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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Ihr nicht hier bleiben und mich heiraten werdet, denn falls ich jemals einen Ehemann erwählen sollte, so bestimmt nicht einen so kleinen Mann, der vor der Tür steht, und an dessen Herz schon die Hände so vieler Frauen angeklopft haben, ja, selbst solcher, die schwarz sind, und zumeist nicht vergebens, wie ich glaube. Ein Mann, noch dazu, der sich für so klug hält, daß er glaubt, nichts mehr lernen zu müssen, und der in jeder Blume der Wahrheit, die man ihm zeigt, ganz gleich, wie schön oder selten sie sein mag, nur Gift riecht und allein die häßliche Wurzel der Lüge sieht, die sich vom Verfall ernährt. Sagt ihm meine Worte, Allan, wenn es Euch gefällt.«
    »Es gefällt mir nicht!« sagte ich, wütend über ihre Beleidigungen.
    »Das ist auch nicht nötig, Allan, da ich, wenn ich die Bedeutung der Worte, die Ihr in jener barbarischen Sprache gesagt habt, richtig verstanden habe, Ihr es ihm bereits gesagt habt. Doch lassen wir den Scherz beiseite, o Mann, der am wenigsten von allem danach verlangt, Ayeshas Ehemann zu sein, und den Ayesha als letzten zu ihrem Gemahl erwählen würde, und fragt den Axt-Träger nichts mehr, da ich sehe, daß er ohne Euch nicht in Kôr bleiben wird. Und es ist auch nicht bestimmt, daß er bleiben soll, denn jetzt verrät mir mein Geist, was er bisher vor mir verborgen hielt, nämlich, daß dieser Krieger in einem großen Kampf sterben wird, der weit entfernt von hier ausgetragen werden wird, und daß zwischen jetzt und dann viel Leid auf ihn wartet, der nicht weiß, mit der Ausnahme bei der Einen, wie man die Liebe einer Frau erringt. Nun laßt ihn nur noch sagen, welche Belohnung er für seine Dienste verlangt, und wenn ich sie ihm geben kann, so soll sie ihm gehören.«
    Wieder übersetzte ich. Umslopogaas hörte sich ihre Prophezeiungen in stoischer Ruhe an, sogar mit Gleichgültigkeit, wie es mir erschien, und sagte zur Antwort nur: »Der Ruhm, den ich gewonnen habe, ist die einzige Belohnung, die ich mir selbst erringen wollte, und die einzige, die ich aus den Händen dieser Königin erwarte, ist, daß sie mir, so sie es kann, den Anblick jener Frau verschafft, nach der mein Herz hungert, und mit diesem Anblick die Gewißheit, daß diese Frau in jenem Lande lebt, in das ich einstens reisen werde, wie alle Menschen.«
    Als Ayesha diese Worte vernommen hatte, sagte sie: »Das ist wahr, ich hatte es vergessen. Und Euer Herz ist auch hungrig, o Allan, wie ich glaube, nach dem Anblick mehrerer Gesichter, die Ihr nicht mehr seht. Nun, ich will mein Bestes tun, doch da allein der Glaube Erfüllung bringt, und wenn ich für jemand, der so ungläubig ist wie Ihr, Allan, versuche, die Pforten des Dunkels aufzustoßen, wie kann ich dann wissen, ob sie sich auf mein Wort öffnen werden? Doch kommt zu mir, Ihr beiden, morgen, wenn die Sonne untergeht.«
    Dann winkte sie mit der Hand, zum Zeichen, daß das Gespräch beendet sei, trat zu den Verwundeten und berührte sie der Reihe nach.
    »Jetzt werdet ihr sehr rasch gesunden«, sagte sie, wandte sich um und war im Dunkel verschwunden, bevor ich ihr zu folgen vermochte.

20
     
    Die Pforte des Todes
     
     
    Bevor ich schlafen ging, untersuchte ich die verwundeten Männer noch selbst, ehrlich gesagt nur, um festzustellen, wann sie wieder marschfähig sein würden, so daß wir diesen Krater von Kôr verlassen konnten, dessen ich recht müde geworden war. Wer mochte auch schon an einem Ort verweilen, an dem er nicht nur in harte, zweifelhafte und äußerst gefährliche Kämpfe verwickelt worden war, an denen nicht das geringste persönliche Interesse vorlag, durch die er jedoch in ein perfektes Spinnennetz der Verwirrungen eingewebt wurde, und bei denen er noch dazu laufend Beleidigungen über sich ergehen lassen mußte?
    Denn dies ist es, was der Kern des Ganzen war: Diese Ayesha nahm jede Gelegenheit wahr, mich zu verspotten und zu demütigen. Und warum? Nur weil ich es mir gestattete, gewisse Zweifel über ihre erstaunlichen Geschichten zu hegen – was sie irgendwie herausfand –, mit denen sie mich vollstopfte, so wie eine Bauersfrau eine Gans nudelt. Wie konnte sie von mir, der ich schließlich ein Mann mit einiger Erfahrung war, erwarten, daß ich ihr solche Lügen abnehmen würde, wobei sie mir auch noch vor weniger als einer halben Stunde äußerst kühl und sachlich selbst eingestanden hatte, daß es Lügen seien, die sie mir aus reiner Freude am Spiel der Phantasie auftischte?
    Dieser unsterbliche Rezu, zum Beispiel, der vom

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