochen war, und ihn noch unheimlicher erscheinen ließ als zuvor.
    »Das ist der Hexen-Berg, Baas, wo Häuptling Umslopogaas und ein Blutsbruder von ihm, der eine große Keule trug, zusammen mit den Wölfen jagten. Er wird von Geistern beherrscht, und in einer Höhle nahe seinem Gipfel liegen die Knochen von Nada, der Lilie, der schönen Frau, deren Name ein Lied ist, sie, die die Liebe von Umslopogaas war.«
    »Unsinn«, sagte ich, obwohl ich einiges von dieser Geschichte gehört hatte und mich erinnerte, daß Zikali diese Nada erwähnt und ihre Schönheit mit einer verglichen hatte, die ich einst kannte.
    »Wo lebt dieser Häuptling Umslopogaas?«
    »Man sagt, daß sein Kraal ein Stück weiter auf dieser Ebene liegt, Baas. Er wird der Ort der Axt genannt und ist stark gesichert, fast ganz von einem Fluß umgeben, und seine Leute sind das Volk der Axt. Sie sind gewaltige Krieger, und das ganze Land um sie herum ist

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